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Das Leben einer Country-Ikone – „Ring of Fire – The Music of Johnny Cash“ im Deutschen Theater (Kritik)
Er hat die Countrymusik wie kein anderer geprägt: Johnny Cash hat sich im Laufe seines Lebens von einem einfachen Farmers Boy zu einer Ikone entwickelt. Seine Hits wie „I Walk The Line“ und „Hey Porter“ sind weltbekannt und haben bis heute Einfluss auf viele Bands. Das Musical über sein Leben „Ring of Fire – The Music of Johnny Cash“ feierte nun am 13. November 2019 im Silbersaal des Deutschen Theaters in München seine Deutschlandpremiere. Aufgewachsen auf einer Farm in Arkansas, wird der junge Johnny (Sam Sherwood) als fröhlicher, frecher Charakter dargestellt, dem die Familie genauso wichtig ist wie damals schon seine Leidenschaft zur Musik. Sherwood brilliert mit einer unglaublich charmanten…
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Premiere mit Hand und Fuß – „SLOW“ im GOP.-Theater (Kritik)
„Lassen Sie mich den Titel der Show so erklären„, setzt Werner Buss an, künstlerischer Leiter der gesamten GOP Varieté-Familie in Deutschland, in der Presseeinführung vor der Premiere der neuen Show „SLOW„ an diesem Sonntag, 10. November 2019, „einmal habe ich nämlich das Bild eines Künstlers gesehen – es war ein Fuß darauf abgebildet. Dann allerdings die Überraschung: Unter dem Werk stand der Titel, der da lautete ‚die Hand‘. In diesem Sinne handelt es sich bei ‚SLOW‘ um eine besonders schnelle Show, eine, die sich mit dem Thema Geschwindigkeit auseinandersetzt. Wir wollen etwas präsentieren, das Hand und Fuß hat.“ Nach dem vorzüglichen Premierenmenü erscheint Buss schließlich gegen 18:40 Uhr auf der…
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Die Apokalypse der Moderne – „Der Riss durch die Welt“ im Cuvilliéstheater (Kritik)
Es ist eine Wochenende hoch in den Bergen, in einer Hütte (oder einem Palast), dass im Cuvilliéstheater inszeniert wird und am 8. November 2019 seine Uraufführung feierte. Doch der Schein trügt, denn das Stück von Roland Schimmelpfennig handelt nicht etwa von einer beschaulichen Landschaft in malerischen Bergen, vielleicht gespickt mit Romantik, sondern von der Apokalypse selbst, von den biblischen Plagen. Und nicht etwa romantisch geht es zu, sondern ganz im Gegenteil: das Stück handelt von Hass und niederen Instinkten, die ins Verderben führen. Dabei ist es gar nicht so einfach der Handlung, die von Tilmann Köhler inszeniert wurde, zu folgen, denn sie wechselt ständig zwischen den Handlungssträngen und Zeitabschnitten hin…
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Zurück zum Punk-Rock der 2000er – „American Idiot“ am Prinzregententheater (Kritik)
Schrille Frisuren, tätowierte Haut, Mittelfinger in die Luft – das ist „American Idiot“. Natürlich noch viel mehr als das. Aber dies ist der erste Eindruck, den man erhält, wenn die etwa 20 Musical-Studierenden der Theaterakademie August-Everding auf die Bühne springen. Die Jugendlichen sind unzufrieden, sie lechzen nach Veränderung, wollen eine Revolution. Kein Halten mehr. Für sie steht fest: Es muss noch mehr geben als das langweilige Leben in der Kleinstadt, in der nie etwas passiert und man einfach so vor sich hinlebt. Dass sie später Opfer der Großstadt werden, können sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnen. Green Day‘s wohl bekanntestes Album „American Idiot“ ist sicher jedem ein Begriff. Wir alle…
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Grammys, Oscars und Goldene Himbeeren – ‚Bodyguard – Das Musical‘ am Deutschen Theater (Kritik)
Adaptionen von Film-Blockbustern sind als fester Bestandteil des Theater- und Musicalrepertoires heute längst etabliert. Doch mit der steigenden Zahl derartiger Produktionen sind auch die Stimmen ihrer Kritiker immer lauter geworden. Geht es zuerst um Kunst oder Kommerz? Sind Adaptionen nur fantasieloser Abklatsch oder inspirativer Quell? Gerade das Jukebox-Musical mit seinen Songs ‚aus der Retorte‘ steht dabei immer wieder im Fokus kontroverser Diskussionen und ganz sicher lässt sich konstatieren, dass populäre Stoffe und berühmte Namen zwar das Publikum anziehen, aber noch lange keinen großen Theaterabend garantieren. Als 2012 in London „Bodyguard – Das Muscial“ uraufgeführt wurde, war das Interesse zwar riesengroß, doch bestanden durchaus auch Zweifel, ob diese Bühnenfassung der Kinovorlage und…
