A Love Worth Waiting For – Shakin‘ Stevens in der TonHalle (Konzertbericht)

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Ganze 35 (!) Jahre ist es bereits her, dass Shakin‘ Stevens zuletzt in der bayerischen Landeshauptstadt gespielt hat, damals noch in der Rudi-Sedlmayer-Halle vor rund 8000 Menschen. Das hat sich innerhalb der letzten Jahrzehnte zwar etwas verringert (insgesamt sind knapp 1000 Besucher zum München-Comeback gewandert), dennoch ist die Freude und Anspannung bei den Fans riesig, ihr Rock’n’Roll-Idol von damals in der Heimat wieder begrüßen zu dürfen. Die TonHalle am Ostbahnhof, in die sich der Sänger am 18. Februar 2019 begibt, mag vielleicht nicht die perfekte Location für so ein Konzert sein, nichtsdestotrotz wird die Fläche ausgiebig für tanzfreudige Besucher genutzt.

© HEC Limited

Kurz nach 20 Uhr verdunkelt sich bereits die Halle, die neunköpfige Band betritt die Bühne – und abschließend natürlich Shakin‘ Stevens itself, der sichtlich motiviert mit „How Could It Be Like That“ in das Set startet. Die Gitarre dröhnt zwar noch zu laut, aber im Laufe des Abends soll sich das alles noch regeln und der Sound ein ausgewogenes, sattes Klangbild ergeben – kein Wunder bei so einer riesigen Band. Besonders der irrsinnig starke Saxophonist und Mundharmonika-Spieler fällt auf, welcher auf beiden Instrumenten Soli oberster Klasse abliefert. Auch in das Blickfeld gerät der etwas kauzig wirkende Pianist, der zwar ausdruckslos am Tasteninstrument sitzt, aber sichtlich auftaut, als er bei „The Fire In Her Blood“ zum Banjo greift. Etwas unter in der Belichtung geht zwar der Schlagzeuger verloren, der hinter seiner Plexiglas-Wand zusätzlich verschwindet – der Star des Abends ist aber natürlich eine ganz andere Person.

Überraschend rocklastig gestaltet sich das Programm, die Balladen beschränken sich auf die ganz großen Hits wie „A Love Worth Waiting For“, zusätzlich gesellen sich einige Cover wie „Got My Mind Set On You“ und ein Chuck Berry-Gedenkblock aus „Don’t Lie To Me“ und „It’s My Own Business“ dazu. Heiß erwartet werden aber natürlich die ganz großen Nummern wie „Marie Marie“, bei denen auch endlich im hinteren Teil der Location das Tanzbein geschwungen wird. Die Tänzer mögen zwar älter geworden sein, die Musik auch nicht mehr die jüngste – an diesem Abend klingt aber alles so wie am ersten Tag.

„Shaky“, wie er immer wieder während seiner Ansagen durch Zwischenrufe genannt wird, gilt selbstredend als lebendes Idol dieser Musik. 71 Jahre wird er Anfang März dieses Jahres, davon knapp fünf Jahrzehnte im Namen des Rock’n’Roll – eine Zeitspanne, die kaum andere Künstler vorweisen können. Da sieht man gerne darüber hinweg, dass nicht jeder Ton sitzt und vor allem manche Parts doch ein wenig zu hoch sind, um sie mit so gehobenem Alter so zu performen. Rund 100 Minuten Konzerterlebnis bietet der Altstar seinen Fans, unterbrochen von einer 20-minütigen Pause – ansonsten flitzt die komplette Band schier atemlos durch die 25-Songs-umfassende Setlist. Am Ende gibt es noch sein bekanntes „This Ole House“-Cover und „Fire Down Below“, bevor Shakin‘ Stevens und Band um 22:05 Uhr von der Bühne abgehen. Ob der Rock’n’Roll-Sänger noch einmal nach München zurückkommt? Ungewiss. Seine lang erwartete Rückkehr ist in jedem Fall gelungen.

Setlist Part 1: How Could It be Like That / Turning Away / Give Me Your Heart Tonight / It’s Raining (Irma Thomas cover) / You Drive Me Crazy / Got My Mind Set On You (James Ray cover) / Don’t Lie To Me (Chuck Berry cover) / It’s My Own Business (Chuck Berry cover) / Suffer Little Children / A Love Worth Waiting For / Cry Just A Little Bit / You Never Talked About Me

Setlist Part 2: Now Listen / Down Into Muddy Water / Have You Ever Seen The Rain? (CCR cover) / Radio / A Letter To You / The Fire In Her Blood / Because I Love You / Marie Marie (The Blasters cover) / Oh Julie / Lipstick, Powder And Paint (Big Joe Turner cover) / Green Door (Jim Lowe cover) / Train Of Time / Last Man Alive Zugaben: This Ole House (Stuart Hamblen cover) / Fire Down Below

Bericht: Ludwig Stadler