Mailänder – mit neuer Single „Don’t Waste Your Time“ im Kurz-Interview

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© Clemens

Zeit. Das ist wohl eine Komponente, die wir alle in diesem Jahr unfreiwillig geschenkt bekommen haben. Manche in riesigen Portionen, andere nur in Form von abgesagten Treffen mit Freunden, aber definitiv hat jede*r diesen Moment gehabt: was mache ich nun mit der frisch gewonnen Zeit? Die Antwort fällt individuell aus, der Musiker Mailänder hat die Zeit genutzt, sich zu entschleunigen und eine neue Single zu schreiben. „Don’t Waste Your Time“ heißt das Lied, aber auch die An- und Aussage darin. Grund genug, sich mit dem Wahl-Münchner über die Bedeutung dahinter, die Situation um Corona und die Wahl auf München als Wohnsitz zu unterhalten.

Kultur in München: Servus Mailänder! Was für eine wilde Zeit aktuell. Wie hast du die vergangenen Monate erlebt? Welche Einbußen hattest du – und welche Chancen hast du vielleicht auch mitgenommen?

Hi! Du sagst es – obwohl ich auch in meinem regulären Job Einbußen hinnehmen musste und natürlich auch einige Festivals und Konzerte ausgefallen sind, habe ich versucht ein bisschen zur Ruhe zu kommen und die „Freizeit“ zu nutzen, um mich selbst zu hinterfragen und zu schauen, wo ich gerade stehe. Natürlich habe ich auch viel an der Single gearbeitet.
Zwischenzeitlich habe ich mich auch überfordert gefühlt mit den vielen Themen, die neben dem Umgang mit der Pandemie hochgekocht sind und zu denen ich eine Meinung habe und haben will, wie die geflüchteten Menschen an den EU-Außengrenzen, die Black Lives Matter-Bewegung weltweit und obendrein scheinbar durchdrehende Staatsoberhäupter in den Medien zu sehen, zum Beispiel.

Kultur in München: Mit deiner neuen Single „Don’t Waste Your Time“ beantwortest du ja quasi schon deine Einstellung. Worauf genau beziehst du die Aussage dieses Liedes? Auf dich? Auf andere? Und kam dir die Idee tatsächlich auch in den Lockdown-Monaten?

Ja, wie eben schon gesagt, bin ich schon in mich gegangen und habe mich gefragt, was ich aus meiner Zeit mache und wie ich sie in Zukunft nutzen und verteilen will. Meine Songs sind ab und zu dann auch Reminder für mich. Aber vielleicht gibt es mehr Menschen da draußen, die ihre eigenen Sehnsüchte oder Leidenschaften in ihrem Alltag begraben oder sogar begraben müssen, um in unserer Gesellschaft über die Runden zu kommen. Der Song soll auch Mut machen und die vermeintlichen Gegebenheiten hinterfragen, mit denen wir leben. Mir geht es dabei vor allem nicht um YOLO-tum und Egotrips.

Kultur in München: Wie kommt der Schritt, nach München zu ziehen und dort musikalisch aktiv zu werden? Bist du damals tatsächlich mit dem Ziel, Musiker zu werden, nach München gezogen? Und wieso entscheidet man sich als junger Mensch, trotz der höheren finanziellen Kosten, für die bayerische Landeshauptstadt?

Musikalisch aktiv war ich schon seit meiner Schulzeit, erst am Schlagzeug, später so wie jetzt an Gitarre und Gesang. Nach meinem ersten Studium hat sich hier in München kurzfristig ein Praktikum ergeben und so bin ich hier gelandet. Eigentlich dachte ich, ich passe nicht in so eine Großstadt oder sie frisst mich auf, aber ich habe gemerkt, dass ich die vielen Möglichkeiten und die Geselligkeit hier liebe und eben auch die vielen Musikclubs und Konzerte, die in Würzburg und Umgebung eben so nur bedingt stattfinden. Und so ist das eben auch mit einer lebendigen Musikszene, als Singer/Songwriter kann man in München auf vielen Bühnen spielen, trifft neue und bekannte Musiker*innen und entwickelt sich dadurch weiter.

Kultur in München: Du hast bereits u.a. im Backstage Backyard und der Sommerbühne im Olympiastadion diesen Sommer gespielt. Wie waren die Eindrücke, unter diesen neuen Bedingungen und der allgemeinen kulturellen Zwangspause wieder auf der Bühne zu stehen? Findest du, das Publikum hat sich verändert?

Zuerst war ich als Besucher auf einem Konzert und als die Band auf die Bühne kam, habe ich gemerkt, was gefehlt hat und wie es in mir kribbelt. So ein bisschen wie vor dem ersten Kuss mit jemandem. Man merkt den Leuten auch unter den Bedingungen an, dass sie Live-Musik vermisst haben und es genießen, wieder auf Konzerte zu gehen. Vielleicht könnte man aber sagen, dass die Hemmschwelle, sich mitreißen zu lassen beim Publikum nochmal etwas größer geworden ist, weil man exponierter vor der Bühne sitzt. Auf der anderen Seite macht das auch die Distanz zwischen Künstler auf der Bühne und dem Publikum aktuell für beide Seiten nicht leichter zu connecten.
Das Konzert auf der Sommerbühne war ein absolutes Highlight! Besondere Situationen schaffen manchmal eben auch besondere Auftritte oder Möglichkeiten. Man darf aber auch nicht vergessen, dass nach wie vor viele Techniker, Clubs, Veranstalter und auch Musiker um ihre Existenz kämpfen. Ohne Hilfen und nur mit „Umsonst“-Konzerten kann Vieles verloren gehen, da muss die Politik endlich breiter helfen.

Kultur in München: Ein Blick in die Zukunft. Was steht bei dir an? Welche Planungen, soweit man aktuell überhaupt planen kann, hast du?

Ich bin jetzt erstmal glücklich über den Auftritt im Olympiastadion und dass die Single „Don’t Waste Your Time“ draußen ist. Einen kleinen Auftritt habe ich auf der Internale im November in München, ansonsten halte ich die Augen offen und warte ab, was möglich ist und bleibt. Vielleicht geht zum Jahresende hin noch was. Ansonsten will ich neue Lieder schreiben!

Kultur in München: Danke dir für das kleine Interview und alles erdenklich Gute! Bleib gesund!

Das wünsche ich dir auch! Vielen Dank, dass ich deine netten Fragen beantworten durfte.