Seit nunmehr 56 Jahren verbreiten sie die britische Version des Heavy Metals und passen sich so ihrer Zeit an, dass sie über all ihre Epochen hinweg stets den jeweiligen Zeitgeist prägen und manchmal sogar vorgeben: Judas Priest. Während sie mit dem mittlerweile klassischen Heavy Metal der 70er- und 80er-Jahre große Erfolge feierten und diese Musikrichtung deutlich prägten, sticht bis heute ihr Album „Painkiller“aus dem Jahr 1990 extrem hervor: Der deutliche Anstieg des Härtegrads spiegelte sich auch kurz darauf in der gesamten Metal-Szene wider. Once again: stilprägend. Genau dieses Album wird nun auf ihrer Sommertour durch Europa gefeiert, mit zusätzlichem Fokus auf ihr aktuelles Werk „Invincible Shield“. Heraus kommt die „Shields Of Pain“-Tour, die am 13. Juli 2025 in der Olympiahalle München Halt macht.
Zuvor gibt es erst einmal ein astreines Package härterer Rockmusik der vergangenen Jahrzehnte. Den Startschuss geben Phil Campbell And The Bastard Sons. Die Gruppe des ehemaligen Motörhead-Gitarristen präsentiert rund 35 Minuten lang nicht nur eigene Stücke, sondern auch ein paar Hits seiner alten, legendären Band. Die Ankündigung von Accept als zweiten Gast hat viel Freude ausgelöst, zählt die Metal-Band doch seit Jahrzehnten zu den Aushängeschildern der Gitarrenmusik aus Deutschland. In rund 60 Minuten spielen sie ein Best-of mit fantastischem Sound und sogar Ausflüge in die Musik Beethovens. Die Klassiker „Fast As A Shark“ und das abschließende „Balls To The Wall“ dürfen dennoch nicht fehlen.
Setlist Accept: The Reckoning / Restless And Wild / London Leatherboys / Straight Up Jack / Princess Of The Dawn / Metal Heart / Teutonic Terror / Fast As A Shark / Pandemic / Balls To The Wall

Das schon traditionelle „War Pigs“ von Black Sabbath ruft die Menschenmengen von den Bierständen zurück auf ihre Plätze, damit Judas Priest pünktlich um 21:15 Uhr mit „All Guns Blazing“ ihren Konzertabend beginnen können. Und was für ein rastloser es wird! Sänger Rob Halford setzt zu zwei kurzen Ansagen an, einer kurzen Begrüßung und zu einem späteren Zeitpunkt einer Huldigung an verstorbene legendäre Musiker zum Song „Giants In The Sky“. Lediglich zwei kurze Interludes werden in die Setlist eingestreut, ansonsten geht es Schlag auf Schlag und es folgt ein Song auf den nächsten. Da ganze sieben Songs von „Painkiller“ und drei Lieder des neuesten Albums auf dem Programm stehen, ist der Metalgrad des Abends deutlich angehoben. Gerade die Hits wie „Breaking The Law“ und „You’ve Got Another Thing Comin‘“ sorgen für kurze Durchschnaufmomente, bevor wieder die nächste Painkiller-Nummer aus den Boxen dröhnt.
Leider ist Dröhnen das passende Stichwort: Der Sound ist den Metal-Heroen wenig wohlgesonnen. Priest sind selten gesegnet mit einem glasklaren Live-Sound, doch die Olympiahallen-Akustik macht aus ihrem eigentlich pointierten Riff-Gewitter einen ziemlichen Brei. Nur gelegentlich kommen Nuancen durch. Immerhin die Stimme von Halford sticht durchgehend heraus – und ist frisch wie eh und je! Es ist ein Wunder, wie er mit 73 Jahren immer noch die beachtlichen hohen Töne trifft und lediglich einmal bei „Hell Patrol“ kurz stimmlich ausrutscht, aber sonst so tonsicher unterwegs ist, als wäre er immer noch in seinen jugendlichen Anfangsjahren. Vielleicht ist es genau dieses Geheimnis, das Judas Priest auch Jahrzehnte später auf dem Thron des Heavy Metal hält: Sie gehen mit der Zeit, bleiben musikalisch hochwertig und sind unermüdlich unterwegs für ihre Metal-Fans auf der ganzen Welt.
Setlist: All Guns Blazing / Hell Patrol / You’ve Got Another Thing Comin‘ / Freewheel Burning / Breaking The Law / A Touch Of Evil / Night Crawler / Solar Angels / Gates Of Hell / One Shot At Glory / The Serpent And The King / Between The Hammer And The Anvil / Giants In The Sky / Painkiller – Zugaben: Electric Eye / Hell Bent For Leather / Living After Midnight
Bericht: Ludwig Stadler
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