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Große Stimmen – „Der Gala-Abend des Musicals“ in Ottobrunn (Kritik)
Eine Premiere, nicht nur für die Sänger, auch für die Münchner: erstmals kommt eine der kleineren und intimen Tourneen von Sound Of Music Concerts in den oberbayerischen Raum. Ganz die Hauptstadt ist es dann zwar nicht geworden, aber immerhin das Umland: Ottobrunn. Das dortige Bürgerhaus, genannt Wolf Ferrari Haus, wird zum Konzertsaal – was sich dann doch als etwas schwierig herausstellt. Abendkasse gibt es nicht, selbst wenige Minuten vor Beginn suchen Spontankäufer nach irgendwelchen Personen, die deswegen helfen können. Der Saal wirkt etwas karg und lieblos, aber punktet immerhin mit guter Akustik. Zum Beginn um 19:30 Uhr ist die besuchende Menge daher durchaus skeptisch. All diese Zweifel können allerdings bereits…
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„Vielleicht sind wir gar nicht geschaffen für die Zufriedenheit“ – „Drei Schwestern“ im Residenztheater (Kritik)
Eine vertrackte Mischung aus Gehemmtheit und Trägheit, aus Zwang und nicht aufgebrachter Kraft durchzieht Anton Tschechows „Drei Schwestern“. Steckengeblieben in einer russischen Provinzstadt zirkulieren Olga, Mascha und Irina innerhalb der vier vom verstorbenen Vater zurückgelassenen Wände, die nur scheinbar eine Wartehalle umgrenzen: Der Vorabend des großen Aufbruchs – nach Moskau!, in die Freiheit, in eine neue Zeit – entpuppt sich als Endstation, die Sammlung zum großen Sprung fällt zusammen in ein Haschen nach letzten Strohhalmen. Simon Stone nahm sich der Aufgabe an, die „Drei Schwestern“ in die Jetztzeit zu überführen, seine Neufassung (Übersetzung: Martin Thomas Pesl) lässt die Grundelemente des Originals bestehen, versucht aber, das gesamte Stück vollkommen im Jahr…
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„Lass uns hineingehen – Musik!“ – „Der Kaufmann von Venedig“ im Volkstheater (Kritik)
Am 27. Oktober 2019 feierte „Der Kaufmann von Venedig“ im Münchner Volkstheater Premiere. Das Stück von William Shakespeare wurde im Jahr 1600 das erste Mal aufgeführt und seitdem immer wieder von verschiedenen Theatern gespielt. Die Inszenierung und Interpretation im Volkstheater kann sich durchaus sehen lassen. Das Stück, das knapp zwei Stunden geht, dreht sich dabei um den venezianischen Kaufmann Antonio (Silas Breiding) , der seinem Freund Bassiano (Jonathan Hutter) helfen will, die begehrte Porzia (Carolin Hartmann), eine reiche Adlige, zu heiraten, was mit 3000 Dukaten zu Buche schlagen würde. Leider hat er das Geld nicht, da sich all seine Schiffe derzeit auf hoher See befinden und erst später einlaufen, so…
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Der lange Weg zur Symphonie – „Olympiapark In The Dark“ im Marstall (Kritik)
Nachdem bereits das Cuvilliéstheater als auch das Haupthaus des Residenztheaters mit neuen Produktionen eingeweiht wurden, ist nun die kleinste Spielstätte des Bayerischen Staatsschauspiels an der Reihe: der Marstall. Dieser überrascht erst einmal beim Betreten, denn die Neugestaltung von Wolfgang Menardi ist anfangs ungewohnt, aber dann doch einfach konsequent und äußerst gelungen – helle Holzwände, Sitzmöglichkeiten und ein Pflanzenbeet zieren jetzt das Foyer. Eine Einstimmung auf die folgende Premiere von „Olympiapark In The Dark“, denn, abgesehen von Resi-Urgestein Barbara Melzl, findet man nur neue Gesichter auf der Bühne an diesem Samstag, 26. Oktober 2019. So ist es auch Melzl, die die neuen Darsteller, plappernd im Entenmarsch, durch das Theater führt und…
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Der Hunger des satten Menschen – „Sommergäste“ im Residenztheater (Kritik)
Erst bei den Salzburger Festspielen hat man sich an „Sommergäste“ von Maxim Gorki versucht, nun wagt sich das Residenztheater an die russische Tragikomödie, die als dritte Premiere unter der Intendanz von Andreas Beck die zweite Spielwoche eröffnet. Die Besetzung: mit 14 Personen wahrlich vielzählig, hochkarätig und zudem eine großartige Mischung aus altbekannten und neuen Gesichtern. Wie das alles harmonieren wird? Oder besser zu Gorkis Stück passend: Wie das eben nicht harmonieren wird? Die Premiere am 25. Oktober 2019 gibt Aufschluss. 130 Minuten am Stück wird sich der Konflikt einer russischen Familie und allerlei aus dem Bekanntenkreis aufbauschen. Gemeinsam verbringen sie den Sommer im Ferienhaus von Bassow (Robert Dölle) und Warwara…