Elders Gone Wild – Skid Row im Backstage (Konzertbericht)

| 0

Skid Row ohne Sebastian Bach war in der Vergangenheit immer ein umstrittenes Thema. Sie haben mit großer Sicherheit viel an Größe und Status in der Musikszene einbüßen müssen, nichtsdestotrotz gelten sie als eine der entscheidenden Bands der Glam-Ära. Wie sich ZP Theart als neuer Sänger geschlagen hat und was in jener Nacht noch passiert ist, folgt jetzt.

Nach vier Jahren ohne Besuch in der Landeshauptstadt hat es Skid Row wieder am 2. Mai 2018 in die Backstage Halle verschlagen. Den Anfang machen allerdings die Engländer Dirty Thrills. Viel gibt es über die junge Band nicht zu sagen, sie kommen in der bisher mäßig gefüllten Halle gut an, einen wirklich bleibenden Eindruck hinterlassen können sie allerdings nicht. Nach kurzer Spielzeit ist es auch schon Zeit für eine Band, die in München doch des Öfteren zu Gast ist. Double Crush Syndrome haben als einzige deutsche Band des Abends natürlich eine kleine Art Heimvorteil, was man an der sich füllenden Halle durchaus bemerkt. Offenbar wurde das Bayernspiel vom Vortag gut verdaut, denn auch eine gute Stimmung breitet sich langsam aus. Eine energische, coole Band, der es nur ein gutes Stück an Originalität fehlt. Wirklich nachhaltig etwas hängen bleibt leider nicht, aber das Potential ist vorhanden und es ist mit Sicherheit eine Band, von der man in der Zukunft noch viel hören wird, wenn sie weiterhin so konsequent ihren Weg gehen.

Setlist: She’s A Pistol / Yeah! Pain! / On Top Of Mount Whatevererst / Blood On My Shirt / Can’t You Be Like Everyone Else / Die For Rock’n’Roll / Gimme Everything

Nun ist die Halle äußerst gut gefüllt und die Lichter gehen aus – oder auch nicht? Ein Thema, das in den letzten Jahren im Zusammenhang mit Konzerten große Wellen geschlagen hat und immer mehr an Relevanz gewinnt, sind Smartphones. Wieso immer mehr Bands eine strikte No-Photo-Policy einführen, zeigt der heutige Abend: Nicht etwa die „Millenials“, also die eigentliche Generation Smartphone, sondern die Vorgängergeneration befindet sich im Film- und Selfierausch. Objektiv gesehen sind ein paar Erinnerungsschnappschüsse ja vertretbar und durchaus nachvollziehbar, stören mit großer Sicherheit auch niemanden, aber was hier veranstaltet wird ist der Inbegriff von „over the top“: Eine Frau schießt in den ersten Reihen abwechselnd Selfies mit der Band und live-streamed den Großteil des Konzertes auf Facebook; ob sie die Band je wirklich gesehen hat oder ausschließlich durch die Linse ihrer Handykamera, bleibt fraglich. Leider ist dies heute kein Einzelfall, wirklich dunkel wird die doch recht überschaubare Halle nie, auch die Wasserspritzaktionen vom neuen Sänger sind wenig hilfreich.

Jetzt aber zum eigentlich wichtigen Teil des Abends: Skid Row live! Viele haben sich im Vorfeld gefragt, ob ZP Theart es schafft, die wortwörtlich großen Fußstapfen von Sebastian Bach zu füllen, doch letztendlich scheint diese Frage aus den meisten Köpfen zu verschwinden, als das Intro zu „Slave To The Grind“ ertönt. Er mag nicht so charakteristisch wie das kultige Idol sein, aber er macht einen verdammt guten Job, fraglos eine astreine Performance des ehemaligen Dragonforce-Frontmanns. Was folgt, ist Skid Row par excellance, fast das gesamte selbstbetitelte Album „Skid Row“ wird zum besten gegeben, eine reine Best-Of-Setlist. Highlights des Abends ist auch das Ramones-Cover „Psycho Therapy“ mit Rachel Bolan am Mikrofon. Allerdings verlassen die Glam Rocker nach 11 Songs und „Monkey Business“ als epischem Vorab-Finale, inklusive eines herausragenden Solo-Gitarren-Zweikampf von Scott Hill und Dave Sabo, schon die Bühne. Ein paar Hits fehlen allerdings noch, welche dann in der zweiteiligen Zugabe zum Besten gegeben werden: „I Remember You“, „We Are The Damned“, „Get The Fuck Out“ und natürlich „Youth Gone Wild“ bilden einen würdigen Abschluss eines wirklich gelungenen Konzertabends, der ruhig noch ein bisschen länger hätte sein können.

Setlist: Slave To The Grind / Sweet Little Sister / Piece Of Me / Livin‘ On A Chain Gang / Big Guns / 18 And Life / Makin‘ A Mess / Rattlesnake Shake / Psycho Therapy (Ramones Cover) / Quicksand Jesus / Monkey BusinessZugaben 1: I Remember You / We Are The DamnedZugaben 2: Get The Fuck Out / Youth Gone Wild

Fazit: Skid Row mögen nicht mehr so groß sein wie einst mit Sebastian Bach, aber sie haben definitiv nichts an Spiellust und Rebellion verloren, was sie einst zu einer der wichtigsten Bands der Glam Rock-Bewegung gemacht hat. Gute Laune und die genau richtige Dosis an glamigen Outfits und Punkrock – was braucht man mehr?

Kritik: Luka Schwarzlose

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert