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Fast 20 Szenen vieler Lieben – „Die Wiedervereinigung der beiden Koreas“ im Metropoltheater (Kritik)
Was ist das, die Liebe? Diese Frage stellt sich die Menschheit schon, seit sie begonnen hat, Menschheit zu sein, und bis heute waren alle Antworten wohl eher unbefriedigend. Nun nimmt sich das Metropoltheater mit der Inszenierung des Stücks „Die Wiedervereinigung der beiden Koreas“ von Jöel Pommerat an, und hat dabei zwar kein Bühnenbild, aber dafür eine Menge schauspielerische Leistung zu bieten. Immerhin sind gleich neun Schauspieler*innen mit von der Partie: Butz Buse, Vanessa Eckart, Paul Kaiser, Nikola Norgauer, Hubert Schedlbauer, Thomas Schrimm, Dascha von Waberer, Eli Wasserscheid und Lucca Züchner – und alle geben ihr bestes, um diesem doch sehr schwierigen Episodenstück Leben einzuhauchen. Bei fast 20 Szenen wird auch schnell klar, warum. Denn geht es zwar in jedem Einzelnen…
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Elektronische Musik mal anders – ELEKTRO, ein artistisches Konzert im GOP. (Kritik)
Elektronische Beats, extreme körperliche Verbiegungen und ein Programm, so unterschiedlich wie unkonventionell – all das bietet die neue Show Elektro im Münchner GOP. Varieté-Theater, welchem am 16. Januar 2020 Premiere feierte. Dabei mögen einem die bewundernswerten artistischen Attraktionen bekannt vorkommen, jedoch werden diese in dieser einzigartigen Show von elektronischen Beats untermalt bzw. erzeugen die einzelnen Künstler mit ihren Requisiten die Musik sogar selbst. Phil Os, Artist aus Deutschland, z.B. erzeugt mit seinen Diabolos und zwei gegenüberliegenden Drum-Sets eine völlig neue Nummer mit einer Mischung aus Spiel, Artistik und Musik, die man so sicher noch nie gesehen hat. Seine Kunst mit den Diabolos wäre ja schon bemerkenswert genug, aber daraus gemeinsam mit…
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Theater – der Februar 2020 in München (Überblick)
Theaterübersicht für den Monat Februar 2020! Residenztheater Premieren: – Medea, 21.2. (23.2.) Reguläres Programm u.a.: – Der starke Stamm, 2./6./8./24.2. – Sommergäste, 4./7./14.2. – Die drei Musketiere (Cuvilliéstheater), 05./06./24.2. – Woyzeck, 9./25./26.2. – Kassandra/Prometheus. Recht auf Welt (Marstall), 18./19./25./28.2. TICKETS FÜR DAS RESIDENZTHEATER hier. Gärtnerplatztheater Premieren/Spielzeitpremieren: – Salome Tanz, 28.2. – Priscilla – Königin der Wüste, 4./5./6./13./14./16.2. Reguläres Programm u.a.: – Rigoletto, 1./7./9./12./15./22./27.2. – Pumuckl, 2.2. – Die Kluge, 20./21./23./25.2. – Tosca, 20./24./29.2. TICKETS FÜR DAS GÄRTNERPLATZTHEATER hier. Münchner Kammerspiele Premieren: – Rein Gold. Ein Bühnenessay (Kammer 3), 5.2. (6./18./20./23.2) – Passing – It’s so easy, was schwer zu machen ist (Kammer 1), 29.2. Reguläres Programm u.a.: – Dionysos Stadt (Kammer 1), 1./2.2. – Penthesilea (Kammer…
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„So lustig bin ich selten!“ – „Drei Männer im Schnee“ im Gärtnerplatztheater (Kritik)
Bunt. Obwohl der Titel der neuen Revieoperette „Drei Männer im Schnee“ an verschneite Landschaften, kahle Bäume und ästhetische Einsamkeit in den Bergen denken lässt, ist die Produktion des Gärtnerplatztheaters hauptsächlich bunt, farbenfroh, fantastisch. Der von Thomas Pigor für die Bühne adaptierte Stoff des gleichnamigen Romans von Erich Kästner glänzt durch seine mehr als gelungene Motivwahl, herausragende Kostüme und Kulissen und traumhafte Musik und Darsteller. Wir waren am 12. Januar 2020 dabei und sind begeistert. Der arbeitslose Dr. Hagedorn gewinnt beim Preisausschreiben des Haushaltsgerätehersteller Tobler eine Woche Luxusurlaub im Grand Hotel Bruckbeuren. Eigentlich hätte er den Preis lieber ausgezahlt, doch der Urlaub ist gebucht und so reist er gen Süden. Der…
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Garantiert ein guter Abend – „Berlin Berlin“ im Deutschen Theater (Kritik)
Mit Eltern oder Freunden einen Abend ins Theater! Aber was anschauen? Ins Residenztheater oder in die Kammerspiele? Vielleicht zieht sich jemand auf der Bühne aus oder es wird nur geschrien… Ins Deutsche Theater! Ein Musical? Aber vielleicht ist es albern oder belanglos… Doch keine Sorge. Wer Tickets für „Berlin Berlin“ holt, hat auf jeden Fall einen tollen Abend! Nachdem München am Vortag mit einer Preview angeteast wurde, folgte am Folgetag, am Mittwoch, 8. Januar 2020, die offizielle Premiere. Die goldenen Zwanziger sind das Thema, sie spielen nicht nur in der Literatur eine Rolle. Die wilde Zeit zwischen den Weltkriegen ist spätestens seit „Babylon Berlin“ auch in der Popkultur angekommen. In…
