Regnerisch und trüb ist es zwar an diesem 24. Februar 2023, aber allein die Gedanken an den Abend, der wohl folgen mag, halten warm: All Time Low sind zu Gast in München! Nach rund 5,5 Jahren beehren sie die Muffathalle, die bereits im Vorfeld restlos ausverkauft ist und erstmals die Möglichkeit gibt, Songs des 2020 erschienen Erfolgsalbums „Wake Up, Sunshine“ zu erleben. Eine Pop-Punk-Band kommt selten allein, dementsprechend werden sie begleitet von Lauran Hibberd und Games We Play.
Letzteres beginnen auch bereits um 19:15 Uhr den Abend, während die Münchner erst nach und nach eintrudeln. Aufhalten lässt das Trio hier aber nicht, im Gegenteil! Die Musik, im besten Stil von blink-182 und dem Headliner des Abends, peitscht voran und verbreitet schon zu früher Stunde ordentlich Stimmung. Dafür sorgt auch Frontmann Emmyn Calleiro, der in bester Lewis Capaldi-Manier humorvoll und charmant auftritt, in seinen Performances aber vollen Einsatz gibt und alles der Musik widmet. Dammbrecher dürfte wohl auch ein Cover von „Mr. Brightside“ gewesen sein, denn anschließend singt die Menge in der Muffathalle auch die eigenen Liedpassagen kräftig mit. Ein eindrucksvoller und grandioser Einstand!
Setlist: Get A Job / Deadbeat / Mr. Brightside (The Killers cover) / Kristina / Hey Ben / I Hope You’re Happy
Gerade mit der Präzision und Begeisterung, die Games We Play auf der Bühne erzeugten, haben es Lauran Hibberd und ihre Band ordentlich schwer. Einerseits ist der Sound doch etwas vertrackter, dann ist die Gitarre zu leise eingestellt und so richtig zünden wollen die Lieder auch nicht. Dabei tritt die Sängerin selbst recht sympathisch auf, erzählt ein paar Witze, die aber teils misslingen, und sorgt immerhin für rege Aufmerksamkeit. Enttäuschend ist aber, dass viele Passagen des Gesangs schlichtweg vom Band kommen und wenig erprobt gelipsynct werden – das ist in diesem Genre und in Anbetracht der Live-Qualität der anderen Bands enttäuschend. Zu „Still Running (5K)“ kommt dann aber noch ein Lichtermeer zustande und schließt den Auftritt versöhnlich ab.
Setlist: Average Joe / Honda Civic / I’m Insecure / How Am I Still Alive? / That Was A Joke / Hot Boys / Still Running (5K)
Der Hauptgrund des Abends betritt gegen 21 Uhr die Bühne und legt gleich lautstark mit „PMA“ und „Let It Roll“ los. All Time Low wissen, wie sich eine kluge Setlist aufbaut und pegeln diese bestens aus mit einem wunderbaren Mix aus neuen und älteren Werken, schnellen und entspannten Stücken. Die Zeichen, das wird doch recht schnell klar, stehen dennoch auf Pop-Punk, denn die Amerikaner bringen die brechend volle Muffathalle ordentlich zum Kochen. Mit zwei LED-Säulen und einer wunderbaren Lichtshow werden die Songs passend, aber nicht zu aufdringlich untermalt und lassen den Fokus auf dem, was die Band am besten kann: spielen. Denn in puncto Live-Sound klingt jedes Lied astrein, vollmundig, kräftig und über alledem mit treffsicherem und extrem starken Live-Gesang von Alex Gaskarth.
Gaskarth und Gitarrist Jack Barakat sind es auch, die mit witzigen und kreativen Ansagen immer wieder für gute Laune zwischen den Liedern sorgen. Egal ob kleine Wortgefechte auf der Bühne oder spontane Aktionen mit dem Publikum, wie die Umgestaltung des Klassikers „Celebration“ zu „Celebrate Your Space“ – die Musiker sind nicht nur in einer x-beliebigen Stadt auf einer ausgedehnten Europa-Tour und spielen müde ihr Programm herunter, nein, hier sind pure Spiel- als auch Tourfreude zu erleben. Musikalisch zeigt sich das auch in einer Piano-Version von „Once In A Lifetime“ oder den bereits nigelnagelneuen Werken wie „Tell Me I’m Alive“ und „Modern Love“, die auf ihrem neuen Album, das am 17. März 2023 erscheint, zu finden sein werden. Die ersten Live-Erfahrungen mit den Nummern sind schon einmal gelungen – und in Kombination mit Klassikern wie „Dear Maria, Count Me In“, das nach rund 95 Minuten den liederreichen Konzertabend beendet, sowieso eine runde Nummer, die das Münchner Publikum freudestrahlend wieder in den Regen zur Heimreise entlässt.
Setlist: PMA / Let It Roll / Something’s Gotta Give / Tell Me I’m Alive / Modern Love / Somewhere In Neverland / Lost In Stereo / Life Of The Party / Dirty Laundry / Do You Want Me (Dead?) / Dark Side Of Your Room / Getaway Green / Basement Noise / Once In A Lifetime / Missing You / Some Kind Of Disaster / Time-Bomb / Sleepwalking – Zugaben: Weightless / Monsters / Dear Maria, Count Me In
Bericht: Ludwig Stadler