STAR WARS in Concert – Das Erwachen der Macht in der Isarphilharmonie (Kritik)

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Endlich einmal eine würdige Zelebrierung des Phänomens STAR WARS! Das durfte der nicht gerade un-nerdige Anhänger des George Lucas Universums an diesem 10. Februar 2023 in der Isarphilharmonie erleben. Wo viele Veranstalter sich wenig bis keine Mühe geben, das Fan-Herz über die eigentliche Vorstellung hinaus zu beglücken, da wurde einem hier einmal richtiges Comic-Con Feeling angeboten. So standen in der Halle vor dem Bühneneingang einige unsere liebsten Figuren aus dem großen Epos für Selfies und Videos bereit. Wenn Darth Vader einen persönlich mit langem Fingerzeig als Auserwählten für das nächste Foto markiert, wird einem schon etwas zittrig um die Knie. Diesen Moment dann in Pose zwischen ein paar Sturmtrupplern festhalten zu können stimmte auch den letzten Besucher der Veranstaltung hervorragend für die kommende Vorstellung ein.

Ehrfürchtiges Staunen macht sich breit, als das Pilsen Philharmonic Orchestra unter der Leitung von Ben Palmer in abgestimmter Reihenfolge und Formation seine Plätze auf der erhöhten Bühne der Isarphilharmonie einnimmt. Die Vorstellung beginnt pünktlich um 19:30 Uhr ganz ungestört durch Werbeblocks, um die man bei einem normalen Kinobesuch nicht herumkäme. Das gewohnte Dröhnen des Intros für die Dolby-Anlage wird abgelöst von dem verheißungsvollen Stimmen der Instrumente. Passend zu dieser klaren kalten Nacht im Februar erscheint mit dem ersten altbekannten und in seiner Plötzlichkeit fast umwerfend kraftvollen Takt des Orchesters der sternenbesetzte Weltraum auf der Großbildleinwand über der Bühne. Darauf prangen in gelben Lettern diejenigen zwei Worte, die seit Jahrzehnten Menschen über Kontinente und Generationen hinweg verbinden: STAR WARS.

Gezeigt wird der erste Teil der neuesten Trilogie des STAR WARS Epos, nämlich Episode VII – Das Erwachen der Macht. Im Jahr 2015 erschienen, beginnt diese wie alle Episoden mit der altbekannten Zusammenfassung der zwischenzeitlichen Ereignisse, die sich als gelbe Schrift langsam in den Weltraum verflüchtigt. Die Zuschauer bekommen hier erstmals die Gelegenheit das optische Zusammenspiel von Film und Musik zu bestaunen. Oben die riesige Leinwand, die auch den Zuschauern auf den hintersten Plätzen noch ein einwandfreies Kinoerlebnis vermittelt, und unten die wogenden Bewegungen der Streichinstrumente in vorderster Front – in der Mitte Dirigent Ben Palmer. Wer sich fragt, wie das musikalische Zusammenspiel eines Live-Orchesters und eines Filmes abläuft, den man nicht mal eben anhalten oder verlangsamen kann, so lautet die Antwort wohl: Können. Und viel Übung, sowie eine hervorragende dirigentische Leistung. Ausgestattet mit einem Tablet, auf dem der Film in seinem Blickfeld spielt und der die Einsätze anzeigt, schafft es Ben Palmer trotz maximaler Ablenkung nahtlose Übergänge zu schaffen zwischen Szenen mit und ohne musikalische Untermalung. Dabei läuft die Tonspur für Dialog und Spezialeffekte getrennt von der Tonspur für Musik, die komplett herausgenommen wurde. Über den gesamten Film wird die Musik allein von den Live-Instrumenten auf der Bühne gespielt.

Und was für eine Dimension hierdurch entsteht, kann man sich erst vorstellen, wenn man es einmal an der eigenen Haut zu spüren bekommen hat. Die Vibrationen, die in den unterschiedlichen Tonhöhen durch den Konzertsaal fegen, vermag keine Dolby Atmos-Anlage der Welt nachzuahmen.  Sicherlich kann man sich nicht die volle Spielzeit über sowohl auf den Film als auch auf die musikalische Darbietung konzentrieren. So schweift der Blick zuweilen von der Leinwand ab, um die Virtuosität echter Konzertmusiker zu bewundern oder bleibt an der spannenden Handlung des Filmes derart haften, dass man gar nicht mitbekommt, wann das Orchester nach der Dialogpause wieder angefangen hat zu spielen. Das ist jedoch nicht weiter störend, sondern macht gerade die Besonderheit dieses Erlebnisses aus. Es ist eben im wahrsten Sinne des Wortes reizvoller, als sich einen Film einfach so anzuschauen.

Der Film selbst vermag natürlich die Fanbase zu spalten. Einige mögen eine Fortsetzung und den Verkauf von Lucas Films an Disney für den falschen Weg gehalten haben, doch das Ergebnis ist am Ende, was zählt. Und das ist ein kraftvoller, sehr unterhaltsamer Streifen, der zuweilen an Spannung kaum zu überbieten ist und ganz einfach ein Wiedersehen mit den uns lieb gewonnenen Figuren aus der Original-Trilogie wie Han Solo, Leia, Chewbacca und sogar C-3PO ermöglicht. Eine Geschichte von der Suche nach der eigenen Bestimmung, weg von der Vergangenheit und hin zu neuen Ufern. Der Zuschauer erlebt das Treffen mit der jungen Rey, unserer neuen Heldin der aktuellen Trilogie, dem virtuosen Piloten Poe und dem ehemaligen Sturmtruppler Finn. Die aktuelle Mission: Die bösen Machenschaften des neuen Terrorregimes der Ersten Ordnung und Befehlshabers Kylo Ren zu durchkreuzen.

In der Pause zur Halbzeit und besonders beim Abspann mit den ellenlangen Credits, die ein so aufwendig produzierter Streifen mit sich bringt, kann das Pilsen Philharmonic Orchestra am Ende nochmal ungestört von filmischen Eindrücken sein ganzes Können zeigen. Und das tut es auch – mit rhythmischer Brillanz und ganz zu Ehren des großen John Williams.

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