„War ich’s? Oder war ich’s nicht?“ – „Mozart muss sterben“ am Gärtnerplatztheater

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Um den Tod des berühmten Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart ranken sich vielerlei Gerüchte und Fragen. Im Zentrum dieser steht insbesondere Antonio Salieri, damals Kompositeur am Hof des Kaisers und berühmtester Widersacher Mozarts. Über den Wettbewerb der beiden wurden Bücher geschrieben und Filme gedreht. Doch endete ihr Konkurrenzkampf tatsächlich mit einem Mord? War Salieri so skrupellos, Mozart auf diese Art und Weise aus dem Weg zu schaffen? Mit der Premiere von Mozart muss sterben – Eine theatrale Behauptung schloss das Staatstheater am Gärtnerplatz die Spielzeit 2020/21 am 29. Juli 2021 ab.

© Christian POGO Zach

Der Abend schreitet chronologisch vorwärts und wird erzählt aus der Perspektive Salieris, interpretiert von Erwin Windegger. Dieser verkörpert den Komponisten so auf den Punkt, man könnte ihm den ganzen Abend dabei zusehen. Das Schwanken zwischen euphorischer Bewunderung für das Schaffen Mozarts und den Hass, den er empfindet, da dieses Genie ausgerechnet einem infantilen Genusssüchtigen geschenkt wurde, stellt er so ehrlich, so kompromisslos dar, dass seine Leitung durch die Show zu keinem Zeitpunkt uninteressant wird.

Musikalisch gibt es zudem einiges zu erleben. 17 Solisten und Solistinnen sowie der Chor und selbstverständlich das Orchester des Staatstheaters am Gärtnerplatz erwecken die Klänge Mozarts und Salieris zu neuem Leben. Mit einem bunten Programm aus verschiedensten Werken der beiden Komponisten, hauptsächlich den Werken Mozarts, wird ein umfassender Überblick über sein Schaffen gegeben. Arien, Duette, Chöre und Orchestermusik – bei diesem vielfältigen Programm ist für jeden etwas dabei. All diese Musik wird dramaturgisch eingebettet in Mozarts Leben. So scheint man den Weg des Komponisten besser nachvollziehen, seine Entwicklung hin zu einem einzigartigen Genius förmlich spüren zu können.

© Christian POGO Zach

Besonderes Highlight des Abends sind Kostüm und Maske der Darsteller. Kostümdesignerin Inge Schäffner wählte hierfür eine Mischung aus historischer Kleidung des 18. Jahrhunderts und der uns mehr als bekannten Jeans und Sneaker-Mischung. Einige der Damen treten in großen, schicken Roben auf. Weiße Perücken und ein gepudertes Gesicht dürfen natürlich auch nicht fehlen. Schäffner vermittelt uns hiermit einen gewissen Eindruck von Aktualität. Sie erzählt eine Geschichte, die sich vor langer Zeit ereignete, deren ungeklärte Fragen uns jedoch noch heute keine Ruhe lassen.

So bleibt letztendlich offen, ob Salieri Mozart wirklich vergiftet hat oder dieser tatsächlich an einem Nierenversagen starb. Die Inszenierung gibt keine Antwort darauf und Salieri überlässt es dem Publikum, sich eine Meinung zu bilden. So wird die Geschichte der beiden und die Gerüchte, die sich um sie ranken, fortbestehen und weitergetragen werden. Die Wahrheit wird wohl niemals mehr ans Licht kommen, doch vielleicht sollte sie das auch gar nicht. Das Gärtnerplatztheater zeigt, wie fantastisch sich mit dem Stoff arbeiten lässt und so kann man auf viele weitere solcher spannender Arbeiten über Mozarts Tod hoffen.

Wir verabschieden das Staatstheater am Gärtnerplatz in die wohlverdiente Sommerpause und freuen uns schon auf ein Wiedersehen mit weiteren, tollen Inszenierungen ab dem 18. September!

Kritik: Rebecca Raitz