Big Bang – Bad Religion in der Muffathalle (Konzertbericht)

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Ein Konzert mittlerer Größenordnung erst zwei Monate davor anzukündigen, ist zumeist ein etwas riskantes Unterfangen. Bei Bad Religion gestaltet sich das allerdings etwas anders – die Herren haben die Muffathalle am 2. Mai 2019 in Windeseile ausverkauft. Kein Wunder, spielen sie doch sonst zumeist in der TonHalle, auch dort ist das Kontingent stets erschöpft. Nun kommen die Münchner also in den Genuss einer Show ordentlich unter Kapazität – und das lassen die Kult-Punker auch ordentlich in der Songauswahl sehen. Zum Einlassbeginn ist die Halle allerdings noch: leer.

Erst zum Beginn der Vorband Marathonmann gegen 20 Uhr wandern die Leute langsam in die vorderen Ränge. Die Münchner treiben bereits seit 2011 äußerst erfolgreich ihr Unwesen, waren letztes Jahr allerdings deutlicher ruhiger auf den Bühnen zugange. Nun sind sie lautstark mit neuem viertem Album zurück, was sie auch gleich mit neuen Songs wie „Die Vergessenen“ und „Schachmatt“ einläuten. Ihr Mix aus Punk, Rock und Post-Hardcore mit deutschen Texten mag zwar anfangs für das Publikum ungewöhnlich sein, passt aber überraschend gut in den Abend und gefällt allein schon durch die enthusiastische Performance und die treibenden Rhythmen. Einzig und allein textlich ist es dann vielleicht doch etwas zu bedeutungsschwer und philosophisch, vor allem im Vergleich zum folgenden Polit-Punk. Dennoch: grundsolide 30 Minuten, die mit „Die Stadt gehört den Besten“ enden.

Setlist: Holzschwert / Blick in die Zukunft / Die Vergessenen / Wir sind immer noch hier / Wo ein Versprechen noch was wert ist / Schachmatt / Die Stadt gehört den Besten

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Wie im Bilderbuch-Konzert erlischt um 21 Uhr das Licht, um ein wenig später wieder im Farbenspiel von Weiß und Rot zu erleuchten. Die Bandmitglieder von Bad Religion nehmen ihren Platz ein – und fangen direkt und ungeschönt mit „Chaos From Within“ an. Ab diesem Moment tobt der Moshpit und hört auch bis zum bitteren Ende nicht mehr auf. Abgesehen von drei recht kurzen Ansagen im ersten Teil des Sets verzichtet die Band auch vollkommen auf große Reden – sie sind hier, um Musik zu machen, und exakt so ist eben auch die Durchführung. Die Musiker spielen versiert und vor allem motiviert – selbst Frontmann Greg Graffin fetzt über die Bühne, der sonst eher für Zurückhaltung bekannt ist.

Leider ist die Stimme im vorderen Bereich etwas zu leise – ansonsten ist der Sound ausgewogen, laut und überraschend pointiert für Punk, zu keiner Zeit matschig. Das mag einerseits natürlich am starken Soundmischer liegen, aber wohl auch an der immer wieder wunderbaren Muffathalle, in der es eher schwer scheint, mit dem Sound nicht zu glänzen. Gekonnt sind sie auch in der Liederauswahl. Anfangs folgt ein 17-Song-starkes Best-Of aus allen Alben, inklusive drei neuer Songs aus dem direkt am Folgetag (also heute!) erscheinendem Album „Age Of Unreason“, dementsprechend früh um 21:50 Uhr verlassen die Herren erstmals die Bühne, bereits schwitzend und triefend von Hitze und Geschwindigkeit.

Für den zweiten Part feuern Bad Religion letztendlich wirklich all ihre Energie, die sie bündeln können und nicht bereits gegeben haben. 30 Jahre ist es nun her, dass „No Control“, immer noch eines der angesehensten BR-Alben, erschienen ist – was für ein wunderbarer Grund, das Album in voller Länge zu spielen! Gesagt, getan – die Musiker bieten alle 15 Lieder dar, manche gar erst zum zweiten Mal überhaupt. Ansagen? Gibt es nicht, alle Songs folgen hintereinander. Satte 27 Minuten ziehen sie also das gesamte Album pausenlos auf der Bühne durch, das Publikum treibt weiterhin ununterbrochen an, Sänger Graffin ist beim letzten Song „The World Won’t Stop“ nur noch ein absolut triefender Wasserfall. Kein Wunder, dass die Band also bereits nach 80 Minuten um 22:20 Uhr die Bühne verlassen – Hut ab für ein schweißtreibendes Konzert, in dem tatsächlich ganze 32 Lieder unterkommen. Und auch wenn Bad Religion bereits seit 39 Jahren ihr Unwesen treiben – ihr nächster Besuch in München kommt bestimmt!

Setlist Part 1: Chaos From Within / Them And Us / Fuck You / The Dichotomy / Recipe For Hate / New Dark Ages / Atomic Garden / Do What You Want / My Sanity / Struck A Nerve / Generator / Flat Earth Society / 21st Century Digital Boy / Do The Paranoid Style / American Jesus / Sorrow / Infected

Setlist Part 2: Change Of Ideas / Big Bang / No Control / Sometimes I Feel Like / Automatic Man / I Want To Conquer The World / Sanity / Henchman / It Must Look Pretty Appealing / You / Progress / I Want Something More / Anxiety / Billy / The World Won’t Stop

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Bericht: Ludwig Stadler
Fotos: Martin Schröter