Happyhouse – Ghost Bath im Backstage (Konzertbericht)

Montag, der 19. November findet sein schwarzes Ende im Backstage Club: Hier spielen heute Ghost Bath, unterstützt von Møl und Asmoday. Ob auch die Bandkassenbilanz am Ende dieses Abends ein schwarzes Ende nehmen wird, scheint ob des kleinen Grüppchens, das um acht Uhr das Publikum von Asmoday bildet, nicht wirklich sicher.

Quelle: https://www.facebook.com/Asmoday.Metal/photos/a.649670031711048/1978506418827396/?type=3&theater
© Asmoday

Um bei “schwarz” zu bleiben: Von allen drei Bands sind die Münchner musikalisch-metallisch gesehen sicherlich am “schwärzesten”, zumindest einer orthodoxen Auffassung gemäß. Die Band bietet Second Wave-orientiertes Material, das weit von jeglicher Grenzerkundung entfernt ist, aber einige schöne Momente parat hält. Obwohl Asmoday ein optisch ziemlich inkohärentes Bild abgeben, gelingt ihnen doch eine ernstzunehmende Darbietung.

Quelle: http://www.holyroarrecords.com/artists/mol?view=f17647
© Holy Roar Records

Das Maß, in dem Møl kurze Zeit später das Qualitäts- und Professionalitätsniveau hochschrauben, wirft im Nachhinein ein fast ungerecht schlechtes Licht auf Asmoday. Nachdem Nebelmaschine und Stroboskop endlich zur Zufriedenheit funktionieren, reißen die Dänen ein präzise-urgewaltiges Set ab, das, so viel vorweg genommen, auch Ghost Bath selbst nicht toppen können (wenn sie es denn versuchten). Optisch untermalt von exzessiv verwendetem Stroboskoplicht ergeht sich Sänger Kim Song in etwas, das einer Mischung aus Kampfsportübung und Ausdruckstanz gleicht, begibt sich ohne Berührungsängste ins Publikum und schreit sich mutmaßlich die Seele aus dem Leib. Mutmaßlich, da dies wahrlich kein Abend der großen Sounderlebnisse ist. Nahe der Bühne – was im Backstage Club ein nicht unerheblicher Teil des Zuschauerraums ist – ist vom so passionierten Gesang Songs nichts hörbar. Aber schließlich haben Møl ihr (bisher einziges) Album “Jord” auch als Instrumentalversion veröffentlicht… Eine Wucht also, das kurze Gastspiel der Blackgaze-Post-Hardcore-Truppe, die sich unverbraucht und bei aller Gefahr, die diesem Genre innewohnt, ins Immergleiche, Klischeehafte abzurutschen, frisch und unberechenbar präsentiert.

Setlist: Storm / Ligament / Penumbra / Atacama / Vakuum / Bruma / Jord

Quelle: https://f4.bcbits.com/img/0012635565_10.jpg
© Ghost Bath

Ghost Bath brauchen nur halb so viel Umbauzeit wie Møl, ehe sie sich spielfertig vor dem inzwischen etwas volleren Club präsentieren. Der erste Beobachtung betrifft ein rein optisches Detail. Es scheint, als seien Ghost Bath endgültig dem Internet entstiegen. Traten sie vor zwei Jahren noch in uniformen weißen “Pyjamas” auf und stellte vor einem Jahr die ganze Mannschaft zumindest noch einheitliche Gesichtsbemalung zur Schau, sind nun allein die schwarzen Henkersschlingen, die von den Amps baumeln, geblieben. Statt Geister-Uniform trägt Bandkopf Dennis Mikula ein Footballshirt. Die Band beginnt mit „Ambrosial“ vom aktuellen Album „Starmourner“. Schön zu hören, wie aus dem enervierend höhenlastigen Mix der Platte live ein durchaus voluminöses Klangerlebnis wird. Auch hat sich Dennis Mikula von seinem verhallten, unartikulierten Kreischen zugunsten eines zwar ebenso unartikulierten, die triumphalen Melodien der Gitarren jedoch trefflich kontrastierenden Growlens verabschiedet. Obwohl sie gerade ihr Debüt “Funeral” neu veröffentlicht haben, spielen Ghost Bath ausschließlich Songs von dem Album, das ihren Durchbruch und den Beginn ihrer Live-Existenz begründete, “Moonlover”, sowie von “Starmourner”, wobei natürlich die Songs “Golden Number” und “Happyhouse” nicht fehlen dürfen.

Permanent nebelumwabert beschränken sich celestialen Depri-Black-Metaller zumeist darauf, sich hinter ihren Haaren und Instrumenten zu verschanzen, nicht nur scheint Mikula auf die Verkleidungen verzichten zu wollen, sondern auch keinen Sinn im explizit depressiven Gestus mehr zu sehen. Man könnte darin positiv einen Schritt in Richtung eines geklärten No-bullshit-Auftretens sehen, auf jeden Fall machen sich Ghost Bath wesentlich weniger angreifbar für Hohn und Spott, dem sie schließlich weit mehr als viele andere Bands vonseiten sogenannter Elitisten des Black Metal ausgesetzt waren und sind, andererseits geht der Band damit viel ihres ursprünglichen Reizes verloren und verleiht ihrem Auftritt einen bitteren Beigeschmack von Desillusioniertheit, von schal gewordenem Dienst nach Vorschrift. Nach nicht einmal einer Stunde ist Schluss, auch zu einer Zugabe können sich Ghost Bath offenbar nicht aufraffen, was das Konzert auf einem unbefriedigend schief schwebenden Akkord ausklingen lässt.

Setlist: Ambrosial / Golden Number / Seraphic / Happyhouse / Luminescence / Death and the Maiden / Thrones

Bericht: Tobias Jehle