Labyrinth – Oomph! im Backstage Werk (Konzertbericht)

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„Augen auf, ich komme!“, erklang damals in den VIVAs und MTVs dieser Fernsehwelt und stürmte schier problemlos Platz #1 der Single-Charts. Das alles ist mittlerweile bereits 15 Jahre her, aber dennoch sind die Gesichter dahinter weiterhin erfolgreich wie eh und je: Oomph! Erst mit ihrem aktuellsten Silberling „Ritual“ gelang den einzig wahren NDH-Begründern ihre erste Platz #1 den Album-Charts, nicht einmal zu ihrer großen Zeit konnten sie diese knacken. Ein Grund zu feiern – auch, dass ihr dazu passendes München-Konzert restlos ausverkauft ist. Am 9. März 2019 im Backstage Werk war es dementsprechend soweit – eine dunkle Reise steht bevor, betrachtet man die dunkel gewandeten Besucher.

Schon kurz vor 20 Uhr starten erst einmal Nervenbeisser ihr Vorprogramm. Die Mannen um Frontmann Olaf Seider gibt es nun bereits seit 18 Jahren, aber erst seit 24 Monaten taucht die Band hier und da in der schwarzen Szene auf – umso überraschender, dass sie gleich die Tour einer der größten Bands der Gothic-Szene mitfahren. Besser wäre es allerdings gewesen, man hätte auf eine Vorband verzichtet, denn der Auftritt von den Musikern gestaltet sich als äußerst anstrengend. Schier endlos sind die Lieder, dabei allerdings wenig abwechslungsreich und allgemein sowohl musikalisch als auch textlich stumpf daherkommen. Dazu paart sich Seiders unterdurchschnittlicher Gesang, der schon während des ersten Songs alle Facetten aufzeigt. Zwar ist der Sound ziemlich gut und die energievolle Performance des Sängers regt das Publikum ein wenig zum Mitmachen an, letztendlich mag der Funke allerdings nicht überspringen. Im Gegenteil: bei der Ansage zum letzten Song wird sogar teilweise gejubelt. Das haben Nervenbeisser nun auch wieder nicht verdient.

Setlist: Liebesschmerz / Alles Gut / Märchenland / Zeitenwandel / Ein letztes Mal / Todesengel / Du gehst

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Wenn Oomph! sich alle paar Jahre in die bayerische Landeshauptstadt begeben, darf die übliche NDH-Prominenz in Form von Alexander Wesselsky nicht fehlen, aber auch Band-Mitglieder von Megaherz, Erdling und Schöngeist schwirren im rappelvollen Backstage umher. Klar also, dass der Abend schon im Voraus etwas Besonderes ist, den die Gothic-Legenden um 21:05 Uhr dann tatsächlich final starten. „TRRR-FCKN-HTLR“, der vielleicht provokanteste Song des neuen Albums, eröffnet das Konzert lautstark, gefolgt von dem fast schon obligatorischen „Labyrinth“ und „Träumst Du“. Der Sound ist klar, laut und druckvoll, das Münchner Publikum laut, die Band in guter Verfassung. Kann ja fast nichts mehr schiefgehen – oder?

Leider doch, denn vor allem die Setlist bringt einige Schwierigkeiten mit sich. Da man faktisch die Abfolge vom letzten Konzert 2015 nur um ein paar Lieder geändert hat, fallen treibende und prägnante Frühwerk wie „Wunschkind“ und auch erstmals „Mitten ins Herz“ aus dem Set – eine fatale Entscheidung, denn der fünfminütige Brecher im Stil von Pantera hat den schnellsten und härtesten Punkt eines jeden Oomph!-Konzerts markiert, den weder die neuen Songs so recht ausfüllen können noch irgendein anderes Lied, da man aus dem alten Repertoire absolut nichts Neues hinzugefügt hat. Stattdessen bleiben Setlist-Leichen wie „Jede Reise hat ein Ende“ und „Niemand“ weiterhin bestehen, die die Stimmung eher etwas senken, ebenso wie das auf Platte grandiose, aber live eigenartigerweise durch eine zweite Gitarrenspur verlangsamte „Im Namen des Vaters“. Erschreckend, wie viel Setlist-Psychologie ausmachen kann.

Dennoch ist es unfair, der Band Unstrukturiertheit zu unterstellen, im Gegenteil: teilweise wirkt die gesamte Performance fast zu strukturiert. Frontmann Dero Goi singt sich passioniert und gekonnt durch seinen Diskografie-Ausschnitt, hat aber jeden Schritt intus und jede Ansage ziemlich geplant, auf spontane und teils sympathische Rufe reagiert er nicht, auch die gesamte andere Band spielt das Programm – nicht mehr, nicht weniger. Das hat man alles schon einmal irgendwie mit mehr Elan, mit mehr Begeisterung und auch mehr Individualität gesehen. Zurück bleibt ein 110-minütiges Konzert, das absolut zufriedenstellt, aber mit einigen kleinen Schwächen die ganz großen Begeisterungsstürme verhindert. Nächstes Mal bitte wieder etwas mehr Esprit in die Setlist – dann klatscht das Publikum vielleicht auch im Takt mit und nicht amüsant dran vorbei. Ordentlich Applaus gibt es trotzdem; absolut zurecht, denn die Braunschweiger wissen auch nach knapp 30 Jahren immer noch zu überzeugen!

Setlist: TRRR-FCKN-HTLR / Labyrinth / Träumst Du / Jetzt oder nie / Der neue Gott / Mein Herz / Das weiße Licht / Tausend Mann und ein Befehl / Niemand / Kein Liebeslied / Auf Kurs / Fieber / Das letzte Streichholz / Gott ist ein Popstar / Gekreuzigt / Alles aus Liebe / Im Namen des Vaters / Jede Reise hat ein Ende / Kleinstadtboy / Sandmann / Augen auf!Zugaben: Mein Schatz / Als wärs das letzte Mal

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Bericht: Ludwig Stadler
Fotos: Ronja Bierbaum