Am Montag prallten im Muffatwerk wieder einmal Welten aufeinander. Während im kleineren Ampere die 102 Boyz für eine Gruppe Jugendlicher Männer in Nothface-Steppjacken ihre Hymen auf Bier und Exzess feierten, fand in der Muffathalle gleich nebenan ein Kontrastprogramm statt. Bear’s Den lud zur Traumreise.
Den Opener spielt Tusks, eine sympathische, junge Singer-/Songwriterin, deren Stil sich sehr nah an dem des Hauptacts findet, und somit der sich füllenden Muffathalle eine angenehme Atmosphäre und angenehme Einstimmung beschert.
Weiter geht es mit den Special Guests von Flyte. Diese bieten eine mustergültige Präsentation einer modernen Folkpopband in direkter Linie von Mumford and Sons. Die drei Musiker dürften an diesem Abend einige Fans dazugewonnen haben.
Zwei Stunden nach Einlass betreten Bear’s Den die Bühne. Zu dieser Band muss gesagt werden, dass ihre Musik sich nicht in den Vordergrund rückt. Eine nicht-repräsentative Umfrage unter den Konzertgästen stellte heraus, dass circa die Hälfte diese Musik nutzt, um mit ihr einzuschlafen oder zu entspannen. Entspannung tritt dann auch ein, als die ersten Synthesizer-Sounds ins Publikum geschickt wurden. Bear’s Dens träumerischer Sound erfordert eine Affinität zum Schlaf. Die hat der Saal mitgebracht und so kommt eine für ein Konzert fast gespenstige Ruhe auf. Das ist allerdings keineswegs eine Diskreditierung, im Gegenteil: die Musiker selbst wirken gerade in der ersten Hälfte das Konzerts beinahe wie in Trance und bedanken sich mehrfach ungläubig über die Stille im Saal, die vor allem bei einigen akustisch vorgetragenen Songs eine beeindruckende (Nicht-)Soundkulisse aufbaut.
Ab der Hälfte des Konzerts wacht sowohl Band und Publikum dann aber doch noch zumindest teilweise aus dem Traum auf, singt und klatscht sich durch energiegeladeneren Nummern.
Trotzdem fühlt sich das ganze Konzert, ungewöhnlich wie das ist, nicht als soziales und gemeinschaftliches Erlebnis an. Dens Musik ist nicht dafür gemacht, zusammen gehört zu werden. Das Konzert wird so von jedem einzeln aufgenommen. Jeder träumt für sich.
Ein schönes, beruhigendes Erlebnis. Leider bleibt die Band sehr nah am Sound der CDs, sodass der Konzertbesuch kein größerer Zugewinn zum Hören der Platten darstellt. Dennoch ist der Abend in seiner ungewöhnlichen Ruhe, Stille und Atmosphäre ein wohltuendes Gegenkonzept zu den 102 Boyz unserer hektischen, lauten Zeit.
Setlist: Fuel on Fire / Elysium / Dew on the Vine / New Jerusalem / Hiding Bottles / Breaker/Keeper / Only Son of The Falling Snow / The Star of Bethnal Green / Crow / Isaac / Gabriel / The love we Stole / Red Earth & Pouring Rain / When you break / Auld Wives / Laurel Wreath / Above the clouds of Pompeii / Blankets of Sorrow / Agape
Bericht: Paul Walschburger