You Shall Die Before I Die – Manowar im Zenith (Konzertbericht)

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Manowar, die Band, die seit Dekaden die Heavy Metal-Community spaltet. Kaum eine Band polarisiert so wie die US-Amerikaner, kaum eine Band hat ein treueres Gefolge, man liebt sie oder man hasst sie, etwas dazwischen ist nur schwer zu finden. Auf ihrer Final Battle World Tour sind die selbsternannten „Kings of Metal“ nun bereits zum dritten Mal in München, das Konzert ist seit vielen Wochen ausverkauft. Doch werden die Verteidiger des wahren Metal auch nach so vielen Jahren ihrer Selbst gerecht?

Kurz vor sechs Uhr, am 6. April 2019, mitten im Industriegebiet um das Zenith herum, tummeln sich Kennzeichen aus aller Welt, Italien, Belgien und sogar Griechenland, und alle sind nur aus einem Grund hier: Sie wollen ein letztes Mal (?) mit ihren Helden den reinsten, oder zumindest truesten Metal in seiner Rohform zelebrieren.
Bereits seit Mittag warten die Fans, zwei Stunden vor Einlass zieht sich schon eine Schlange vom einen bis zum anderen Ende der Halle, bis man die Pforten um 19:30 Uhr endlich öffnet. Auf dem Platz eingefunden heißt es jetzt erst einmal Warten. Um Punkt 20:30 Uhr, wie auf dem Ticket kommuniziert, geht es auch schon los… oder auch nicht? Die riesige Videoleinwand, die nach wie vor von einem weißen, aber durchsichtigen Vorhang verhüllt ist, spuckt eine große Videobotschaft von Joey DiMaio aus, in der er den Sponsor der Tour lobt. Wirklich erwähnen, um was für eine Firma es sich handelt, tut er nicht, auch das Logo der Marke kann man durch den Vorhang nicht erkennen, eine doch eher fragwürdige Aktion. Nach den etwa 20 Sekunden Werbepause passiert allerdings nichts.

Mit fast einer Stunde Verspätung heißt es dann: Vorhang auf und Bühne frei für Manowar, die das Set mit ihrem selbst-betitelten Song einläuten. Diesmal ist allerdings irgendetwas anders, und es ist nicht die Rede von der neuen Besetzung am Schlagzeug und an der Gitarre, sondern vom Sound. Es fühlt sich ein wenig so an, als würden sie nicht die Power aus den Lautsprechern bekommen, die sie normalerweise an den Tag legen, auch die Saiteninstrumentalisten verlassen im Minutentakt die Bühne teils mitten im Song, während Frontmann Eric Adams quasi den Alleinunterhalter spielt, sowohl auf der Bühne als auch auf den Lautsprechern. Glücklicherweise hat er das Publikum fest im Griff, bringt auch heute wieder volle gesangliche Leistung und beweist einmal mehr, wie wichtig er für diese Band ist. Nach ein paar Songs ist auch der Sound wieder im Lot, dennoch etwas leiser als bei ihrem letzten Besuch, was hier absolut niemanden stört. Während sich außer Adams auf der Bühne nicht viel bewegt, abgesehen von DiMaio’s Power-Stances, die heute allerdings etwas steif wirken, liegt der Fokus hier auch viel auf dem Bühnenbild. Zusätzlich zu der riesigen Videowand vom letzten Mal, die sich rund um die Bühne erstreckt, haben sie diesmal eine Art Vulkanlandschaft auf die Bühne gebaut, passend dazu… ein dutzend Wikinger? Egal – wichtig ist nur: es sieht hart aus. Erinnern tut es jedenfalls sehr an das eine oder andere Albumcover.

