Kumba Yo! – Guano Apes in der Muffathalle (Bericht)

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Was waren das noch Zeiten, als die Werbung im Privatfernsehen mit schnellen Schnitten und lauter Musik untermalt wurde – und immer wieder gab es Bands wie blink-182 oder Guano Apes zu hören. Letztere sind seit Jahren immer noch fleißig unterwegs und bespielen die europäischen Gefilde – mit Erfolg, denn auch die nun anstehende „Can’t Stop Us“-Tour 2022 meldet bereits Sold Out-Venues. Ihre erste Tour seit fünf Jahren schlägt ein – und so meldet auch der Tourstart am 28. Oktober 2022 in der Muffathalle kurz vor knapp den Ausverkauf. Über 1.000 begeisterte Rock-Hörer früherer und jüngerer Tage tigern also gen Muffatwerk.

© WD Fokus

So ist es also bereits rappelvoll, als um 20 Uhr Machete Dance Club den Abend beginnen. Unpassende Genres scheint es dieses Mal keine zu geben, denn die Münchner Jungs legen bereits lautstark und mit einer ordentlich Portion Härte vor – Songs wie „Cheap Motel“ und „Get Laid In A Marching Band“ könnten auch ein weiterentwickelter Sound der Apes sein. Euphorisch und voller Spielfreude präsentieren sie sieben Stücke aus ihrem Debütalbum „Kill The Vibe“, mit dem sie kommendes Frühjahr auf Tour gehen (u.a. 4. März 2023, Backstage München). Das Gesamtpaket passt, die Performance ist rund und dem Publikum gefällt, was es hört – sogar erste Mitsing-Nummern gelingen. Doch so rund es auch alles läuft: erst im letzten Satz, bereits nach dem finalen Song „First Blood“, erwähnt Frontmann Chris den Bandnamen. Besser spät als nie!

Setlist: Cheap Motel / Funnyonline/ Kill The Vibe / Get Laid In A Marching Band / Bad Mood / Superuser / First Blood

© Mischa Lorenz

Pünktlich um 21 Uhr verdunkelt sich die Muffathalle abermals und das Publikum, größtenteils in ihren 30ern und 40ern, richtet die Köpfe gespannt gen Bühne. Ziemlich zackig stehen die Guano Apes da und lassen mit „You Can’t Stop Me“ und „Quietly“ sofort zwei Klassiker auf die Münchner Menge los. Schon bei den ersten Tönen wird klar: heute passt alles. Der Sound kommt glasklar, direkt und fast etwas zu laut aus den Boxen, die Musiker*innen auf der Bühne präsentieren sich in Topform, besonders Schlagzeuger Dennis sieht jedes Mal auf der Bühne so aus, als ob er gerade die Show seines Lebens spielen würde. Frontfrau Sandra Nasić präsentiert sich bestens bei Stimme, geht in die Höhen, schreit auch mal ins Mikro und landet treffsicher jeden Ton. Was für eine Performance!

Gepaart ist das alles mit reichlich Spaß an der Sache – man merkt, dass die Apes länger nicht auf Hallentour waren und sich außerordentlich freuen, nun in München in der ausverkauften Muffathalle ihre Rutsche an Konzerten über ganz Europa zu beginnen. 2003 seien sie zuletzt hier gewesen, erzählt Dennis. Dort haben sie auch zuletzt „Kumba Yo!“ gespielt, nur eines von einigen Raritäten, die das erste Mal seit unzähligen Jahren wieder auf der Setlist landen („Money & Milk“, „Underwear“) – dazu gesellen sich Klassiker wie „Open Your Eyes“ und neuere Werke wie „Close To The Sun“. Wobei „neu“ kaum die gerechte Bezeichnung dafür sein kann, das letzte Album ist mittlerweile acht Jahre her. „Wir sind die faulste Band des Planeten“, ruft Sandra ins Mikrofon. „Aber ich schwöre es, irgendwann in diesem Leben machen wir noch eine Platte“. Solange gibt es eben unsterbliche Nummern wie das Alphaville-Cover „Big in Japan“ und die NuMetal-Hymne schlechthin aus Deutschland, „Lords Of The Boards“. Mit diesem Song verabschieden sie sich dann auch nach doch sehr kurzen 85 Minuten. Auf ihre Kosten dürften aber alle gekommen sein – und eine ordentliche Steigerung zu 2017, worüber wir berichteten, war das allemal. Bis zum nächsten Mal!

Setlist: You Can’t Stop Me / Quietly / Money & Milk / Crossing The Deadline / Close To The Sun / Rain / Lose Yourself (Eminem cover) / Like Somebody / Open Your Eyes / Wash It Down / Underwear / Oh What A Night / Sunday Lover / Kumba Yo!Zugaben: Lez / Big in Japan (Alphaville cover) / Lords Of The Boards

Bericht: Ludwig Stadler