Bereits als Buch von Michael Ende ein Klassiker, verhalf die Verfilmung von 1984 unter Regie von Wolfgang Petersen der „unendlichen Geschichte“ zu absolutem Kultstatus. Das gleichnamige Theaterstück gastiert seit dem 21.06. 2023 im Deutschen Theater. Anders als viele andere Produktionen, die das Deutsche Theater präsentiert, handelt es sich hierbei nicht um eine mit Showelementen geladene Musicalinszenierung, sondern um eine Produktion des Salzburger Landestheaters. Als Sprechtheaterstück für die ganze Familie präsentiert sich dieser Abend. Besonders kinderfreundlich ist die Länge von 2 Stunden mit einer Pause. An der Text Vorlage orientiert, nicht am Film, geht das Stück in aller Tiefe auf die vielen und vielfältigen aufeinanderfolgenden Handlungsstränge der unendlichen Geschichte ein. Minimalistisch inszeniert entstehen viele der magischen Momente in der Vorstellungskraft der Zuschauer. Von einer aufwändigen Materialschlacht um das Zauberland Fantasieren darzustellen, wurde von Regisseur Carl Philip von Maldeghem abgesehen. Stattdessen bringen die DarstellerInnen die Magie in das Stück. Allen voran natürlich Aaron Röll in seiner Rolle als im echten Leben gehänselter, bücherverliebter Bastian Balthasar Bux. Der in der Buchhandlung des Herrn Koriander (Georg Clementi), auf das Buch der unendlichen Geschichte stößt und schließlich zum Teil von ihr wird. Bastians bester Freund in der unendlichen Geschichte: der kleine Junge Atreju wird in der Inszenierung aus Salzburg von Leyla Bischoff verkörpert. Diese Besetzung ist besonders positiv hervorzuheben. Zum einen weil Bischoff die kindliche Heldenfigur sehr glaubhaft darstellt, zum anderen, weil mit der Besetzung bei den Hauptfiguren einmal durch eine Schauspielerin und dann durch einen Schauspieler etwas erreicht wird was für Kinder so wichtig ist: es geht um mutige Helden! Um Kinder, die ihren Träumen folgen und ihrer Fantasie freien Lauf lassen. Dass es sich dabei in dieser Inszenierung um einen Jungen und ein Mädchen handelt, schafft Vorbilder für alle Kinder. Es ist kein Stück mehr, was von der Freundschaft, zwei Jungen, sondern von der Freundschaft zweier Kinder handelt und alle ZuschauerInnen können sich identifizieren, mit wem sie möchten. Ebenso klug gelöst ist die Darstellung der fantastischen Wesen. Einer der Stars der Geschichte im Buch, wie im Film: Glücksdrache, Fuchur (Martin Trippensee) auf dem Atreju reitet und durch die Luft fliegt. Die Darstellung wechselt zwischen Tippensee, wann immer Fuchur und Atreju gemeinsam am Bogen interagieren und den Einsatz eines beweglichen Krans, für die Flugszenen. Auf den wird lediglich der Kopf des Kostüms aufgesetzt. So kann Fuchur als Figur einen Charakter bekommen und zugleich werden die für den Film so typischen Flugszenen nicht ausgespart.
An diesem Beispiel zeigt sich wie mit kleinen Mitteln klug eingesetzt große Wirkung erzielt werden kann. Diese Inszenierung, wenngleich Sie zu den aufregenden Abenden, die das deutsche Theater sonst oft zeigt im Kontrast steht, ist auf jeden Fall einen Besuch wert, weil sie die Fantasie anregt, Spannng schafft und Erwachsene in ihre Kindheit zurück versetzt.
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