Operation: Overlord – Filmkritik

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© Paramount Pictures

Regisseur/in: Julius Avery

Genre: Action, Horror, Kriegsfilm

Produktionsland: USA

Kinostart: 08. Nov. 2018

Laufzeit: 1 Std. 49 Min.

 

 

Das Sub-Subgenre der Zombie-Nazi-Filme hat wieder Zuwachs bekommen! „Operation: Overlord“ ist dabei mitnichten als Low-Budget-Trash-Film zu kategorisieren, wie man nun aufgrund dieser Einordnung vermuten könnte. Denn die gar nicht so kurze Liste von Filmen, die sich in dieser Unterkategorie tummeln, erfährt durch diesen von Paramount Pictures und Bad Robot erstklassig produzierten Horror-Action-Film ein absolutes Upgrade, das das Herz eines jeden Crossover-Fans höherschlagen lässt. Die Unzulänglichkeiten eines Crossovers, das Nazis und Zombies als Thema wählt, dürften wohl auf der Hand liegen. Dass man mit einer funktionierenden Storyline (Billy Ray) und einem adäquaten Budget daraus jedoch durchaus was machen kann, sieht man an diesem Film ziemlich deutlich. Regisseur Julius Avery findet dabei die genau richtige Mischung aus actiongeladenem Kriegsfilm und schauererregendem Zombie-Horror, um den mutigen Durchschnitts-Kinogänger aus dem endlos fließenden Mainstream zu ziehen.

Nachdem ihr Flugzeug abgeschossen wurde, landet eine amerikanische Truppe von Fallschirmjägern am Vorabend des D-Days inmitten des sich bereits in vollem Gange befindlichen Kriegsgefechts an der nordfranzösischen Küste. Ihr Auftrag ist es, in einem nahegelegenen Dorf, das von deutschen Truppen besetzt wird, einen Radarturm zerstören, um die Landung der Alliierten zu ermöglichen. Die Soldaten, unter ihnen der unfreiwillig von der Army eingezogene Boyce (Jovan Adepo) und Corporal Ford (Wyatt Russell) müssen sich zunächst hinter feindlichen Linien durchschlagen, bevor sie mithilfe der Einheimischen Chloe (Mathilde Ollivier) Posten innerhalb des Dorfes beziehen können. Doch durch Zufall enthüllt Boyce die wahre Bedeutung dieses Nazi-Außenpostens: Unter der Dorfkirche haben die Deutschen unter der Führung des SS-Kommandanten Wafner (Pilou Asbæk) ein Labor eingerichtet, in dem sie grauenerregende Experimente an Menschen durchführen. Obwohl es nicht Teil ihres Auftrags ist, entscheidet sich die mittlerweile in ihrer Anzahl dezimierte Soldatentruppe diesem Grauen ein Ende zu setzen…

© Paramount Pictures

Zunächst wird man feststellen müssen, dass sich „Operation: Overlord“ sehr viel ernster nimmt, als man es von einem Nazi-Zombie Crossover erwarten würde. Es hat so ganz und gar nichts Komisches an sich, wenn das Publikum in der ersten halben Stunde in das Kriegsgeschehen um den bedeutendsten Tag auf Seiten der Alliierten in der Geschichte des Zweiten Weltkrieges hineingesogen wird. Bereits die auf alt getrimmten Versionen der Paramount Pictures und Bad Robot Logos vor Filmbeginn lassen vermuten, dass mit einer gewissen Ernsthaftigkeit an diesen Streifen herangegangen wurde. Die Eröffnungsszene im Abwurfflugzeug des amerikanischen Luftlandekommandos (Airborne) ist geradezu kriegs-angsteinflößend und gewährt in fast schon Ego-Shooter-Manier einen Einblick in die absurde Situation der dort sitzenden und zunächst noch scherzenden Soldaten. Denn ein sich in vollem Gange befindliches Gefecht des Luftkrieges während der „Operation Overlord“ (daher der Name), einer der bedeutendsten Luftschlachten des Zweiten Weltkrieges, ist Schauplatz des Geschehens. Obwohl man fast damit rechnet, ist der actiongeladenen Szene kein Abbruch getan, als die fliegende Blechbüchse während des Bombardements abgeschossen wird und die Soldaten mit ihren Fallschirmen abspringen. Es kristallisiert sich Boyce als die Hauptfigur des Streifens heraus, als nunmehr vermeintlich einziger Überlebender des missglückten Manövers. Ein hervorragend besetzter Jovan Adepo (bekannt aus dem oscarprämierten „Fences“, in der Rolle des Sohnes von Denzel Washington) kämpft sich in dieser Rolle durch das von den deutschen Soldaten kontrollierte Nordfrankreich. Dieser weiß es auf erschreckend plastische Art und Weise seine eigene Angst und Panik zum Ausdruck zu bringen. Bei einer solchen Darbietung voll Rotz und Schweiß ist es vorprogrammiert, dass man sich in das filmische Erlebnis hineinsaugen lässt.

