Sternenglanz und Farbenreichtum – ZAZ auf dem Tollwood (Bericht)

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Das Tollwood-Festival im Olympiapark hat gerade erst angefangen und wartet bereits am zweiten Tag, dem 17. Juni 2022, mit einem internationalen Star auf, den wohl alle kennen dürften: ZAZ. Die sympathische Französin aus dem an der Loire gelegenen Städtchen Tours macht auf ihrer „Organique Tour“ auch Halt in München. Ihre berührenden Texte, die den Nerv der Zeit treffen, sowie ihre Bodenständigkeit und die Nähe zu den Menschen, machen sie zu einer Ausnahmekünstlerin. Ein Konzertabend von ihr wird so zu einem einzigartig intimen Musikerlebnis, bei dem das Leben gefeiert wird – das Leben mit all seinen Farben.

Den ersten Teil des Abends gestaltet die junge Newcomerin Paula Carolina, von der wir in Zukunft noch einiges erwarten können. Mit kleiner Besetzung auf der Bühne – neben ihr als Sängerin noch Gitarre und Klavier – wird schnell klar, worauf der Fokus ihrer Musik liegt: auf dem Text. Ihre feministischen sowie ganz persönlichen Songtexte bringen das Publikum nicht nur einmal zum Schmunzeln und bei Liedern über die Periode (übrigens ein Wort, das unbedingt gesagt werden sollte!) und ihren Nutella-liebenden Ex-Freund wird die sympathische Sängerin sofort zur coolen, besten Freundin. Wir sind gespannt, mit welchen witzigen Anekdoten und enttabuisierenden Lines du uns in Zukunft noch überraschen wirst, liebe Paula Carolina!

© Yann Orhan

Nun aber zum Hauptteil des Abends, der direkt mit einer Überraschung startet. ZAZ singt das erste Lied ihres neuen Albums „Isa“, erscheint jedoch einfach nicht auf der Bühne. Stattdessen bahnt sie sich ihren Weg vom hinteren Ende der Halle durch die Menschen nach vorne und sendet damit eine ganz klare Botschaft: ich bin ein Teil von euch, jeder Mensch ist hier willkommen und gemeinsam werden wir einen einzigartigen Abend haben. Der Titel des Liedes ist hier Programm, denn die Sängerin singt von „Les jours heureux“, also von glücklichen Tagen.

Ihr Programm ist abwechslungsreich und liefert einen umfangreichen Einblick in ihr bisheriges Schaffen. Aus jedem Album ist etwas dabei und neben ruhigen Nummern tauchen auch immer wieder kraftvolle Lieder zum Tanzen und Mitfeiern auf. In einem besonderen Zwischenteil ihres Konzertprogramms entfernt sie sich von der Welt des Pop und wendet sich dem Stil französischer Chansons zu, was ihre musikalische Bandbreite und sängerische Vielseitigkeit noch einmal unterstreicht. Bei Hits wie „On ira“ und „Je veux“ ist die Masse dann endgültig am Springen und Singen und es scheint, als werden alle zu Französisch-Muttersprachlern. Und diese Lebensfreude ist eines der Steckenpferde von ZAZ, die mit ihrer positiven, gut-gelaunten Art jede*n für sich einnimmt. Daneben sollte man jedoch ihre Texte nicht außer Acht lassen. Texte, die uns daran erinnern, dass wir Menschen, sollten wir noch so verschieden sein, alle gleich viel wert sind. Und wir haben alle einen Platz auf dieser Erde verdient. Lasst sie uns gemeinsam zu einem Ort voller Farbenreichtum machen – es gibt so viel mehr als schwarz und weiß. ZAZ geht mit gutem Beispiel voran.

Bericht: Rebecca Raitz