Fotos vom Konzert gibt es keine, denn auch diesmal gibt es wieder striktes Foto-Verbot, allerdings deutlich angenehmer durchgesetzt als bei den letzten Malen. Keine blinkenden Taschenlampen, keine Kamikaze-Aktionen der Security durch das Publikum, lediglich freundliche, aber bestimmte Ermahnungen, die offenbar fast besser funktionieren als die „Kopf durch die Wand“-Aktionen. Mit Pyros, Funken und Rauchsäulen vollenden sie das Bühnenbild und liefern nun auch musikalisch mehr als ab. Gekrönt wird das ganze kurz von der Zugabe zu „Warriors Of The World United“, denn die Wikinger tragen nun nicht mehr Schwert und Schild, sondern allerlei Flaggen und erzeugen so zumindest etwas die Atmosphäre zum passenden Album-Cover. Großartige Bilder, eine tolle Show und eine Band, die zumindest live immer noch 100% geben kann, eigentlich der ideal gewählte Zeitpunkt, Abschied zu nehmen. Die Betonung liegt hier allerdings auf dem Wort „eigentlich“, denn es war noch keine Zeit für Joey’s berühmte Ansprache.

Diese erfolgt kurz vor der Zugabe, in der er erklärt, dass das mit dem Abschied ein totales Missverständnis war und die Medien hier klar die Schuld tragen, denn wenn die Medien nicht die Story bekommen, die sie gerne hätten, dann basteln sie sich eben etwas zusammen – ein Zitat, das auch vom aktuellen Präsidenten der USA stammen könnte. Er habe das mit dem Abschied eher wie eine Pause gemeint, wenn es nach ihm ginge, würde Manowar nie aufhören. Auch für die Zukunft gibt der Erfinder des True Metal schon eine kleine Auskunft, denn sie wollen die wohlverdiente Pause nicht stillsitzen. Neben seiner Spoken Word Tour, die am 1. November auch ins Münchner Technikum kommt und für die er im Anschluss noch ausgiebig Werbung macht, sei unter anderem eine Metal Opera geplant. Offensichtlich steht uns aus dem Hause Manowar noch einiges bevor!

Zur Zugabe fahren sie die schnellen, fiesen und harten Geschütze auf, denn wie immer heißt es „Hail and Kill“ und „Black Wind, Fire And Steel“, zwei zeitlose Songs, die das Zenith ein letztes Mal zum Beben bringen. Gegen Ende verlässt auch Joey DiMaio seinen Posten und posiert mit dem Rest der Band in gewohnten Bildern. Zum Grande Finale gibt es noch einen Funkenregen, ein wenig Feuerwerk und die Meister des True Metal haben „ein weiteres Kapitel der Metalgeschichte in München geschrieben“.

Setlist: Manowar / Call To Arms / Brothers Of Metal Pt. 1 / Thor (The Powerhead) / Blood Of My Enemies / The Gods Made Heavy Metal / Hands Of Doom / Swords In The Wind / House Of Death / Sons Of Odin / Sting Of The Bumblebee / Fighting The World / The Power Of Thy Sword / Kings Of Metal / Warriors Of The World UnitedZugaben: Hail And Kill / Black Wind, Fire And Steel

Jegliches Vorurteil beiseite, diese Band ist ein Stück Geschichte des Heavy Metal, und jeder, auch wenn manche das nicht gerne zugeben, hat bei „Kings of Metal“ schon mindestens mitgewippt. Sie haben es – auf ihre Weise – immer noch drauf und Eric Adams ist einfach trotz des fortschreitenden Alters eine Wucht, wieso also aufhören? Es ist eine Sache, nicht aufhören zu wollen, aber eine andere, jedem zu erzählen, man höre auf, um diese Aussage dann nach einer gigantischen und erfolgreichen Welttournee einfach wieder zurückzuziehen beziehungsweise sogar zu dementieren. Steht dazu, den Scorpions hat es nach den ersten paar Abschiedstourneen auch niemand übel genommen, aber solche Aktionen wirken fast schon heuchlerisch und sind den Fans gegenüber absolut nicht fair. Das Fazit bleibt dennoch, dass Manowar nicht nur leere Worte sprechen, sondern auch nach knapp 40 Jahren wenigstens insofern zu ihrem Wort stehen, dass sie den Metal wohl nie sterben lassen werden.

Bericht: Luka Schwarzlose