Schönen Valentinstag, Schatz! Was machen wir denn heute Romantisches?
– „Sex! / Blasphemy, heresy / Orgy and sodomy“!!!
Jawohl, nehmt eure Pralinen und den Gutschein für eine Rückenmassage und opfert sie auf den Altären des Gehörnten – welcher an diesem 14. Februar dreimal an diesen seinen Schädelauswüchsen gepackt und zum frohen Veitstanz aufgefordert wird. Wo? In der Backstage Halle, die dem in sich durchaus differenten Trio aus Svart Crown, Carach Angren und Rotting Christ den perfekten kompakten Großraum bietet, den es zur erfolgreichen Freisetzung und Übertragung seiner hartmetallischen Energien braucht.
Als Svart Crown pünktlich um 20 Uhr vors Publikum treten, füllt dieses die Halle schon gut an – und honoriert den astreinen Auftritt der Franzosen, der einzig durch einen etwas laschen Sound beeinträchtigt ist, mit ordentlichem Beifall. Nach einer dreiviertel Stunde verblackten Death Metals räumt die Band um den tierisch-wilden Fronter JB Le Bail die Bühne für eine ganz andere Veranstaltung:
Was soll man bei einem Konzert von Carach Angren machen? Headbangen, mitsingen, kreischen, herzlich lachen? Alle (beobachtbaren) Reaktionen scheinen gerechtfertigt – man stelle sich das in etwa so vor: Keyboarder Clemens „Ardek“ Wijers Instrument ist an einem hydraulischen Arm befestigt, der wie ein Jahrmarkts-Fahrgeschäft durch die Luft fährt, während der Herr des virtuellen Orchesters, das den Sound Symphonic Black Metaller bestimmt, mit einer Hand auf den Tasten herumfuhrwerkt und mit der anderen die Pommesgabel in die Luft reckt. Doch das Hauptgeschehen spielt sich an seiner Seite ab: Dort geriert sich Sänger Seregor als verrückter, Corpsepaint-Impresario, als Pennywise‘scher Exaltatus, der sogar manche Zwischenansagen in Reimform formuliert, zwischenzeitlich mit einer monströsen Krone samt Totenkopfmaske auftaucht und so sehr in seinem – ganz eigenen – Element ist, dass er fast etwas fehl am Platze wirkt. Auf welche Schulter man die holländische Geisterbahn auch nimmt, ihr Auftritt ist tadellos, die Songs vom neuen Album „Dance and Love amongst the Rotten“ machen im raueren Live-Gewand eine gute Figur neben Klassikern wie „When Crows Tick on Windows“, „Bitte Tötet Mich“ oder dem das Set beschließenden „Bloodstains on the Captain‘s Log“.
Setlist: Charlie / The Carriage Wheel Murder / When Crows Tick on Windows / Pitch Black Box / Bitte Tötet Mich / Blood Queen / Lingering in an Imprint Haunting / Sir John / In De Naam Van De Duivel / Charles Francis Coghlan / Bloodstains on the Captain’s Log
Wäre es nicht schon an der Dichte von T-Shirts und Patches abzusehen gewesen, so ist spätestens von der ersten Note von „Κατά τον δαίμονα του εαυτού“ an klar, dass Rotting Christ diejenigen sind, derentwegen die Halle voll ist. Rotierende Haare, pumpende Fäuste, später auch moshendes Zusammenkommen: Die Zuschauerschaft bildet eine vitale, kraftstrotzende Einheit – ebenso wie die Band. Die altgediente Formation um Themis (Drums) und Sakis Tolis (Gitarre, Gesang) schlägt unfehlbar einen Nagel nach dem anderen in dieses Live-Brett. Erfahrene Kunsthandwerker sind das, die ihre Sache sichtlich ernst nehmen und gleichzeitig Spaß daran haben können. Und die keine überlange Spielzeit nötig haben, um sich zu beweisen: Nach etwas mehr als einer Stunde gibt‘s noch das unvermeidliche „Non Serviam“ als Zugabe – und gut ist es.
Gut war es wirklich, gut und intensiv, was die Führer der Hellenic Black Metal Legions anbelangt, gut, spannend und sehr abwechslungsreich im Hinblick auf den Abend als Ganzes.
Setlist: Devadevam / Kata ton Demona Eautou / Demonon Vrosis / Elthe Kyrie / Apage Satana / The Sign of Evil Existence / Transform All Suffering Into Plagues / The Forest of N’Gai / Societas Satanas / In Yumen-Xibalba / Grandis Spiritus Diavolos – Zugabe: 666 / Non Serviam
Bericht: Tobias Jehle
Schreibe einen Kommentar