Musical,  Theater

Eine Liebe, stärker als der Tod – „Ghost – Nachricht von Sam“ im Deutschen Theater (Kritik)

Mit Ghost – Nachricht von Sam kommt der oscarprämierte Kultfilm aus den 1990er Jahren auf die Musicalbühne. Seit dem 7.10.2025 läuft die Neuinszenierung von Regisseur Manuel Schmitt am Deutschen Theater München und interpretiert die bekannte Liebesgeschichte in neuer Form. Der gleichnamige Film mit Patrick Swayze und Demi Moore dient hierbei als Vorlage für das Musical von Bruce Joel Rubin (Buch und Liedtexte), Dave Stewart und Glen Ballard (Musik und Liedtexte).

Erzählt wird die Geschichte des jungen Liebespaares Molly (Bianca Basler) und Sam (Robin Reitsma). Ihr gemeinsames Leben scheint perfekt: Sie sind gerade in ihre erste Wohnung gezogen, Sam ist in beruflich erfolgreich und Molly präsentiert ihre Werke auf einer namhaften Ausstellung. Stets an ihrer Seite: Sams bester Freund Carl (Lucas Baier). Doch wie Sam früh ahnt, kann das Glück nicht ewig währen. Bei einem Überfall kommt Sam ums Leben. Als Geist versucht er, Kontakt zu Molly aufzunehmen, um sie vor einer drohenden Gefahr zu schützen. Unterstützung erhält er dabei von dem exzentrischen Medium Oda Mae Brown (UZOH).

© Nico Moser für ShowSlot

Mit großen vertikalen Screens erschafft die Inszenierung ganze Welten – mal pulsierendes Stadtleben, mal stille Innenräume. Was anfangs beeindruckt, verliert durch die Fülle an Projektionen gelegentlich an Wirkung: Manche Übergänge erinnern eher an eine PowerPoint-Präsentation als an Theaterzauber. Zahlreiche Special Effects sollen das Überirdische des Geisterdaseins spürbar machen. Doch auch hier kippt die Wirkung stellenweise ins Überladene, sodass die Magie des Moments etwas verloren geht. Besonders gelungen ist jedoch die Darstellung der Geister. Ob Sam selbst, der Krankenhausgeist (Ulrich Talle) oder der U-Bahn-Geist (Sophie Alter), durch Inszenierung und Darstellung gelingt es, die Geister auf der Bühne lebendig werden zu lassen. Die berühmte Töpferszene zum Song „Unchained Melody“ darf natürlich auch nicht fehlen. Was im Film als Inbegriff romantischer Nähe gilt, entfaltet auf der Bühne jedoch wenig Wärme. Emotionale Tiefe wird mit dieser Inszenierung leider nicht erreicht, sie bleibt auf der Oberfläche und lässt das Publikum auf Abstand.

Im Gegensatz zum Schauspiel können die Stimmen der Darsteller*innen überzeugen. Kräftig und kontrolliert erklingen die Stimmen im Saal des Deutschen Theaters. Trotz des überzeugenden Gesangs kommen die Emotionen beim Publikum nicht ganz an. Ob es nun an den musikalischen Stücken selbst oder der Inszenierung liegt, ist schwer zu beurteilen. Die Choreographie von Timo Radüz kann sich wiederum sehen lassen. Leichtfüßig und voller Energie bewegen sich die Darstellenden über die Bühne. Besonders das Ensemble (Luisa Meloni, Melissa Laurezia Peters, Philip Rakoczy, Nolle de Kock) kann hier glänzen, auch wenn die Synchronität stellenweise etwas unruhig wirkt. Mit dem Song „Weit weg von hier“ gelingt es UZOH als Oda Mae Brown, die Stimmung im Saal noch einmal zu heben. Dort, wo während der Vorstellung emotionale Momente manchmal gefehlt haben, bringt sie Humor, Präsenz und Spielfreude ein und reißt das Publikum mit.

© Nico Moser für ShowSlot

Ghost – Nachricht von Sam ist ein visuell eindrucksvolles Musical mit starken Stimmen und kreativem Bühnenbild. Wer auf technisch anspruchsvolle Bühnenbilder und unterhaltsame Geistereffekte Wert legt, wird hier gut unterhalten. Für Zuschauer*innen, die eine tiefgründige, emotionale Musical-Erfahrung suchen, bleibt das Stück jedoch eher oberflächlich. Die Magie des Films wird nur teilweise auf die Bühne übertragen. Insgesamt ein solider und handwerklich gelungener, aber emotional moderat wirkender Abend.

Kritik: Martina Reichelova

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