Nordbundet – Taake im Backstage (Konzertbericht)

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 Taake, diesen Namen hat man auf den gängigen Internetplattformen für die News im Hard & Heavy-Bereich in letzter Zeit nicht unbedingt selten im Zusammenhang mit diversen Skandalen lesen können. Umso interessanter ist es, dass eben diese gleich mehrfach im doch sehr politisch aktiven Backstage München zu Gast sind. Wie es am 15. Oktober 2018 in der Backstage Halle war und was man nun eigentlich von all diesen Kontroversen halten soll, erfahrt ihr im Folgenden.

Montag ist selbsterklärend immer ein schwieriger Tag für Live-Musik. Manchmal lässt es der strikte, finanziell abhängige Tourplan einer Band aber schlicht nicht anders zu, so wie bei Taake. Dennoch, bei Ankunft an der Venue kurz vor Beginn sieht es eher aus wie ein Samstagabend: Im Werk gastieren die Punk-Ikonen The Adicts und Richtung Backstage Halle wird es immer schwärzer, die Kutten schwarz-weiß und recht bald schallen aus der bereits äußerst gut gefüllten Halle düstere Töne. Der Opener des Abends heißt Segest und zeigt sofort die Richtung auf, in die es heute gehen soll, mehr allerdings nicht.

Deutlich spannender ist da die zweite Band im Bunde, die Norweger One Head, One Tail. Die Musiker halten genau das, was das Sulfur-Kreuz-Logo verspricht: Soliden Black Metal, handgemacht, keine technischen Spielereien oder avantgardistische Züge. Mit ihrer rustikalen Hommage an das Genre, einer authentischen Bühnenpräsenz und der typischen „Nur von hinten“-Beleuchtung kommt hier schon die absolut richtige Stimmung auf. Reichlich Merchandise haben sie auch im Gepäck, genau wie auch schon Segest und die noch ausstehenden Bölzer, doch eine Band fehlt am Merchandise noch großteils… nämlich Taake. Ihr Merchandise ist bis auf einen Bruchteil nämlich noch irgendwo in der Weltgeschichte unterwegs.

Mit Bölzer ist eine weitere recht kontroverse Band auf dem Billing, die hier als very special guest fungieren. Das Schweizer Duo ist in der Vergangenheit ebenfalls nicht immer positiv aufgefallen und hat gerade politisch diverse Grauzonenstatements im Repertoire. Auf der Bühne wird hier aber nicht politisiert, sondern musiziert und das mit einem ungewohnten Anblick: Bassist? Zweite Gitarre? Braucht man das? Bölzer offensichtlich nicht, denn das Duo ist auch live nur im Doppelpack unterwegs. Zugegeben, etwas leer wirkt die Bühne da schon und oftmals können sie mit einer Vollbesetzung nicht ganz mithalten, es wirkt etwas eingeschränkt. Nicht ganz ersichtlich ist, woher allerdings die ganzen Basstöne kommen, durch den Nebel über der mittlerweile fast ausverkauft gefüllten Halle ist nicht zu erkennen, ob Modifikationen der Gitarre, Pedale oder Samples dafür herhalten. Hundertprozentig überzeugen die Schweizer am Ende nicht, was allerdings auch daran liegt, dass die Norweger vor ihnen schon dementsprechend vorgelegt haben.

Bevor es allerdings um den Auftritt von Taake geht, muss man einiges klarstellen. Die ganze Kontroverse ist wohl auf einen Vorfall im Jahre 2007 zurückzuführen, bei dem sich der Frontmann der Norweger bei einem Auftritt ein Hakenkreuz auf die Brust gemalt hat. Natürlich geht es gerade im Black Metal sehr viel um Provokation und „extreme“ Darstellung. Oftmals werden hier die Grenzen des guten Geschmacks überschritten und der schmale Grat zwischen Show-Element und Skandal verläuft nicht immer geradlinig. Black Metal-Bands haben sich schon oft durch Gräueltaten in den Legendenstatus erhoben, so wie Varg Virkenes, der seinen Mitmusiker erstochen hat, oder wie der eine oder andere Frontmann, der sich vor schauriger Kulisse selbst das Leben genommen hat. In keinem anderen Genre gibt es diese Extreme, daher ist es für viele schwer nachvollziehbar, dass ein Hakenkreuz hier nicht zwingend mit Propaganda oder Nationalsozialismus in Verbindung zu bringen ist. So auch im Falle Taake, die sich klar gegen die Vorwürfe ausgesprochen und Stellung bezogen haben. Die Band ist also definitiv keine Band, die man in einer Vorbildsituation sehen sollte, doch das wollen sie auch gar nicht. Sie sind auch keine Band, die sich selbst zu ernst nimmt, was spätestens nach Einspielern von Boney M und ABBA unmittelbar vor dem Betreten der Bühne klar ersichtlich ist, eine gern gesehene Seltenheit im Genre.

Auf der Bühne geht es auch gleich mit maximaler Power los: Eine gut gelaunte Band trifft auf eine bis unters Dach gefüllte Backstage Halle, was kann da noch schief gehen? Selbst das Merchandise ist mittlerweile aufgetaucht. Taake liefern ein abwechslungsreiches Set und die Lust am Auftritt ist auch durch das Corpsepaint klar zu erkennen. Zur Mitte des Sets gibt es dann sogar einen Black Metal meets Bluegrass-Moment, denn ein Banjo kann auch im Black Metal funktionieren. Insgesamt spielen Taake trotz drei weiterer Bands ein volles, umfangreiches Set, erst um Mitternacht ist Schluss. Ein wahres Fest für Fans des Schwarzmetalls. Wohl bemerkt steht der Abend in keinster Weise in einem politischen Licht, er gilt rein der Zelebrierung der Musik. Und das ist auch gut so.

Setlist: Havet i huset / Fra Vadested til Vaandesmed / Jernhaand / Umenneske / Myr / Nordbundet / Du ville ville Vestland / Nattestid Ser Porten Vid, Part I / Hordalands Doedskvad 1Zugabe: Over Bjoergvin Graater Himmerik, Part IV

Das hat auf jeden Fall Lust auf mehr gemacht und dieses „mehr“ kommt schon schneller als gedacht, denn Taake spielen auf dem Dark Easter Metal Meeting 2019, im Gepäck ein spezielles Old-School Set, zusammen mit der musikalischen Speerspitze der Death und Black Metal-Szene. Ein internationaler Pflichttermin!

Bericht: Luka Schwarzlose