Robin Hood (2018) – Filmkritik

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© STUDIOCANAL

Regisseur/in: Otto Bathurst

Genre: Action, Abenteuer, Romanze

Produktionsland: USA

Kinostart: 10. Jan. 2019

Laufzeit: 1 Std. 56 Min.

 

 

Leider wird „Robin Hood (2018)“ eher eine bittere Enttäuschung für alle Fans des beliebten Rächers darstellen, als irgendetwas anderes. Regisseur Otto Bathurst, der bisher nur einzelne Folgen von Serien wie „Black Mirror“ und „Peaky Blinders“ produzierte, schuf hier als sein Kinodebüt eine Version von Robin Hood, die man ganz sicher zu keiner Art von Klassikern zählen wird. Weder der guten Art, noch der trashigen „Sharknado“-Art. Ein höchst aufwendig produzierter Streifen mit zahlreichen bekannten und hochdekorierten Schauspielern, der leider an allen Ecken und Enden zu wünschen übriglässt. Angefangen bei der dürftigen Story (Ben Chandler), über die inhaltslosen Dialoge, bis zu den völlig überzogenen Actionszenen. Wer sich schon einmal gefragt hat, wie The Fast and the Furious“ wohl auf Pferden aussehen würde, der bekommt eine ziemlich gute Ahnung hiervon vermittelt, wenn er lange genug durchhält, um zum letzten Drittel des Filmes zu kommen. Nicht einmal ein, sich aus der Versenkung retten wollender Jamie Foxx (Oscar für seine Hauptrolle in „Ray“) kann in der Rolle des Little John überzeugen. Allerhöchstens als eingeschworenes Fangirl Taron Egertons (Robin von Loxley) könnte man sich überlegen sich diesem bemüht auf modern getrimmten, mit viel CGI aufgerüschten Action-Debakel auszusetzen.

Robin von Loxley, der bereits zu Beginn seine Marian (Eve Hewson) für sich gewinnt, wird auf Geheiß des Scheriffs von Nottingham (Ben Mendelsohn) unvermittelt irgendwo nach Arabien in die Kreuzzüge geschickt. Als er wieder zurückkehrt, erkennt er seine eigene Heimat nicht mehr. Das von Korruption gezeichnete Land, das insgeheim von Klerikern regiert wird, beutet die Ärmsten aus, während die Oberschicht im Luxus schwelgt. Der böse Nottingham hat die Stadt und ihre Bewohner fest in seinem Würgegriff. Loxley selbst wurde bereits vor Jahren für tot erklärt und seine Marian ist in den Händen eines Anderen. Als jedoch Little John, ein ehemaliger Kriegsfeind Loxleys, dessen Schicksal mit dem Seinen verwoben ist, aus den Kreuzzügen auftaucht und unserem Helden einen Plan unterbreitet, beschließt dieser, dass er nicht länger wegschauen kann. Aus ihm wird Robin Hood…

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Gleich zu Beginn verspricht die Einleitungsszene dem Kinogänger, dass hier eine ganz andere Geschichte von Robin Hood erzählt werden soll und man wird aufgefordert alles bisher Gesehene zu vergessen. Doch nicht einmal dieses erste Versprechen kann „Robin Hood (2018)“ einhalten. Die Rahmenbedingungen sind dieselben, wie in jedem anderen Robin Hood Film: Robin von Loxley ist ein Adeliger, der aus dem Krieg zurückkehrt und sich in einer neuen Rolle als Robin Hood gegen das System auflehnt, indem er von den Reichen stiehlt und es den Armen gibt. An der eigentlichen Geschichte wird nichts verändert. Man wird jedoch das Gefühl nicht los, dass hier eine Version speziell für Millennials geschaffen werden sollte: Viel Effekthascherei ohne emotionalen Tiefgang. Eigentlich passt der Film insofern ganz exzellent in die neuzeitige Bewegung unserer Gesellschaft, hin zur Schnelllebigkeit und Oberflächlichkeit. Ein Robin Hood Film, der gerade noch so viel im Mittelalter spielt um die Rahmenbedingungen der Geschichte nicht ändern zu müssen, aber ohne die „hässliche“ mittelalterliche Kleidung. Man bekommt den vermutlich korrekten Eindruck, dass sehr viel mehr Aufwand in das Designen der Kostüme gesteckt wurde, als in die Story selbst. Wenn man jetzt nicht bereits vorher weiß, dass der Film in keinem genauen Zeitstrahl einzuordnen ist und was man hiervon zu erwarten hat, dann kann es schon etwas merkwürdig daherkommen, wenn inmitten einer mittelalterlichen Kulisse Maid Marian im Kaschmirpulli und der Scheriff von Nottingham im langen taubenfarbenen Ledermantel daherkommen. Die Idee ist jedoch nicht neu und vermag daher nur kurz zu verwirren, wo doch zu Zeiten von Game of Thrones auf modern getrimmtes Mittelalter bereits salonfähig gemacht wurde. Insgesamt wirkt der Film wie eine Aneinanderreihung von Kostümkreationen, wie bei einer langweiligen Modenschau mit abgefahrener Kulisse – selbst ein prunkvoller Ball wurde zu diesem Zweck noch mit in die Geschichte eingebaut. In etwa die gleiche inhaltliche Bedeutung darf man diesem Werk wohl zusprechen.

