An Evening of Songs and Stories – Art Garfunkel in der Philharmonie (Kritik)

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Es ist sein 78. Geburtstag und den feiert er in München: Art Garfunkel gibt am 5. November 2019 in der Philharmonie am Gasteig ein Konzert unter dem Motto „An Evening of Songs and Stories“. Geschichten gibt es auch reichlich, schließlich blickt er auf eine lange musikalische Karriere zurück. 1964 veröffentlichten Paul Simon und er den Hit „The Sound of Silence“, wobei damals schon klar war, dass dieses Duo mit dem harmonischen Mehrgesang etwas ganz Besonderes ist. Doch so harmonisch sie auf der Bühne waren, desto mehr Streit gab es hinter den Kulissen. Nach der Trennung 1970 machte Garfunkel als Solokünstler weiter und stand hierbei jedoch immer ein wenig im Schatten seines früheren Partners.

Die Philharmonie ist komplett ausverkauft und das Publikum freut sich merklich auf die Legende, die gleich die Bühne betritt. Um kurz nach 20 Uhr kommt Art Garfunkel auf die Bühne, begleitet von einem Gitarristen aus der amerikanischen Musiker-Schmiede Nashville und einem Pianisten. Er bewegt sich langsam und wirkt auf der großen Bühne zerbrechlich und klein – und strahlt das Publikum an, als dieses ein „Happy Birthday“ anstimmt und zur Feier des Tages aufsteht. Für viele steht eine Legende ihrer Jugend auf der Bühne, fast zum Greifen nah. Das erklärt auch die Begeisterung, denn es wird im Laufe des Abends nicht nur bei der ersten Standing Ovation bleiben.

© Shamma Concerts

Vorsichtig setzt er sich auf seinen Hocker inmitten des schlichten Bühnen Set-ups und beginnt mit „April Come She Will“. Die einst so glockenhelle und zarte Stimme ist nicht mehr das, was sie mal war. Viele Töne sitzen nicht mehr so richtig und manche von ihnen werden nur sanft ins Mikro gehaucht, weil die Kraft fehlt. Lediglich sein Rhythmusgefühl hat er über die Jahre nicht verloren.
Als Unterstützung im Gesang hat er seinen Sohn James Arthur oder wie er ihn nennt, „Art Garfunkel Junior“, mit dabei. Er kommt stimmlich sehr nach dem Vater, hat einen klaren hellen Tenor und erwischt auch die höchsten Töne, Bühnenpräsenz und Charisma müssen hier aber noch deutlich verbessert werden. Nach der 20-minütigen Pause versucht er mit „That´s Amore“ von Dean Martin Stimmung zu verbreiten. Ein unpassenderes Lied hätte man für den Abend wohl kaum wählen können.
Die Duos von Vater und Sohn sind rührend und hier könnte man fast überhören, dass die Stimme von Art Garfunkel kaum mehr vorhanden ist.
Nicht nur Lieder wie „The Boxer“ oder „Scarborough Fair“ werden heute Abend zum Besten gegeben, sondern auch Gedichte und viele Geschichte, die teilweise sehr persönlich sind. „Don´t believe in gossip“ spielt Garfunkel auf das Aufbauschen seines Streites mit Simon durch die Medien an und erklärt dem Publikum, dass die gemeinsame Freundschaft wie die Jahreszeiten ist. Mal Sommer und mal Winter.

Über seinen geliebten Sohn sagt er „He’s got the voice, but I’ve got the Hits.“ Treffender könnte man den Abend nicht beschreiben. Er lebt von den alten Simon & Garfunkel-Hits und der Nostalgie der früheren Karriere einer Folk-Legende.

Set 1: Happy Birthday / April Come She Will / The Things We´ve Handed Down / Wednesday Morning, 3 A.M. / The Boxer / All I Know – A Heart in New York / Scarborough Fair / The Side Of A Hill / A Poem On The Underground Wall / Perfect Moment / Smile 

Pause

Set 2: That´s Amore / Mr. Blue / Devoted to You / Real Emotional Girl / For Emily, Whenever I May Find Her / Bright Eyes / Bridge Over Troubled Water / The Sound Of Silence / Let It Be Me / Kathy´s Song / Now I Lay Me Down To Sleep – Zugabe: Perfect Moment

Kritik: Kim Fischer