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Mein lieber Herr Marquis – „Die Fledermaus“ in der Staatsoper (Kritik)
Nein, neu ist „Die Fledermaus“ wahrlich nicht, weder das Stück selbst noch die mittlerweile 22 Jahre alte Inszenierung nach Regisseur Leander Haußmann. Und dennoch wandert die Operette – die einzige im Repertoire der Bayerischen Staatsoper! – konsequent jährlich in den Spielplan zu Silvester und für einige Januar-Vorstellungen. So auch zu Beginn des Jahres 2020 – und abermals sind die Plätze rasend schnell verkauft. Was ist es also, dass diese Faszination auslöst und ohne große Opernstars mehrere Vorstellungen jährlich über zwei Jahrzehnt hinweg füllt? Wir waren am 5. Januar 2020 vor Ort, um uns dem Phänomen anzunähern. Johann Strauß zeichnet sich im Laufe seines Lebens für mehrere Operetten verantwortlich, die zur…
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Es grünt so grün zur Weihnachtszeit – „My Fair Lady“ im Gärtnerplatztheater (Kritik)
Kurz vor Weihnachten ist es wieder soweit: Das Gärtnerplatztheater zeigt klassische Stücke, und unter diesen ist auch eines der bekanntesten Muscials aller Zeiten: My Fair Lady. Dieses wurde, obwohl eigentlich recht traditionell inszeniert, im Theater am Gärtnerplatz auf Bayerisch vorgeführt. Und das ist auch keine schlechte Idee, die Doolittles sprechen nun einmal Dialekt, doch leider hat man etwas übertrieben. Dabei ist die Geschichte die Gleiche geblieben. Professor Henry Higgins (Michael Dangl) nimmt nach einer Wette mit seinem Freund Oberst Pickering (Wolfgang Hübsch) die junge Eliza Doolittle bei sich auf, um ihr richtig sprechen beizubringen, da er der Ansicht ist, der Mensch zeichne sich nur durch seine Sprache aus. Die junge…
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Ein winterliches Schauermärchen – „The Snow Queen“ in der Staatsoper (Kritik)
„Die Schneekönigin“ von Hans Christian Andersen gilt als eines der für Kinder untauglichsten Märchen, was wohl auch eines der Gründe ist, wieso es nicht zu den ganz großen Sagen der Märchenschmöker zählt. Komponist Hans Abrahamsen hat sich der Geschichte seines Landesgenossen angenommen und die Geschichte erstmals als Oper vertont, im Auftrag der Königlichen Oper Dänemark. Direkt nach der Uraufführung in dänischer Sprache wandert das neue Werk nun als englischsprachige Erstaufführung in die Bayerische Staatsoper, in der es als „The Snow Queen“ am 21. Dezember 2019 Premiere feierte. Dass eine zeitgenössische Oper von Abrahamsen musikalisch keine leichte Kost wird und wenig märchenhaft, ist doch ein wenig vorhersehbar und bestätigt sich auch…
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Wenn wir in Europa sind – „Kassandra/Prometheus. Recht auf Welt“ im Marstall (Kritik)
„Wenn wir in Europa sind, wird es schon aufhören, du wirst sehen“, sagt Boubacar zu Blessing, um sie zu beruhigen. Ihre Albträume der gescheiterten Flucht, der Angst des Ertrinkens, sie werden aufhören. Ob es denn so gekommen wäre, wird man nie erfahren – Blessing schafft es nicht nach Europa. Ihre Geschichte, auch die ihres Mannes, und dem Fortgang derer, wird in „Kassandra/Prometheus. Recht auf Welt“ erzählt, einem Diptychon, das am 19. Dezember 2019 im Marstall des Residenztheaters Premiere feierte. Zweigeteilt präsentiert sich der Abend. Anfangs kommt „Kassandra oder Die Welt als Ende der Vorstellung“, ein überarbeitetes Stück aus dem Jahr 2010 über die Geschichte der oben erwähnten Flüchtlingsdame Blessing und…
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„Mir geht’s grad nicht so gut“ – „Der eingebildete Kranke oder das Klistier der reinen Vernunft“ im Residenztheater (Kritik)
An Molières „Der eingebildete Kranke“ kommt man wohl schwerlich vorbei, zumeist noch nicht einmal in der Schule, spätestens dann aber in der Theaterlandschaft entkommt man der Komödie auf der Bühne nicht mehr. Dabei ist der reine Text relativ zäh und gar nicht mal allzu besonders, weswegen das Residenztheater wohl auch eine Textneufassung von PeterLicht in Auftrag gegeben hat, was sich titelmäßig in „Der eingebildete Kranke oder das Klistier der reinen Vernunft“ äußert. Wie das alles dann auf der großen Bühne im Staatsschauspiel aussieht, konnte man an der Premiere am 20. Dezember 2019 begutachten. Die Uraufführung in dieser Form präsentiert alle Rezepte, die in Basel wunderbar funktioniert haben, nun in München.…