Out For Blood – Sum 41 im Zenith (Konzertbericht)

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Fast aus dem Nichts wurde Anfang November eine riesige Tour von Sum 41 durch die deutschen Hallen angekündigt, überraschend kurzfristig für diese Größenordnung. In München residierten die Pop Punker dabei am Samstag, 25. Januar 2020 im Zenith – eine ordentliche Steigerung zur zugegeben damals schon zu kleinen Muffathalle im Jahr 2017. Mit Zebrahead im Vorprogramm präsentiert sich aber ein nostalgischer 00s-Abend im relativ konkurrenzlosen Januar – und so schaffen sie es tatsächlich die Fabrikhalle, bis auf eine unwesentliche Menge, auszuverkaufen. Beste Voraussetzungen für einen wilden Abend.

Zebrahead sind dabei sowieso ein Garant für eine außerordentlich mitreißende Vorband. Die Amerikaner hatten 2003 mit Riesenhits wie „Rescue Me“ und „Falling Apart“ ihren Durchbruch und konnten ihre Größe seitdem durch konsequentes Touren und gefällige Musik halten – im September zuletzt im Backstage Werk. Nun also für 40 Minuten als Einheizer für Sum 41 – und das fällt der fünfköpfigen Formation nun wahrlich nicht schwer. Bar-Service, Schunkel-Einlage mit „Drink Drink“ und selbst ein crowdsurfendes Crew-Mitglied in Form eines Aliens auf einer aufblasbaren Wassermelone. Verlernt haben die Musiker wahrlich nichts, der Sound ist stimmig, die Setlist solide. Einzig die Einlagen sind dann in der Masse etwas zu viel des Guten – das nächste Mal vielleicht stattdessen einfach einen Song mehr? Fehlende Klassiker wie „Hello Tomorrow“ sagen mehr als Tausend Worte.

Setlist: All My Friends Are Nobodies / Call Your Friends / The Perfect Crime / Save Your Breath / Mike Dexter Is A God, Mike Dexter Is A Role Model, Mike Dexter Is An Asshole / Rescue Me / Falling Apart / Anthem

© Ashley Osborn

Selten hat der erste Wellenbrecher sich wohl bereits bei der Vorband so verausgabt. Da wundert es nicht, dass beim Start von Sum 41 um 21:10 Uhr noch etwas verhaltene Stimmung herrscht. Die Band legt aber Minuten später sofort nach mit „The Hell Song“, „Motivation“ und „The Bitter End“ – und ab diesem Zeitpunkt brennt die Halle. Allgemein gibt es kaum Momente zum Durchschnaufen, nur drei Balladen finden den Weg in die Setlist, stattdessen ein wildes Best-Of aus den Pop-Punk-Anfängen und dem härteren Weitergang, der oftmals ein einzigartiger Mix aus Punk und Heavy Metal ist – zuletzt auf ihrem aktuellen Album „Order In Decline“, das sie selbst als härtestes ihrer Karriere bezeichnen. Was auf dem Album teils noch etwas belanglos klingt, entfaltet live eine absolute Wucht und lässt die Riffs definiert aus den Boxen wummern. Insgesamt präsentiert sich die Band zwar maßlos zu laut, aber dennoch gut abgemischt und – ein Wunder! – mit starkem Sound in jeder Ecke des akustisch so schrecklichen Zeniths.

Die Musiker selbst tun da ihr Übriges, die sichtlich motiviert auf ihr München-Konzert sind und sich freuen, nach knapp drei Jahren zurück in die bayerische Landeshauptstadt zu kommen. Insbesondere Frontmann Deryck Whibley, mittlerweile knappe 40 Jahre und lange Zeit stark alkoholabhängig, präsentiert sich in Bestform. Seit er vollends nüchtern ist, hat er zwei grandiose Alben auf den Markt gebracht und trifft (fast) jeden Ton. Insgesamt befindet sich die Band auf ihrem absoluten Zenit, was sowohl knapp 6000 Menschen in München als auch ihr energiegeladener und pausenlos treibender 100-Minuten-Auftritt beweist. Wenn es nach „In Too Deep“ und der zwar schönen, aber dramaturgisch deplatzierten Ballade „Catching Fire“ um 22:50 Uhr zu Ende ist, strömen überglückliche Menschenscharen aus der Fabrikhalle. Und das ist ja letztendlich das Größte, was eine Band erreichen kann.

Setlist: Turning Away / The Hell Song / Motivation / The Bitter End / Over My Head (Better Off Dead) / We’re All To Blame / War / Out For Blood / A Death In The Family / Walking Disaster / With Me / No Reason / Fake My Own Death / 45 (A Matter Of Time) / Screaming Bloody Murder / Underclass Hero / Pieces / The People Vs… / Fat Lip / Still WaitingZugaben: We Will Rock You (Queen cover) / In Too Deep / Catching Fire

Bericht: Ludwig Stadler