Ghost Love Score – Nightwish in der Olympiahalle (Konzertbericht)

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Die finnischen Symphonic Metaller zählen schon seit Jahren zu den Großen in der Metal-Szene, seit ein paar Jahren sind sie aber garantiert ganz oben angekommen: Nightwish. Zuletzt haben sie München 2016 im Rahmen ihres Headliner-Auftritts auf dem Rockavaria Festival besucht und nachhaltig Eindruck hinterlassen. So sehr, dass beachtliche Menschenmengen nun zu ihrem Solo-Konzert am 14. November 2018 in die Olympiahalle kommen. „Decades“ ist das Motto ihrer Tour, wie auch ihr erst zuletzt veröffentlichtes Best-Of-Album. Die Halle ist zwar etwas abgehängt, aber rund 7000 Leuten dürften dennoch sehnsüchtig einem großen Abend entgegenfiebern.

Zuvor starten aber erst einmal Beast In Black um 19 Uhr – sehr früh für eine Support-Band. Dafür bekommt die ebenfalls finnische Truppe satte 45 Minuten Spielzeit, die sie sehr wohl einzusetzen weiß. Anton Kabanen, seines Zeichens Gitarrist und Background-Sänger, kommt ursprünglich von der Band Battle Beast und hat sich hier nun sehr namens- und musikähnlich ein neues Projekt aufgebaut. Was beide Bands in jedem Fall gemeinsam haben: irrsinnig starken Gesang. Frontmann Yannis Papadopoulos lockt Töne aus seiner Kehle hervor, die schier nicht zu glauben sind und letztendlich die doch recht langweilige Musik immens aufwerten. Mit seiner motivierten Performance hält er zudem das Bühnengeschehen durchgehend in Bewegung, was das Publikum sehr wohl anerkennt und mit ordentlichem Beifall beschenkt. Absolutes Highlight: der finale Ton in der Ballade „Ghost In The Rain“. Ist das noch von dieser Welt?

Setlist: Beast In Black / Eternal Fire / Blood Of A Lion / The Fifth Angel / Born Again / Ghost In The Rain / Crazy, Mad, Insane / Blind And Frozen / End Of The World

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Die etwas spröden Umbauarbeiten vor schwarzem Vorhang sind leider sehr wohl von dieser Welt, allerdings sollen sie nicht allzu lange dauern, bereits zur Primetime fällt das abgedeckte Tuch wieder und offenbart den Blick zur riesigen Bühnenproduktion. Ein Timer auf der schier unendlich großen Leinwand zählt von einer Minute runter, dann beginnt auch schon Troy Donockley auf seiner Tin Whistle das Intro zu flöten. Der Opener kommt überraschend: „Dark Chest Of Wonders“, für viele bis heute der ultimative Song von Nightwish. So bleiben die Finnen auch erst einmal ihrer Linie treu und feuern ein wortwörtliches Feuerwerk an alten, knüppelharten Songs und Pyro durch die Konzerthalle. Der Sound ist glasklar und fast zu geleckt, die gesamte Produktion erschlagend gut. Eine perfekt konzipierte Show – in manchen Momenten fast schon zu konzipiert.

Erstes ganz großes Highlight: „Dead Boy’s Poem“. Die fesselnde Power-Ballade wird audiovisuell so stark dargeboten, dass man schon kurz Gänsehaut bekommen kann. Allgemein wandern Songs in die Setlist, die gut und gerne zuletzt 1999 auf dem Plan standen. Kaum ein Lied wurde in den letzten zehn Jahren gespielt – natürlich mit Ausnahme der Klassiker wie „I Want My Tears Back“ und „Nemo“. Insgesamt werden Fans spröder Best-Of-Setlisten aber enttäuscht – es gibt ein wildes Sammelsurium an alten Raritäten. Diese sind zwar etwas fragwürdig angeordnet, sodass in der Mitte ein ziemlicher Durchhänger entsteht und nur zu Beginn und Ende wirklich Stimmung aufkommt, aber immerhin kann man Floor Jansen, seit 2013 Frontfrau der Gruppe, nun noch mehr Klassiker singen hören. Und wie nicht anders von der absoluten Powerfrau zu erwarten: sie meistert es perfekt!

Dennoch will sich nicht das gleiche Staunen wie 2016 entwickeln. Doch woran liegt das? Der hallenbedingt minimal kleineren Pyroshow? Dem bitterlichen Fehlen des Songs „Storytime“? Dem bereits erwähnten Durchhänger in der Mitte? Oder doch einfach der Tatsache, dass so eine riesige Produktion in einer noch riesigeren Halle sehr unpersönlich ist? So genau will sich das nicht herausfinden lassen, aber all diese Kritikpunkte sind nur Kleinigkeiten, die niemals das starke Erlebnis im Ganzen wesentlich beeinträchtigen könnten. Nightwish liefern gekonnt ab – und die Münchner Fans feiern sie, zwar überraschend bewegungslos, aber dafür umso lauter. Bis zum nächsten Mal!

Setlist: Dark Chest Of Wonders / Wish I Had An Angel / 10th Man Down / Come Cover Me / Gethsemane / Élan / Sacrament Of Wilderness / Dead Boy’s Poem / Elvenjiig / Elvenpath / I Want My Tears Back / Last Ride Of The Day / The Carpenter / The Kinslayer / Devil & The Deep Dark Ocean / Nemo / Slaying The Dreamer / The Greatest Show On EarthZugabe: Ghost Love Score

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Bericht: Ludwig Stadler
Fotos: Ronja Bierbaum