Es ist im ersten Moment ungewohnt, wenn man an diesem Abend im Gärtnerplatztheater seinen Platz nicht wie gewohnt im Zuschauerraum, sondern auf der Bühne einnimmt. Dieser Perspektivwechsel eröffnet jedoch eine völlig neue Wahrnehmung, und wenn sich der Vorhang öffnet und die Darsteller und Musiker vor dem beeindruckenden Theatersaal des Drei-Sparten-Hauses erscheinen, ist die erste Unsicherheit der ungewohnten Situation sofort verflogen. Wenn sie uns dann auch noch mitnehmen auf eine Reise in die Welt der Musicals und uns in jede der dargebotenen Geschichten abtauchen lassen, dann ist dieser Konzertabend mit dem Titel Being Alive! einfach nur ein gelungenes Ereignis.
Das Repertoire, das für diesen Abend ausgewählt wurde, ist vielseitig und unkonventionell und reicht zeitlich vom Musical Show Boat, welches 1927 Uraufführung feierte, bis hin zum 2011 entstandenen Erfolgsmusical The Book Of Mormon. Wir finden Klassiker wie Some Enchanted Evening aus South Pacific oder Somewhere Over The Rainbow aus dem Musical Der Zauberer von Oz wieder. Letzteres gibt die Sopranistin Jennifer O’Loughlin mit glasklarer Stimme und viel Herz und Träumerei zum Besten.
Auf der anderen Seite hat der Konzertabend auch viel Charme und Witz zu bieten. Christian Schleinzer legt einen beeindruckenden Auftritt als Bauchredner hin, wenn er bzw. seine Puppe den Song Wenn du schwul wärst aus dem Musical Avenue Q performt. Neben den zarten, ruhigen Tönen tauchen auch kräftige, schnelle Popsongs auf, welche das Programm des Abends nur einmal mehr gekonnt abrunden. So legt zum Beispiel Erwin Windegger eine fantastische Performance des Songs Wie kann es möglich sein? aus dem Musical Mozart! hin und Dagmar Hellberg singt gekonnt als Pflanze „Audrey II“ das Duett Gib’s mir! gemeinsam mit Christian Schleinzer, der hier die Rolle von Seymour übernimmt.
Alles in allem fühlt man sich nach diesen 14 Songs, den charmanten und witzigen Übergängen und den beeindruckenden Stimmen der Solistinnen und Solisten des Gärtnerplatztheaters tatsächlich wieder ein gutes Stück mehr „alive“. Und ein bisschen neue Lebensfreude und Energie tut nach den letzten Monaten sicher jedem mehr als gut.
Kritik: Rebecca Raitz