Hypnosis – Sleep Token im Zenith (Bericht)

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Kaum eine Band hatte einen kometenhafteren Aufstieg im Jahr 2023 als Sleep Token. Das mysteriöse Quartett aus London ist zwar schon einige Jahre unterwegs, ihr nun drittes Studio-Album „Take Me Back To Eden“ sollte aber für den endgültigen Durchbruch sorgen. Ob es an der absoluten Anonymität der Musiker liegt? Der durchaus verführerischen Kombination aus Pop und Metal? Oder schlicht an ihren konzeptuellen Konzerten, die sie selbst als „Rituale“ bezeichnen? Man weiß es nicht, dennoch hat die Band rund um Sänger Vessel noch am 9. Januar diesen Jahres als Opener von Architects im lediglich halbvollen Zenith gespielt – nun, am 5. Dezember 2023, starten sie ihre Tour durch Europa wieder im Zenith. Nur dieses Mal als Headliner und restlos ausverkauft.

Nicht weniger experimentell ist die Vorband HEALTH, die industriell-rhythmische Klänge mit Rockriffs paaren und in einer beachtlichen Lautstärke sich durch ihr rund 40-minütiges Set trümmern. Anfangs noch ungewöhnlich, beginnt man sich an den Sound zu gewöhnen, den oft stampfenden Rhythmus zu fühlen, wenngleich man mit der schwachen Belichtung auf der Bühne weder die Anzahl der Musiker*innen noch ihre Performance so recht erkennt. Bevor sie von der Bühne gehen, setzen sie dann aber doch einen Akzent, den Sleep Token nicht setzen werden: eine Ansage.

© Lisa Papperger

Das tatsächlich randvolle Zenith wartet bedächtig bis zum Konzertbeginn und jubelt erfreut, als um 21:15 Uhr sich die Lichter dimmen und recht unverblümt Vessel auf die Bühne schreitet, um „Chokehold“ anzustimmen. Gleich fällt auf: der Sound ist noch etwas schwammig, aber deutlich ausgeglichener als bei HEALTH, doch vor allem: perfekt auf das Licht abgestimmt. Auf eine große Leinwand oder Pyro-Spielerei verzichten Sleep Token, zurecht, denn ihre Konzentration liegt völlig auf der Lichtshow, die mit bekannten Mitteln visuell beeindruckende Akzente setzt und den Blick dauerhaft auf die Bühne bannen lässt. Gerade bei manchen Liedern ist die Ausgefeiltheit der Bildgewalt so hoch, dass die Musik fast ein wenig in den Hintergrund rutscht.

Dabei performen die vier Musiker*innen und drei Hintergrundsänger*innen durchwegs überragend! Gestört werden sie lediglich von einem technischen Problem, das zu zwei mehrminütigen Showstopps führt und auch das großartige „The Love You Want“ musikalisch etwas durch ein dauerhaftes Piepen beeinträchtigt. Aber auch diese Faktoren sind irgendwann behoben und das übermäßig große Logo in der Mitte der Bühne erstrahlt wieder in vollem Glanz! Zu Ende des Konzerts rutscht mit dem Titelsong „Take Me Back To Eden“ auch noch eine Live-Premiere in die Setlist, die vom Publikum euphorisch aufgenommen wird. Dass man auch nach dem Konzert nicht die geringste Ahnung hat, wer hinter den Kostümen stecken könnte? Dass man nicht wirklich das Gefühl hatte, nah am Künstler zu sein, wie es oft bei Konzerten das Ziel ist? Geschenkt, denn mit dem audiovisuellen Gesamtkonzept haben Sleep Token es auch ohne jeglichen Personenkult geschafft, die knapp 6000 Zuschauer*innen vollends abzuholen und zu erreichen. Mächtig!

© Lisa Papperger

Setlist: Chokehold / Hypnosis / Vore / Dark Signs / Like That / Aqua Regia / Rain / The Summoning / Granite / The Love You Want / Atlantic / Nazareth / Alkaline / Ascensionism / Higher / Take Me Back To Eden / The Offering

Bericht: Ludwig Stadler

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