Vogelfrei – Schandmaul im Circus Krone (Konzertbericht)

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Die Spielbarden aus dem Münchner Umland, teilweise aus der Stadt selbst, sind wieder am Ort ihrer Entstehung! Schandmaul betouren derzeit ihr neues Album „Artus“ und machen natürlich auch in München Halt, am 3. November im Circus Krone. Ihre Wahl, erstmals seit Jahren nicht mehr das Zenith zu bespielen, ist eine kluge – die Sitzplätze nehmen die Fans ebenso dankbar auf wie die reichlichen Stehplätze. Dass es bei der deutlich kleineren Kapazität fast ausverkauft ist? Kein Wunder – auch ihr aktuelles Album hat mit Platz #2 wieder die Album-Charts gestürmt. Und sowieso: der Krone-Bau ist deutlich schöner, die Akustik fantastisch.

Den Anfang machen allerdings erst einmal dArtagnan. Die Musketier-Rocker, die sich nicht davor scheuen, in diversen Schlagersendungen aufzutreten, ersetzen den eigentlichen Support Vroudenspil, der allerdings im Rahmen des Tanzt!-Festival am 16. November im Backstage zu bewundern ist. Nun machen aber die Mannen um Frontmann Ben Metzner, der seit seiner Doppeltätigkeit hier und bei Feuerschwanz gut ausgelastet ist, ordentlich Stimmung bei den Fans. Zwar ist es musikalisch fast etwas zu poppig und hier und da deutlich zu kitschig, dennoch erfüllen die Musiker mit ihrem Folk-Rock den wunderbaren Zweck einer Vorband – ein 50-minütiger Einstimmer auf das Kommende.

Setlist: Sprengt die Ketten / Flucht nach vorn / Chanson de Roland / Was wollen wir trinken / Endlich frei / Strafe muss sein / In jener Nacht / Heldenlied / Wallenstein / Meine Liebste, Jolie

Das Kommende in Form von Schandmaul entert dann um 20:40 Uhr die Bühne. Beim Opener „Der Meisterdieb“ muss man Sänger Thomas Lindner allerdings erst einmal suchen, er schleicht im Dunkeln umher und scheint jeglichen Scheinwerfer zu meiden, der ihn kurz sichtbar machen würde. Immerhin legt er dieses Versteckspiel schnell ab – spätestens zu „Auf und Davon“, das irrsinnig mitreißende Stück vom aktuellen Album, ist die Band auf der wunderbar belichteten Bühne, von der auch durchaus starker Sound dröhnt. Das ist bei Bands wie Schandmaul nicht selbstverständlich – die unzähligen Instrumente sind aber gut hörbar, wenngleich die Frontstimme immer wieder schwer verständlich bleibt, was weniger an der Tontechnik als der eigenwilligen Gesangstechnik von Lindner liegt.

Schandmaul gelten seit eh und je als erfolgreiche Festival-Band auf den großen Publikumsmagneten wie Wacken oder Summer Breeze. Kein Wunder also, dass sie über die Jahre, mittlerweile sogar Jahrzehnte hinweg konstant größer und bekannter wurden, sodass sie mittlerweile in ganz Deutschland Hallen füllen, die die 2000 Besucher fast durchgehend überschreiten. In München, ihrer Heimatstadt, ist das schon fast selbstverständlich – der Krone Bau ist bis auf wenige Plätze ausverkauft, die Stimmung bestens. Die Band dankt es mit witzigen Einlagen wie Tänzelschritten und Mitsingchören bei „Teufelsweib“ als auch Sprung-Tiraden bei „Vogelfrei“. Extrem witzig: bei „Der Totengräber“ kommen einige Puppenspieler die Bühne. Die Spielleute wissen eben auch nach vielen Jahren immer noch vollkommen zu überzeugen. Nach rund 130 Minuten enden die Geschichten in Musikform – bis zum nächsten Mal!

Setlist: Der Meisterdieb / Herren der Winde / Hexeneinmaleins / Auf und Davon / Geisterschiff / Froschkönig / Bunt und nicht braun / Vagabunden / Leuchtfeuer / Euch zum Geleit / Der Kapitän / Der Totengräber / Der Teufel… / Teufelsweib / Drachentöter / Der Hofnarr / Vogelfrei / WalpurgnisnachtZugaben: Die Tafelrunde / Der Gral / Die Insel / Dein Anblick / Willst Du?

Bericht: Ludwig Stadler
Fotos: Petra Schönberger von Events For You