Modernisierter Zirkusklassiker? – „Changes“ im GOP. (Bericht)

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Das GOP. München feiert diesen September sein 15-jähriges Bestehen. Anlässlich dieser Gelegenheit bringt man ein Ensemble, das bereits 2016 zu Gast war, wieder nach München und feiert die Öffnung des Varieté-Theaters vor 15 Jahren.

Machine de Cirque -die Zirkusmaschine- heißt die Truppe aus interdisziplinären Zirkusartisten. In der neuen Show ‚Changes‘ widmet man sich dem Thema Veränderungen. Die Storyline ist dabei simpel und dennoch ein bisschen verrückt. Deutlich erkennt man hier: die Show stammt aus Nordamerika. Denn die Hauptfigur ist ein Einsiedler, der sich in einer verlassenen Tankstelle häuslich eingerichtet hat. Der einsame Knilch trauert seiner längst verflossenen Liebe nach, wird von einer Gruppe Jugendlicher, die an der Tankstelle „abhängen“, wieder ins Leben geholt und gewinnt seine Leichtigkeit zurück. Dem Münchner Publikum wirkt die Handlung etwas konstruiert. Die hiesigen Individualisten wohnen eher im Tiny House als in der Tankstelle.

© Heike Krämer

Besonders schön wird in der Inszenierung hingegen deutlich, wie in Kanada, im Gegensatz zu Deutschland, mit zeitgenössischem Zirkus umgegangen wird. Nur wenige wissen: In Montreal kann man Zirkuskunst studieren! Viele Artisten aus der ganzen Welt, die das Hobby zum Beruf machen wollen, ziehen für diese Ausbildung um. Der Cirque du Soleil hat sogar seinen Hauptsitz in Montreal.

Das besondere an kanadischen Shows ist die Ensemblearbeit! Üblicherweise werden für eine Show mehrere fertige Nummern eingekauft. Die Proben dauern wesentlich kürzer als am Theater, da die Nummern lediglich in dramaturgisch sinnvoller Weise verbunden werden müssen. Daher entwickeln die Artisten selten ein so enges Verhältnis wie die Ensembles an Staats- und Stadttheatern. Doch nicht so bei Changes! Denn viele der Beteiligten kennen sich schon lange und der Abend wurde von allen gemeinsam entwickelt. In der Nummer von Maude und Naomie wird das intensives Zusammenspiel der Partnerinnen deutlich. Nicht nur ihre Vertrautheit und die Gewissenhaftigkeit jeder Bewegung, sondern auch ihre Freude an der Nummer, übertragen die Artistinnen auf das Publikum.

© Heike Krämer

Eine intensive Erfahrungen entsteht durch die große Aktivität auf der Bühne, vor allem, da oft viele Dinge zur selben Zeit geschehen, die die Zuschauer jedoch nicht überfordert, sondern beeindrucken. So gibt es eine Jonglage-Nummer zu Beginn, in der das gesamte Ensemble Keulen über die Bühne wirft und man mit den Augen kaum folgen kann. Alles fließt so organisch ineinander und dennoch kann eine einzelne Nummer die Zuschauer*innen voll und ganz fesseln.

Dadurch, dass Harmonie und Storytelling ein wichtiger Fokus sind, versucht sich Changes nicht an artistischen Rekordbrüchen. Saltos bis unter die Decke und Sprünge oder Hebefiguren, bei denen dem Publikum die Luft weg bleibt, sind hier nicht zu finden. Einige der Nummern stehen dem zeitgenössischen Tanz näher als der artistischen Disziplin. Durch die Unbeschwertheit, mit der die Nummern angegangen werden, wirkt alles einerseits sehr frei, zugleich aber auch etwas unambitioniert, als ginge es vor allem um den Spaß an der Sache, als würde man auf der Probebühne zuschauen.

Changes ist ein Beispiel starker Ensemblearbeit und ein nostalgisches Projekt einer Künstlertruppe, die sich schon lange kennt. Ein leichter Abend für Fans eher als ein spektakuläres Schaulaufen.

„Changes“ läuft bis 5. November im GOP Varieté-Theater München!

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