I’m Eighteen – Alice Cooper in der Olympiahalle (Konzertbericht)

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Das Oktoberfest läuft auf Hochtouren, die Sonne scheint und es ist einer dieser wirklich heimelig-schönen Herbsttagen. Was passt da eigentlich gar nicht dazu? Genau, Alice Cooper und seine Musik. Und dennoch pilgern tausende Besucher an diesem 1. Oktober 2019 in die Olympiahalle, um den Schockrocker auf seiner Jubiläumstour zu sehen – 50 Jahre auf der Bühne. Als Support mit dabei: Black Stone Cherry, die Veteranen des modernen Hard Rocks. Die Sonne ist in der Halle längst vergessen – die Zeichen stehen auf (Rock-)Sturm.

Um Punk 20 Uhr starten Black Stone Cherry mit dem fetzigen „Burnin‘“, müssen allerdings gleich zu Beginn etwas an Euphorie einbüßen, denn: es ist zu leise. Erst später findet der Tonmann den richtigen Pegel, aber da ist der Großteil des Publikums schon ausgestiegen und spendet nur mitleidigen Applaus – und das, obwohl die Amerikaner deutlich mehr verdient hätten. Zwar wirken sie ein wenig verloren auf der großen Bühne der Olympiahalle, dennoch sind Songs wie „Lonely Train“ und „Cheaper To Drink Alone“ Garanten für gute Musik-Unterhaltung – so auch dieses Mal. Nach 45 Minuten verabschieden sich die Herren wieder. Eingeheizt haben sie durchaus, aber leider nicht mehr.

Setlist: Burnin‘ / Me And Mary Jane / Blind Man / In My Blood / Blame It On The Boom Boom / White Trash Millionaire / Lonely Train / Cheaper To Drink Alone / Family Tree

Der Altmeister selbst lässt ebenso nicht allzu lange auf sich warten, um Punkt 21:15 Uhr fällt der Vorhang und der Blick öffnet sich zu einer beachtlichen Bühnenkonstruktion in Form eines Schlosses, dem „Nightmare Castle“ – durch das Tor in der Mitte tritt Alice Cooper selbst hervor, mit üblicher Schminke und seinem Stab. „Feed My Frankenstein“ zieht das Tempo gleich zu Beginn extrem an und manifestiert die Behauptung, Cooper wäre noch topfit – wenn er beispielsweise „I’m Eighteen“ singt, ist das nun wahrlich seit Jahrzehnten nicht mehr der Fall, aber so wie er über die Bühne flitzt und singt: es wirkt, als wäre er niemals älter geworden.

© Rob Fenn

Dabei verdient seine Band ebenso große Beachtung wie der Schockrocker selbst, insbesondere Gitarristin Nita Strauss, die nach dem Überhit „Poison“ ein beachtlich starkes Gitarrensolo an den Tag bzw. in die Nacht legt. Und anschließend geht es, wie das gesamte Konzert hinweg, sofort weiter mit dem nächsten Song. Hierbei stellt sich auch der größte Kritikpunkt heraus: die Unpersönlichkeit. Ohne eine einzige Begrüßung oder nennenswerte Ansage schippern Cooper & Band durch seine lange Diskografie, schaffen es dadurch zwar, 1-2 Lieder mehr zu spielen, bleiben dabei aber absolut unnahbar und ungreifbar. Die Setlist selbst gestaltet sich dabei ebenso als etwas schlecht zusammengestellt – nach „Roses On White Lace“ gibt es einen ordentlichen Abfall in Tempo und Härte, etwas zu lange, um wieder auf das vorherige Tempo zu kommen. Dennoch: Alice Cooper beweist eindrucksvoll, auch mit 71 Jahren noch nicht zum alten Eisen zu gehören. Sein kommender Auftritt im Rahmen von Rock Meets Classic am 8. März 2020 wird das sicher noch einmal untermauern.

Setlist: Feed My Frankenstein / No More Mr. Nice Guy / Bed Of Nails / Raped And Freezin‘ / Fallen In Love / Muscle Of Love / He’s Back (The Man Behind The Mask) / I’m Eighteen / Billion Dollar Babies / Poison / Roses On White Lace / My Stars / Steven / Dead Babies / I Love The Dead / Escape / Teenage FrankensteinZugaben: Under My Wheels / School’s Out

Bericht: Ludwig Stadler