Stranded – Gojira im Zenith (Bericht)

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Gojira sind in der Stadt! Sechs Jahre nach ihrem letzten Münchner Gastspiel sind die französischen Schwermetaller, nach zwei Verschiebungen, am 2. März 2023 schlussendlich doch im Zenith angekommen. Schwerer als ihre Riffs gestaltet sich nur die Anfahrt – der MVG streikt, auch die U-Bahn fällt aus. Die geografische Lage des Zeniths ist nun leider nicht so glänzend anderweitig angebunden, sodass die Nicht-Auto-Fahrer kurzerhand auf E-Roller und Fahrrad umsteigen, was sich massenhaft um die Halle herum finden lässt. Wer also kreativ wurde und es geschafft hat, wird mit einem Metal-Package aus Gojira, Alien Weaponry und Employed To Serve belohnt.

Schon etwas vor dem angesetzten Start brettern um 19:25 Uhr Employed To Serve los – und wie! Das liegt allerdings zu Beginn noch gar nicht unbedingt am Song, sondern vor allem am maßlos zu lautem Sound, der die Grenze von Härte zu ohrenbetäubenden Lärm deutlich überschritten hat. Glücklicherweise pendelt sich das zeitnah ein und die Briten können ihren Metalcore würdig präsentieren. Besonders Frontfrau Justine Jones schreit sich mit voller Kehle durch die Setlist und findet eine perfekte Symbiose mit den wirksamen Riffs der Instrumentalfraktion. Das alles macht mächtig Spaß und sorgt bereits zu früher Stunde für erste Mosh- und Circle-Pits, ist aber nach 30 Minuten auch schon wieder vorbei. Schade!

Setlist: Universal Chokehold / Owed Zero / Force Fed / Sun Up To Sun Down / We Don’t Need You / Mark Of The Grave

Employed To Serve – © Andy Ford

Nach rekordverdächtigen fünf (!!) Minuten Umbauzeit stürmen bereits Alien Weaponry vor das Publikum und legen unvermittelt mit „Raupatu“ los. Auch hier dauert es ein wenig, bis sich ein gut hörbares Klangbild einpendelt, das Verhältnis von Bass und Gitarre passt am Anfang noch nicht wirklich. Allerdings ist das Trio nicht zu stoppen und schafft es mit minimalen Mitteln, einen beachtlich-wuchtigen Sound zu erzeugen. Selbst wenn manchmal die Struktur etwas abhandenkommt und die pure Rifflastigkeit übernimmt, scheint es dem Münchner Publikum durchaus zu taugen. Nach knapp 40 Minuten mit sechs Werken aus ihrer Diskografie in Māori, der Sprache der neuseeländischen Ureinwohner, verabschieden sich die drei Jungs vom anderen Ende der Welt wieder. Kai Tangata!

Setlist: Raupatu / Holding My Breath / Tangaroa / Ahi Ka / Rū ana te whenua / Kai Tangata

Alien Weaponry

Wohl auch bedingt mit dem Streik und der damit zu rechnenden problematischen Autosituation am Zenith, wurde das gesamte Konzert etwas komprimiert – fangen Gojira auf der restlichen Tour sonst erst gegen 21:30 Uhr an, beginnt nun pünktlich um 21:00 Uhr der Countdown nach unten zu zählen, bevor die Franzosen unverblümt mit „Born For One Thing“ losknüppeln. Gleich zu Beginn begeistert das Show-Aufgebot, was für eine Band dieser Größe nicht allzu üblich ist – riesige Lichtshow, große LED-Wand, viel Feuer, allerlei Luftsäulen, bei „The Chant“ fliegen am Ende sogar silberne Glitzerstreifen umher (kurios). So viel Show für 40€-Kartenpreis gibt es selten zu bewundern. Es scheint, als ob sich die Franzosen immer mehr zum Arena-Metal-Act entwickeln und sich auch so aufstellen. Spannend vor allem deshalb, weil es musikalisch doch so stark wie irgend möglich vom (Metal-)Mainstream abweicht.

Gojira – © Gabrielle Duplantier

Frontmann Joe Duplantier grunzt und schreit sich jedenfalls in gewohnt kräftiger Manier durch die Setlist aus 15 Songs, die allerdings, wohl auch aufgrund des Streiks, um zwei wesentliche Lieder gekürzt wurde. Bestehen bleibt aber das Drum Solo vom Sänger-Bruder Mario Duplantier, das durch technische Präzision und wilde Taktrhyhtmen durchaus zu gefallen weiß. Als die Münchner*innen nicht so laut schreien, wie sie könnten, hält er kurzerhand ein Schild hoch, darauf steht: „Lauter zefix!“ – und dann wurde es lauter. Leider bleibt dies auch die einzige nahbare Aktion des Abends, ansonsten präsentieren sich die Musiker doch sehr kühl und distanziert, auch in ihren Ansagen. Das wird durch Musik und Show zwar wieder ordentlich wettgemacht, dennoch bleibt nach rund 95 Minuten und „The Gift Of Guilt“ am Ende das Gefühl, dass da schon noch mehr gegangen wäre. Die Menge strömt aber in jedem Fall zufrieden zurück in die kühle Stadtnacht, um sich auf eine womöglich lange Heimreise zu machen.

Setlist: Born For One Thing / Backbone / Stranded / Flying Whales / The Cell / The Art Of Dying / Grind / Another World / L’enfant sauvage / Our Time Is Now / The Chant / AmazoniaZugaben: Silvera / New Chant / The Gift Of Guilt

Bericht: Ludwig Stadler