Nach diversen TV-Shows, einer Teilnahme bei „Let’s Dance“ und einer ausgiebigen Jubiläumstour war die Zeit reif für ein neues, großes Album – eingängig, deutsche Texte und rockige Melodien. Für Gil Ofarim sollte „Alles auf Hoffnung“ eine Art Neustart werden – und der Chart-Einstieg auf Platz #5 der Album-Charts untermauerte diese Hoffnung. Dann kam Corona, Lockdown, der Rest ist bekannt. Für Ofarim hieß das: verschobene Touren, keine Promo, keine Auftrittsmöglichkeit. Nun spielt er im Sommer und Herbst so viel wie möglich, um die neuen Lieder doch noch seinen Fans zu präsentieren. Ein sehr intimer Stopp steht dabei in seiner Heimatstadt München an: im Hard Rock Café München. Der Auftritt ist rein akustisch und beginnt zur ungewöhnlichen Zeit von 10 Uhr am Sonntag, 13. September 2020. Statt Weißwurst und Weißbier gibt’s allerdings Kaffee und Pfannkuchen.
Wenige Minuten nach 10 Uhr steht Gil Ofarim dann auch tatsächlich auf der Bühne. Mit dabei hat er Stephan Zeh am Piano, der maßgeblich am neuen Studio-Album mitgearbeitet hat. Die Atmosphäre ist entspannt – so entspannt, dass anfangs nicht einmal geklatscht wird, auf eine stimmungssteigernde Frage kommt nur ein lautes Ja im Chor. Wohl das Leid des Rock-Musikers vor Sitzpublikum. Aber es ist Sonntag, es ist frühmorgens – „das ist Rock’n’Roll“, witzelt Ofarim. Allerlei Anekdoten hat er dabei, Erklärungen zu seinen Liedern und nicht zuletzt seinen Bezug zum Hard Rock Café München. Dort habe er vor mittlerweile 17 Jahren nämlich sein Album „On My Own“ vorgestellt. Damals waren die Texte noch Englisch, Ofarim selbst gerade einmal 21 Jahre. Mittlerweile blickt er auf eine lange Karriere voller Auf und Abs zurück. Der heute Vormittag soll sich aber dem aktuellen Schaffen widmen, dem neuesten Werk.
Ofarim präsentiert sich bestens bei Stimme und wirklich schön arrangierte Neuversionen von u.a. „Herz“ und „Ein Teil von mir“. Beim Titelsong des Albums gibt es dann auch noch Mitgesänge – allerdings sehr vorsichtig, die Verbreitung durch Aerosole ist noch zu ungeklärt. Bis dahin bleibt der Gesang auf der Bühne. Besonders kräftig wird die Stimme bei „Shallow“, dem oscarprämierten Song von Lady GaGa aus dem Film „A Star Is Born“. Nach rund 70 Minuten und einer Zugabe verabschiedet sich Gil Ofarim unter Jubel, während die Pfannkuchen aus der Küche bereits in den Startlöchern stehen. Seine Diskografie, so viel ist klar, hätte eine längere Spielzeit hergegeben, aber auch so eine intime Akustik-Show hat ihren Wert. Bevor es im kommenden Jahr wieder lauter und länger wird. Wenn es denn so kommt – aber wir setzten alles auf Hoffnung.
Setlist: Seid ihr bereit / Freiheit in mir / Held in deinem Film / Still Here / Shallow (Lady GaGa & Bradley Cooper cover) / Herz / Pierrot / Vom Ende der Traurigkeit / Ein Teil von mir / Alles auf Hoffnung – Zugabe: Danke
Bericht: Ludwig Stadler