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Alles in der Welt ist Posse – „Falstaff“ in der Staatsoper (Kritik)
Es ist wohl die am meisten von der Krise gebeutelte Neuinszenierung der Bayerischen Staatsoper: „Falstaff“. Die Produktion unter der Leitung von Mateja Koležnik hätte bereits zu den Opernfestspielen im Sommer Premiere feiern sollen, dann wurde es aufgrund der Abstandsregelungen und der daraus resultierenden Absage der Opernfestspiele in den November geschoben. Nun ist die Staatsoper aber seit dem 2. November wieder geschlossen, der Lockdown light verbietet das Spielen vor Publikum. Noch einmal verschieben? Kommt nicht infrage! Nach einiger Überlegungszeit hat man sich für eine Livestream-Premiere entschieden – kostenfrei für alle verfügbar. Am Mittwoch, 2. Dezember 2020, 19 Uhr, sitzt man nun also nicht gut angezogen in den Sesseln des Nationaltheaters, sondern…
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Oper lebt! Auch digital – das Stream- und VOD-Angebot der Bayerischen Staatsoper
Seit gestern Abend ist bedauerlicherweise klar, dass bis mindestens 20. Dezember 2020 keine Vorstellungen in Theatern erlaubt sind. Das betrifft kleine, intime Bühnen genauso wie die ganz großen Häuser dieser Stadt, so natürlich auch die Bayerische Staatsoper. Doch ein Zurückkriechen und das Handtuch werfen? Davon ist man weit entfernt – im Gegenteil. Jeden Montag werden exklusive Stücke im Stream präsentiert, welche anschließend auch als Video-On-Demand für kleines Geld angesehen werden können. Nun kommen sogar erstmals Opern im Stream. Doch zuvor: wir haben uns die bisherigen Angebote für euch angesehen! Das Montagsstück II unter dem Titel „Ballo Barocco“ beinhaltet vier Solist*innen aus dem Ensemble der Bayerischen Staatsoper, die mit dem Bayerischen…
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Rätselspaß für Opernfans und Interessierte – die App „Intermezzo“
Intermezzo – so heißt der neueste Streich der Bayerischen Staatsoper, der pünktlich im bedauerlich kulturarmen Lockdown light erscheint. Einerseits schade, da man nach den unzähligen kuriosen, interessanten und spannenden Opernfragen nicht selbst das Erlebnis einer Opernaufführung erleben kann – doch andererseits genau deshalb gut, um die Zeit zuhause dennoch mit ein wenig Oper verbringen zu können, bevor es dann wieder los geht. Im letzten Sommer kam die Idee erstmals auf, erzählt uns Online-Kommunikationsreferentin Saskia Dittrich, die das Projekt über die Zeit der Entstehung begleitet hat. Das Ziel ist es dabei weniger, einen wilden Wettkampf zu entfachen oder bei falschen Antworten demotiviert zu werden, sondern auf den Rätselspaß selbst zu setzen.…
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Theater im Netz – Online-Angebote der Staatsoper und des Residenztheaters
Lockdown light – mit anderen Worten: keine Präsenz-Kultur. Mit dem Beschluss, jegliche Freizeit-, Gastronomie- und Kultureinrichtungen zu schließen, ist klar: seit dem 2. November 2020 bleiben die Publikumsräume leer. Aber ganz sang- und klanglos bleiben die Theater dieser Stadt wahrlich nicht! Heute möchten wir euch das Angebot der Bayerischen Staatsoper und des Residenztheaters vorstellen. Selbstverständlich online und für die eigenen vier Wände. Bayerische Staatsoper Schon die letzte Premiere „Die Vögel“ am 31. Oktober 2020 durfte nur noch vor 50 Gästen stattfinden, alle Folgevorstellungen wurden abgesagt. Nun gibt es immerhin die Möglichkeit, den Video-Mitschnitt der Oper digital anzusehen – für 9,90 EUR ist ein 24-Stunden-VOD zu erwerben. Zusätzlich wird jeden Montag…
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Was ist das in uns? – »Dantons Tod« im Residenztheater (Kritik)
Es ist Freitagabend, der 30. Oktober 2020, im Residenztheater feiert die umfangreiche Inszenierung von Georg Büchners »Dantons Tod« Premiere. Doch kurz vor Beginn herrscht im Foyer noch gähnende Leere. Über vereinzelten Gestalten treffen sich die freundlichen Blicke der Resi-Mitarbeiter*innen. Nur 50 Zuschauer*innen sind Corona-bedingt zugelassen, am Folgetag, den 31. Oktober wird das Stück noch zweimal aufgeführt, ehe der Spielbetrieb den ganzen November über eingestellt werden muss. 200 Zuschauer*innen mögen noch eine kleine Menge bilden, ein Publikum, das einer Eigendynamik folgt und in seiner anonymen Präsenz (seinem Namen entsprechend) eine Öffentlichkeit stiftet; eine Öffentlichkeit, die den einzig möglichen Raum für Worte und Taten, Gesten und Gedanken von Überlebensgröße bildet. Hier können…