Etwas Struktur erhält die Geschichte, als einige weitere überlebende Soldaten, darunter Corporal Ford, sich wiederfinden und beginnen, den ursprünglichen Auftrag auszuführen – die Zerstörung des Radarturmes in einem nahegelegenen Dorf. Die etwas zu reibungslos ablaufende Infiltration des Dorfes und die abstrus zufällige Art, wie Boyce das Untergrundlabor der Nazis entdeckt, lässt den Mittelteil leider etwas flach wirken. Das mag auf Zeitmangel zurückzuführen sein, doch das Gute daran ist, dass der Film nicht zur Heldenshow ausartet, da weder Boyce noch die anderen Soldaten einen besonders unschlagbaren oder übermächtigen Eindruck vermitteln. So hat man den gesamten Film über das Gefühl authentischer Angst bei Boyce und nur damit auch einen Eindruck von Mut, wenn dieser etwas tut, was ganz offensichtlich gefährlich ist. Mit Boyce Entdeckung beginnt sodann auch strategisch gut platziert der Zombie-Teil der Geschichte. Strategisch deswegen, weil man zuerst in die Geschichte hineingezogen wird, um dann mit der Zombie-Keule eins verpasst zu bekommen. An diesem Punkt ist man jedoch aufgrund der überraschend guten Machart absolut bereit, sich den Film noch bis zum Ende anzusehen, trotz einiger fehlender Informationen in der Geschichte. Die Rahmenbedingungen sind klar: Zombie-Armee der Nazis verhindern um jeden Preis – das reicht für den Rest des Filmes dann auch völlig aus. Die Zombies sind in der Tat höchst eindrucksvoll und der aktuellen Halloween-Zeit würdig.

© Paramount Pictures

Insgesamt kommt der Film mit wenig Dialogen aus, was jedoch angesichts des Genres völlig in Ordnung scheint. Auch werden die Dialoge der deutschen Soldaten größtenteils in verständlichem Deutsch gesprochen – wenn auch, wie in den meisten amerikanischen Zweite Weltkriegsfilmen, ausschließlich in schreiender Form und nicht von muttersprachlichen Deutschen. Dies sorgt für einige Klischeemomente, die bei einem Nazi-Zombie-Horrorfilm jedoch vermutlich gewollt sind. Immerhin wurde für den Haupt-Antagonisten, SS-Kommandanten Wafner, der sicherlich den meisten als Euron Greyjoy („Game of Thrones) bekannte Däne Pilou Asbæk, gecastet der sowohl Deutsch als auch Französisch spricht. Dieser schafft es auf seine, einigen bereits bekannte Weise den Zuschauer davon zu überzeugen ein besonders verachtenswertes Exemplar unserer Spezies zu sein – und was er da macht, das macht er gut. Erwähnenswert erscheint auch, dass der Film fast gänzlich ohne die bekannten Parolen oder rassistischen Bemerkungen der Nazi-Soldaten auskommt. Angesichts der Tatsache, dass auf der Gegenseite ein Afroamerikaner, ein Italoamerikaner und ein jüdischer Amerikaner zur dramaturgischen Ironie eine größere Rolle spielen, wirkt dies geradezu ein wenig verwunderlich, stellt jedoch auch eine Abwechslung in Kriegsfilmen zum Zweiten Weltkrieg dar. So darf man sicherlich nicht allzu viel von diesem Film erwarten, wird sodann jedoch positiv überrascht werden.

Fazit: „Operation: Overlord“ ist selbstverständlich ein absolut sehenswertes Machwerk der Paramount Studios für all diejenigen, die ohnehin schon Fans des wenig breit vertretenen Genres der Nazi-Zombie Filme sind. Aber auch für Cineasten, die sich nicht in dieser Beschreibung wiederfinden (realistisch betrachtet: fast jeder) und sich mal eine andere Art von Horrorfilm zu Gemüte führen wollen, ist dieser Film ein guter Tipp. Allein schon wegen der aufwändigen Produktion und trotz einiger Ungereimtheiten, die das Genre eben mit sich bringt, ist er für Action-Fans und Freunde des Zombie-Metiers sein Taschengeld wert.

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