Monika Gruber – „Ohne Worte“ im Circus Krone (Kritik)

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Unerwartet emotional wird sie, die Komödiantin Monika Gruber, wenn sie sich am Ende ihrer Vorstellung am 4. November 2022 im Circus Krone vor 1800 Zuschauern dafür bedankt, dass ihre Fans in den schwierigen vergangenen Zeiten an ihrer Seite geblieben sind. Wahrlich waren diese vergangenen Jahre der Pandemie für selbstständige Kleinkünstler*innen wie sie wohl hart, das darf man bei aller Kritik nicht vergessen. Aber – das wird man wohl noch sagen dürfen – ein Fan muss man auch sein, um sich die Vorstellung von Monika Gruber in ihrer vollen Länge und ohne Pause anhören zu können.

© Tibor Bozi

Witzig scheint sie ja zu sein, die „Gruberin“, wie sie sich auch gerne selbst bezeichnet, wenn sie aus ihrem Alltagsleben schöpfend in 2,0-facher Geschwindigkeit sprechend Witze über die derzeitige Gesellschaft reißt und damit die Zuschauer in den Rängen zu schallendem Gelächter anheizt. So erscheint es, doch dieses Publikum muss man sich nun etwas besser besehen. Denn es handelt sich bei diesem Publikum um eine Abbildung der weißen Mittel- bis Oberschicht Münchens und insbesondere der umliegenden Landkreise. Diversität ist diesem Personenkreis allerhöchstens im Rahmen ihres Einkaufs auf dem Viktualienmarkt ein Begriff. Gekommen ist alles, was sich selbst Rang und Namen zuschreibt. Wenn man sich umschaut, dann bekommt man eher den Eindruck, sich auf einem CSU-Parteitag zu befinden als in einer Comedy-Vorstellung. Männer und Frauen – denn nach Monika Gruber existieren biologisch gesehen nur diese zwei Geschlechter, „und wer was anderes behauptet, der hat im Biologieunterricht nicht aufgepasst“ – in ihren Mittfünfzigern, gekleidet in allem, was Ludwig Beck so zu bieten hat.  Wie bei einem CSU-Parteitag ist auch der Alkoholpegel der Zuschauer gelagert, was natürlich alles noch ein bisschen witziger erscheinen und das Gelächter noch ein bisschen schriller ausfallen lässt. Alles in allem ist es eine Vorstellung, die einem die Nackenhaare aufstellt, wenn man nicht gerade schwarz oder blau gewählt hat.

Wenn sie zu Beginn der Vorstellung noch recht moderate Witze reißt über ihre altersbedingten Ausfallerscheinungen als Frau oder mal vom „Rotzlappen“ redet und vielen aus der Seele spricht, froh darüber zu sein mal wieder ohne Maske im Theater sitzen zu dürfen, so werden ihre Einlagen mit der Zeit immer radikaler und ungehemmter. Durch das Lachen der Zuschauer angestachelt, kommt es neben regierungskritischen Aussagen, die das Publikum genau da abholen, wo es abgeholt werden will, zu recht merkwürdig anmutenden verschwörungstheoretischen Phrasen, die einen jeden bedenklich stimmen sollten. Der Gipfel der Querdenkerei ist erreicht, wenn sie die WHO als „Verbrecherorganisation“ bezeichnet und später die Theorie äußert, es sei das Ziel der Regierung, alle Landwirtschaft aus der Bundesrepublik verschwinden zu lassen. Ihr „Googeln Sie das mal“ hallt dabei unbeklatscht durch die Ränge. Hier scheint es dann wohl selbst dem affinen Publikum zu viel zu werden.

Eines wird jedenfalls schnell klar, Monika Gruber ist aus der Zeit gefallen. Eine ewig Gestrige, die Nachhaltigkeit auf dem Bauernhof vor 50 Jahren dem modernen Veganismus entgegenhält, die Nutzung ihres SUV mit ihrer Kinderlosigkeit aufwiegt und es dem alten weißen Mann zuspricht, es „gerade besonders schwer“ zu haben. Es ist eine Sache, bei der eigenen künstlerischen Vorführung das Gendern nicht zu praktizieren, eine andere aber, die bereits in der Gesellschaft vorkommende Homophobie und Transfeindlichkeit zu bestärken. Es ist also keine Schmach, wenn man früher einmal ein Fan der großen Monika Gruber war, die für die bayerische Kultur einstand und in dieser Männerwelt sicherlich ihren Beitrag geleistet hat, jetzt aber feststellt, dass man selbst – anders als sie – mit der Zeit gegangen ist. Denn es gibt Dinge, die man eben nicht mehr sagen sollte.