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Die Entfesselung der Lebenslüge – „Ein wenig Farbe“ im Hofspielhaus (Kritik)
Die Perlen verstecken sich oft, man muss sie lange suchen – und hat man sie gefunden, sind sie zumeist immer noch im Besitz einer Muschel. In jedem Fall ist es ein langer Weg, bis man zu dieser Perle gelangt. So ist es derzeit auch mit den Spielplänen der Theater: man plant, werkelt, arbeitet zu etwas hin, dann klappt es aus pandemischen Gründen doch nicht und der Weg bis zur Aufführung verschiebt sich ins Endlose. Doch in allem dem entstehen oft spontane und schöne Ideen. Christiane Brammer, Intendantin im Hofspielhaus, hat so im Lockdown die Aufzeichnung der Uraufführung des Ein-Personen-Musicals „Ein wenig Farbe“ gesehen – ein feinfühliges Werk über Transgender-Personen, damals…
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Eine inszenatorische Übung – „Liebe/ Eine argumentative Übung“ in den Kammerspielen (Kritik)
Mit der neuen Intendanz gibt es in den Münchner Kammerspielen noch mehr Performance, noch mehr Tanztheater als schon unter Lilienthal. Damit kommt auch „Liebe/ Eine argumentative Übung“ daher. Die Inszenierung beginnt mit der Eindrucksflut aus Text, der in einem Textband über der Kulisse abläuft, einem Soundeinspieler in englischer Sprache und Johanna Eiworth, die mit der Performance aus Bewegungsabläufen beginnt, die sich für den Großteil des Abends fortsetzen wird. Eine Geschichte über Popeye und seine Freundin Olivia wird im Text verarbeitet, sie hätten sich im Deutschkurs kennen gelernt, sie hielt sich für zu knochig für ihn und für zu alt. Zu diesem Text vollführt Eiworth ihre Bewegungen. Dehnungen, Sprünge, Schritte, Drehungen. Schon…
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„Selbstporträt mit Ahnen“ – „Herkunft“ im Volkstheater (Kritik)
Woher kommst du? Eine Frage, so unkompliziert wie auch aufwendig zu beantworten. Für unsereins mag die Antwort aus einem einzigen Wort bestehen und damit auch genügen, doch müssen wir uns bewusst machen, dass dies ein Privileg unserer Gesellschaft ist. Der Autor Saša Stanišić zum Beispiel wurde in Jugoslawien geboren, einem Land, das heute so nicht mehr existiert. In seinem Roman Herkunft beschäftigt sich der mittlerweile 42-jährige mit Erinnerungen aus seiner Jugend so wie der jüngsten Vergangenheit und versucht so, der Frage nach seiner eigenen Herkunft auf den Grund zu gehen. Das gleichnamige Theaterstück unter der Regie von Felix Hafner feierte am 22. Oktober 2020 Premiere im Münchner Volkstheater. Stanišić stammt aus Višegrad an der Drina, einer Stadt, die…
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Theater – der November 2020 in München (Überblick)
Theaterübersicht für den Monat November 2020! Residenztheater Premieren: – Mehr schwarz als lila (Marstall), 7.11. (11./12./17./18./28.11) – Der Kreis um die Sonne, 14.11. (21.11) – Gott, 20.11.. Reguläres Programm u.a.: – Leonce und Lena, 1./26.11 – Der Preis des Menschen, 2./13./15./21./27.11. – Dantons Tod, 7./8.11. – Amphitryon, 6./27.11. TICKETS FÜR DAS RESIDENZTHEATER hier. Gärtnerplatztheater Premieren/Spielzeitpremieren: – Tosca, 15./18.11./22.11. – Hänsel und Gretel, 21./29.11. – Anna Bolena, 26.11. (28.11.) Reguläres Programm u.a.: – Rigoletto, 4./8.3. – Salome Tanz, 1./3./6./12./13.3. – Tosca, 11./14./20.3. TICKETS FÜR DAS GÄRTNERPLATZTHEATER hier. Münchner Kammerspiele Premieren: – Die Politiker (Schauspielhaus), 5.11. (7./9./15.11) Reguläres Programm u.a.: – Eine Jugend in Deutschland (Schauspielhaus), 6./8.11. – Liebe. Eine argumentative Übung…
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Hoppla, wir leben! – „Eine Jugend in Deutschland“ in den Kammerspielen (Kritik)
Die Zerschlagung der Monarchie in Bayern nach den Grauen des 1. Weltkriegs, die Versammlung von 50.000 Menschen auf der Theresienwiese zur Ausarbeitung demokratischer Rechte und das Ausrufen des Freistaat Bayerns – Jan-Christoph Gockel inszeniert in „Eine Jugend in Deutschland“ ein Stück Münchner Zeitgeschichte und feiert damit am 16. Oktober 2020 Premiere im Schauspielhaus der Münchner Kammerspiele. „Nach dem Roman von Ernst Toller“ heißt es im Programm, aber das Stück ist vielmehr ein Konglomerat von Tollers Gesamtwerk. „Wir versuchen diesen ganzen Autor zu fassen, der sich permanent weigert ein Ganzes zu sein“, sagt Gockel in einem Podcast, der vor der Premiere erschien. Über Tollers autobiografisches Buch hinaus werden das Hoffen und Scheitern…