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Aber dieser Streifen besteht natürlich nicht nur aus Kostümen, nein, es handelt sich ja um einen Actionfilm und dies lassen einen die Macher auch für keine Minute vergessen. Wenn selbst das romantische Kennenlernen von Robin und Marian – einem der romantischsten Pärchen aller Zeiten – künstlich mit Adrenalin aufgepumpt wird und die beiden sich in ihrer anfänglichen Kussszene alle zwei Sekunden um die eigene Achse drehen, während sie sich dabei hin- und herwerfen – wohlgemerkt es handelt sich hierbei um eine harmlose Kussszene –, dann wird einem nicht nur schwindelig beim Zusehen, sondern man bekommt bereits einen guten Eindruck davon, wie der Film sich weiterentwickeln wird. Verfolgungsjagden, Pferderennen auf Dächern und Explosionen, daueruntermalt mit Filmmusik von Joseph Trapanese, die man so auch problemlos zum Laufen gehen hören kann. Wem die Musik bekannt vorkommt, der wisse, dass Joseph Trapanese auch die Filmmusik zu den Filmen der Divergent Series komponierte und diese, wie es scheint, wohl einfach für „Robin Hood wiederverwendet hat. Neben der ganzen Action und den Kostümen bleibt verständlicherweise wenig Screentime für so profane Dinge wie emotionale Tiefe oder der Versuch, den Charakteren eine Seele einzuflößen. Dem Zuschauer wird keine Möglichkeit gegeben, die Hauptcharaktere und deren Motive kennen zu lernen. Hier wird sich völlig auf das Vorwissen des Zuschauers verlassen. Dies geht bisweilen jedoch schief, sodass aufgrund fehlender Bemühungen in der Erzählweise der Eindruck entstehen kann, Robin Hood handle nicht aus Nächstenliebe und seinem unbeirrbaren Sinn für Gerechtigkeit, sondern nur um seine Marian wieder zurück zu erobern. Anstatt die nötige Zeit aufzuwenden, um den Charakteren Leben einzuhauchen wird in den anfänglichen Szenen versucht dies durch filmische Tricks zu umgehen, wie etwa einer Slow-Motion-Einstellung, um dem bösen Nottingham seine Boshaftigkeit zu verpassen (diabolisches Gelächter hier bitte einfügen). Tricks ersetzen aber nicht Dramaturgie und Story-Telling. Es fehlt hier leider bereits an den Grundbausteinen und darüber kann keine noch so große Bühne hinwegtäuschen. Dem kann man natürlich entgegenhalten, dass nicht jeder Film, der in die Kinos kommt, ein Meisterwerk sein muss, das jeden vom Hocker haut. Das eigentlich problematische an diesem Film ist jedoch, dass er genau dies zu versprechen sucht durch seine Aufmachung und Vermarktung, dieses Versrechen allerdings keinesfalls zu halten vermag. Jede Parfum-Werbung erzeugt mehr Gefühl als die knapp zwei Stunden dieser filmischen Tragödie…

Fazit: Robin Hood stiehlt allerhöchstens wertvolle Lebenszeit in dieser alles andere als sehenswerten Adaption einer erzählerisch an sich so ergiebigen Legende. Einen Stern gibt es noch für die aufwendige Produktion und die „Arrow“-Action der Stunt-Double. Leider fehlt es an jeglicher emotionaler Tiefe und an der für den Outlaw schlechthin, absolut unerlässlichen Street-Credibility. Taron Egerton schießt hier seine Pfeile leider in niemandes Herz, sondern nur ein unnötiges Loch in den Geldbeutel eines jeden Kinogängers.

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