Doomsday Machine – Kadavar & Graveyard im Backstage Werk (Bericht)

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Was passiert, wenn sich schwedischer Blues Rock mit deutschem Psychedelic Rock zusammentut? Es entsteht eine der wahrscheinlich spannendsten Touren des Jahres. Mit den deutschen Rock-Schwergewichten Kadavar und Graveyard aus Schweden gehen zwei der erfolgreichsten Bands ihres Genres gemeinsam auf Tour, inklusive Show am 24. April 2023 im Backstage Werk München.

Erneut trifft es einen Montag in der Landeshauptstadt, an dem eine solch umfangreiche Show ihren Weg in das (fast) ausverkaufte Werk findet. Den Anfang machen die Label-Kolleg*innen von Kadavar: Polymoon. Viele der anwesenden Gäste verpassen den Auftritt leider, da bis zum letzten Ton die Schlange vor dem Werk nicht abnimmt. Das finnische Psychedelic-Gespann präsentiert sich in wilden, durchaus als genderfluide interpretierbaren Outfits und trifft auf gespaltene Euphorie im Publikum, trotz eines guten, innovativen Sounds.

Als nächstes ist es Zeit für Graveyard. Die Schweden sind einer der wenigen „großen“ Vertreter des skandinavischen Bluesrock, auch dank der unverwechselbaren Stimme ihres Frontmanns. Während des Auftritts wechselt besagte Stimme immer wieder von schwach und heiser zu absoluter Perfektion, es gibt keinen Zwischenwert. Mit Fokus auf ihrem wohl erfolgreichsten Album Hisingen Blues präsentiert sich der erste Headliner des Abends stark, aber sehr wortkarg. Es findet kaum Interaktion mit dem Publikum statt, obwohl die Performance der Band zurecht umfangreich bejubelt wird. Alles in Allem ist nach ca 60 Minuten Schluss, die Worte abseits der Lyrics kann man an einer Hand abzählen. Insgesamt ein runder, gelungener Auftritt, nicht mehr und nicht weniger.

Setlist: No Good, Mr. Holden / Hisingen Blues / Uncomfortably Numb / Bird Of Paradise / Please Don’t / It Ain’t Over Yet / Slow Motion Countdown / From A Hole In The Wall / Goliath / The Siren / Walk On / Ain’t Fit To Live Here

© Christoph Bartelt

Eigentlicher Headliner, zumindest auf deutschem Boden, bleiben Kadavar. Die Berliner sind in München immer ein gerne gesehener Gast, heute zum ersten Mal mit komplett anderem Look und einem vierten Bandmitglied. Auch wenn die Mähne weg ist, gibt der Tiger am Schlagzeug, das nun in neuer Besetzung schräg im Vordergrund platziert ist, gewohnt Gas. Kadavars erster Song hat bereits mehr Bewegung auf der Bühne als Graveyards gesamtes Set, allgemein schrumpft die Distanz zwischen Band und Publikum immens. Mit gewohnter Spielfreude überzeugen Kadavar mit Best-Of Setlist und das Publikum scheint mehr als bereit dafür. Unfassbar viel Bewegung im Zentrum des Werks, es wird ausgelassen getanzt. Leider fliegen auch einige Becher in Richtung Bühne und es kommt zu der ein oder anderen kleinen Auseinandersetzung, das Security Team steht aber aufmerksam parat. Den deplatzierten Übermut kann man mit Sicherheit auch auf den erhöhten Konsum von Alkohol o.ä. zurückführen, dieser ist heute trotz (oder gerade wegen) Montag spürbar. Auch Kadavar zeigen sich heute von ihrer eher wortscheuen Seite, neben dem mittlerweile schon auf dem Merchandise abgedruckten Catchphrase „Habt ihr Bock, oder was?“, wird die Kommunikation Richtung Publikum auf das Mindeste beschränkt. Dafür bleibt mehr Zeit für Musik, die auch voll und ganz genutzt wird. Der große Nachteil an Co-Headline Touren ist auch heute spürbar, denn bereits um 22:30 Uhr erklingt der letzte Ton des Abends.

Setlist: All Our Thoughts / Last Living Dinosaur / Thousand Miles Away From Home / Vampires / Lord Of The Sky / Into The Night / Doomsday Machine / Die Baby Die / Come Back Life / The Green Manalishi (With The Two Prong Crown) / Purple Sage

Ein Abend voll guter Musik geht zu Ende, bis „Into the Night“ hat er aber nicht gereicht. Vielleicht sollte man sich für die nächste Tour überlegen, bei beiden Bands noch eine Viertelstunde anzuhängen.

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