Where The Skies End – Starset im Backstage Werk (Konzertbericht)

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Beobachtet man die Tournee-Landschaft in Deutschland, geht der Trend immer mehr in Richtung Tourpakete mit mindestens drei Vorbands, manchmal sogar noch mehr – oder eben zu gar keiner Vorband. Starset, die Space-Alternative-Rocker aus Amerikaner, entscheiden sich für letzteres, kündigen ihre aktuelle Tour zum dritten Werk „Divisions“ an mit „A Night With Starset“ und bitten um pünktlichstes Erscheinen. In München wird das wörtlich genommen, die Schlange zum ausverkauften Backstage Werk ist noch vor dem Einlass schier endlos, was sicherlich auch am Datum des Samstag, 29. Februar 2020 liegt – der legendäre Schaltjahr-Tag, der auch noch auf einen Samstag fällt. Eine Ehre für die Band, dass sich so viele Menschen dafür entscheiden, diesen Tag mit ihnen zu verbringen.

Starset am 20.11.18 in der Muffathalle

Erwartungsgemäß verdunkelt sich also um 20:05 Uhr das Werk und nach kurzem Intro steht die versammelte Mannschaft von sechs Musikerinnen und Musikern auf der Bühne, um mit „Manifest“ loszulegen. Und wie: die Produktion ist größtmöglich für die Location, das Licht exakt abgestimmt und der Sound laut und perfekt abgemischt. Natürlich ist die Erwartung bei dem recht hohen Eintrittspreis berechtigt da, aber die wird erfüllt: ein multimediales Ereignis mit großer Leinwand, das sich zur Performance selbst gesellt, Luftsäulen und, natürlich, große Fahnen, die geschwenkt werden. Und dennoch präsentieren Starset nicht das lieblose Standard-Programm der Ami-Rock-Bands, angefangen mit der Musik: die starken Melodien lassen sich Zeit, nie hetzen, bauen sich auf, überraschen mit großen Elementen und binden die Klänge des Cellos und der Violine so vorbildlich ein, dass tatsächlich das Bild des Cinematic Rocks entsteht, das Frontmann und Mastermind Dustin Bates erzeugen möchte. Zum kleinen Tribut gibt es da ein kurzes Cover von denen, die diesen Musikstil erstmals angewandt haben: Led Zeppelin.

Bates ist es auch, der maßlos überrascht. Einerseits mit seiner perfekten Performance, die gesanglich auf unfassbar hohem Level spielt und ihm keinen falschen Ton singen lässt – und das vollkommen ohne Backing Tracks, wie es viele seiner Kollegen handhaben.  Andererseits mit seinem ekstatischen und teilweise auch etwas ulkigem Tanzen, das er die letzten Demonstrationen, wie Starset ihre Konzerte nennen, noch nicht gemacht hat. Auch die Ansagen verwundern, die gab es bisher spärlich oder auch gar nicht. Natürlich erfüllen sie ihren Zweck, sind aber deutlich einstudiert – Bates mag zwar ein starker Sänger sein, aber kein charismatischer Frontmann. Dafür spricht auch seine Reaktion beim Mikrofon-Ausfall bei „Trials“: am Ende des Songs pfeffert er sein schnell gereichtes und funktionierendes Zweitmikro genervt auf den Boden. Keine feine Geste, auch nicht die folgende Intermission von rund acht Minuten, die ein „Reboot“ der Demonstration ankündigt und im Quasi-Kostümwechsel zum alten Look mündet. Abgesehen von diesen etwas unnötigen Entscheidungen bleibt ein musikalisch und showtechnisch großer Auftritt, der allerdings nach zu kurzer Zeit um 21:30 Uhr mit „My Demons“ zu Ende geht.

Setlist: Manifest / Monster / Echo / Where The Skies End / Ricochet / It Has Begun / Telekinetic / Kashmir (Led Zeppelin cover) / Perfect Machine / Trials / Carnivore / Bringing It Down / Telescope / Other Worlds Than These / Frequency / My Demons

Bericht: Ludwig Stadler