We Could Forever – Bonobo in der Tonhalle (Bericht)

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Montag, 25. April. Für Studierende beginnt ein neues Semester, doch die Mehrheit der an diesem Abend der Tonhalle zuströmenden Menschen dürften ihre Studienzeit schon hinter sich haben; viele Paare sind zu sehen, eine Mehrheit in den (frühen) Dreißigern. Sie alle sind gekommen, um Bonobo zu sehen. Der britische Multiinstrumentalist und Produzent macht auf seiner weltweiten Tournee heute in München Halt. Sie alle sind nicht nur gekommen, um zu hören, sondern insbesondere: um zu feiern.

Quelle: https://ninjatune.net/artist/pote
© Ninja Tune

Dass die Tonhalle nicht nur voll mit Leibern, sondern auch voll mit guter Laune und Wille zum Tanz ist, zeigt sich schon während des Sets von Bonobos Support Act Poté. Der bietet eine Mischung aus zeitgenössischen Hip-Hop-Klängen, R’n’B und EDM, nebst einer seelenvollen Ein-Mann-Performance. Seine Darbietung wird vom Publikum positiv aufgenommen, es wird gepfiffen, gejohlt und getanzt. Doch insgesamt wirkt die Präsentation des Musikers zu versatzstückhaft und mitunter auch zu stereotyp, um wirklich mitzureißen.

Eine halbe Stunde heißt es sich noch gedulden, ehe der Star des Abends sich sehen lässt. Eine halbe Stunde, in der sich die Menge vor der Bühne noch mehr zusammenballt. Es herrscht wahrlich volles Haus. Dann geht es endlich los: Mit ›Rosewood‹ von seinem neuen Album Fragments startet Bonobo sein Set. Doch nicht er allein: Begleitet wird der Maestro, der in seinem Käfig aus elektronischen Klangerzeugern hantiert und dazu noch häufig E-Bass spielt, von einem Schlagzeuger, einem Gitarristen, einem Keyboarder und nicht weniger als drei Bläsern. Dass sich bei dieser Besetzung ein eindrucksvolles Klangerlebnis einstellt, versteht sich fast von selbst. Besonders wenn das Bläsertrio sich unisono zu langgezogenen, triumphal-ätherisch Tonbögen aufstellt, an die im ganzen Körper vibrierende Tiefton-Synthpads anfluten, ist mit Gänsehaut zu rechnen.

Quelle: https://www.eventfabrik-muenchen.de/event/bonobo/Geboten werden vor allem Stücke von besagtem aktuellen Album. Die Gesangsparts, für die sich Bonobo alias Simon Green verschiedene KünstlerInnen ins Studio geladen hatte, übernimmt heute – verträumt, sonnig strahlend-verstrahlt – Nicole Miglis. Bonobos neue Musik funktioniert prächtig: Immer wieder kommt die Band auf sehr tanzbare Beats mit ordentlichem Tempo zurück. Wer meint, Bonobo sei nur etwas, um im Liegestuhl zu fläzen, Piña colada zu schlürfen und dem Meer durch farbige Gläser beim Plätschern zuzusehen, wird hier eines Besseren belehrt. Und ob dieses Besseren ist das Publikum sichtlich aus dem Häuschen. Es herrscht ausgezeichnete Stimmung, es herrscht rege Bewegung, Jubel und Ausgelassenheit; die Luft, wiewohl beständig dicker werdend, ist zu keinem Zeitpunkt raus.

Zum Ende einer wahrlich umfangreichen Setlist und nach einer fulminanten Zugabe mit zwei Songs seiner erfolgreichen vorletzten Platte Migration verabschieden sich Bonobo und Mitstreiter*innen von einem verschwitzen und sichtlich begeisterten Publikum auf baldiges Wiedersehen.

Setlist: Rosewood / Counterpart / Surface / Tides / Shadows / Kiara / Bambro Koyo Ganda / Cirrus / Outlier / We Could Forever / First Fires / From You / No Reason / Linked / Age of Phase / Otomo / Break Apart – Zugabe: Migration / Day by Day / Kerala