Take It Easy – Kytes im Strom (Konzertbericht)

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Wer über die Münchner Musikszene spricht, kommt an den Kytes nicht vorbei. Schon seit vielen Jahren machen die vier Jungs Michael Spieler, Timothy Lush, Kerim Öke und Thomas Sedlacek zusammen Musik. Kein Wunder also, dass sowohl das Abschlusskonzert ihrer kleinen Clubtour im Strom am 11. Dezember 2018 als auch die Karten für die Zusatzshow einen Tag später schnell ausverkauft waren. Nach dem großen Erfolg rund um ihre erste EP Heads and Tales aus dem Jahr 2016 hatten sich die vier Münchner die letzten Monate aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Im Hintergrund passierte jedoch so einiges: Die Kytes gründeten ihr eigenes Label Frisbee Records und produzierten in bester Indie-Manier ihr neues Album komplett selbst. Unterstützung bekamen sie dabei unter anderem vom Wiener Musiker und Produzenten filous. In den letzten Wochen meldete sich die Band dann häppchenweise zurück. Zuletzt veröffentlichten sie ein One-Shot-Video zu ihrem neuen Song Take It Easy, in dem die Zuschauer die Kytes bei einer nächtlichen Taxifahrt begleiten dürfen, die etwas aus den Fugen gerät. Bis zum Erscheinen des kompletten Albums Frisbee müssen die Fans noch bis Ende Januar warten. Glücklicherweise konnte man auf der Clubtour schon einmal reinhören.

Am Abend des 11. Dezember ist das Strom zum Bersten voll und die Fans warten gespannt auf die Münchner Indie-Band. Als Support für ihre Tour haben sich die Kytes den Berliner DJ Yann Lauren mit ins Boot geholt. Als dieser um 20:50 Uhr sein Set beginnt, steht immer noch die Hälfte der Gäste an der völlig überfüllten Garderobe an und damit mit dem Rücken zur Bühne. Ärgerlich, da der 22-jährige Berliner einen wirklich guten Auftritt abliefert. Neben eigenen Tracks spielt der DJ auch einen Remix der brandneuen Kytes-Single Take It Easy und trifft damit genau den Geschmack des Publikums. Für die zweite Hälfte des Sets holt sich Yann Lauren den US-Sänger Sedric Perry auf die Bühne. Die zwei harmonieren perfekt zusammen und so wird dem Publikum mit einer Mischung aus Gesang und Elektrobeats ordentlich eingeheizt. Nach etwa einer halben Stunde ist Yann Lauren am Ende seines kurzweiligen Auftritts, der für viele Zuschauer bestimmt noch länger hätte dauern dürfen.

© Benhammer Hires

Das Warten auf den Hauptact ist dann überraschend kurz. Schon wenige Minuten später um 21:30 Uhr betreten die Kytes in Nebel eingehüllt die Bühne. Ohne lange Vorreden geht es direkt los: Mit On The Run starten die vier Musiker in den Abend, gefolgt von Remedy, der ersten Auskopplung aus ihrem neuen Album. Mit jedem gespielten Song steigt an diesem Abend die Stimmung im Strom. Während anfangs noch hier und da Gemurmel des Publikums zu hören ist, schafft es die Band, die Fans nach wenigen Songs in ihren Bann zu ziehen. Die Setlist besteht zu gleichen Teilen aus Songs des ersten Albums und den neuen Tracks, an denen die Band die letzten Monate so intensiv gearbeitet hat. Und die harte Arbeit hat sich gelohnt! Denn während bei den Auftritten anderer Bands gerne einmal die Stimmung leidet, sobald zu viele unbekannte Songs gespielt werden, passiert bei den Kytes das genaue Gegenteil. Obwohl einige der neuen Titeln den Fans komplett neu sind, wird jeder Song begeistert aufgenommen. Das Publikum ist fasziniert von den fast schon tropischen Beats, die an diesem kalten Dezemberabend Urlaubsstimmung verbreiten. Die Kytes haben ihren Sound ganz klar weiterentwickelt, sind dabei aber immer noch sie selbst geblieben. Die Fans danken es ihnen mit wildem Tanzen und lautem Applaus.

Neben den neuen Songs sticht besonders die Performance zur allerersten Kytes-Single Inner Cinema hervor, die die Band zunächst sehr gefühlvoll, dann in gewohnt tanzbarer Version performt. Ein weiteres Highlight für die Fans dürfte außerdem der überraschende Videodreh zu Another Ride gewesen sein, der kurzerhand auf der Bühne umgesetzt wurde. Nicht nur die facettenreiche Musik, auch die etwas konfusen Ansagen von Sänger Michi dürften den Fans im Gedächtnis bleiben. Der Münchner erzählt den Fans genau das, was ihm gerade im Kopf vorgeht – egal ob es um einen tropfenden Döner in der U-Bahn oder die weniger schönen Seiten des Musikbusiness geht. Kein Spruch wirkt einstudiert, keine Ansage aufgesetzt. Und genau das macht den souveränen Auftritt der Band zusätzlich sehr sympathisch.

Nach etwa 90 Minuten ist die Stimmung an ihrem Höhepunkt angelangt. Mit As We Row beenden die vier Musiker den Abend und bringen noch einmal das gesamte Publikum zum Singen und Tanzen. Zurück bleibt ein leichtes Urlaubsgefühl und die Vorfreude auf das kommende Album.

Achtung: Wer die Kytes verpasst hat oder einfach nicht genug von ihnen bekommen kann, hat die Chance die Band auf dem Puls Open Air im Mai 2019 live zu erleben.

Setlist: On The Run / Remedy / Neuer Song / Weekend Prince / Heads Underwater / Two Of Us / Neuer Song / Waterfall / Want You Back / As We Row / Sirens / Take It Easy / Any Better / Spy / Another Ride / Inner Cinema – Zugaben: Alright / I Got Something