Samstag, der 10. März – Sepultura gelten mittlerweile als gerne gesehener Stammgast im Backstage Werk in München. Im Rahmen der Machine Messiah-Tour machen sie bereits ein zweites Mal in der Landeshauptstadt Halt, diesmal mit umfangreichen Vorprogramm. Mit Fit for an Autopsy, Goatwhore und Obscura könnten die Vorgruppen nicht abwechslungsreicher sein und man kann mal wieder sehen, wie vielseitig das Genre Metal mittlerweile ist.
Den Anfang machen die Deathcore-Veteranen Fit for an Autopsy. Für eine so energiegeladene Band fällt einem am Anfang direkt eines auf: Sie haben kaum einen Millimeter Platz. Die sonst durchaus große Bühne des Backstage Werk wurde durch den wuchtigen Bühnenaufbau von Sepultura auf die Größe einer Jugendzentrum-Bühne geschrumpft. Dennoch liefert der Opener eine passable Show ab, leider nicht mehr, aber auch nicht weniger.
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Goatwhore starten da schon ganz anders ins Rennen: Ein böses, peitschendes Riff jagt das nächste, von Minute Eins geben die US-Amerikaner Vollgas. Auch ein gebrochenes Bein kann Sammy Duet nicht davon abhalten, Satan selbst auf die Bühne zu legen, denn was Dave Grohl und co. können, kann er schon lange. Einen Rollstuhl braucht er nicht, ein Bühnen-Case reicht ihm vollkommen aus. Nach einer halben Stunde ist allerdings zum Leid der Anwesenden viel zu früh schon Schluss. Werbung haben sie auf jeden Fall für sich gemacht, ein definitives Highlight des Abends, was die Blackened-Death Metaller hier aufs Parkett gelegt haben.
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Die dritte Band des Abends sind die Landshuter von Obscura, die in München ja quasi ein Heimspiel abzuhalten haben. Schon lange waren sie in der Landeshauptstadt nicht mehr zu Gast und mit Technical Death Metal steht ein durchaus spannendes Genre auf dem Plan, welches in den letzten Jahren zunehmend an Popularität gewonnen hat. Leider mangelt es schon früh an mehr als nur einer Ecke: Der Sound ist dumpf und viele der eigentlich spannenden Tappings und Solo-Passagen gehen im Brei unter. Der Gesang ist quasi nicht vorhanden und auch das beim Soundcheck so vielversprechend klingende Schlagzeug verliert im Set jeglichen Druck. Sinnbildlich zum Sound ist ganz klar die Bühnenperformance, welche quasi nicht vorhanden ist. Wenig Interaktion trifft auf einen steifen und unspektakulären Auftritt einer Band, die nach langjähriger Historie eigentlich wissen sollte, wie der Hase läuft. Spielerisches Können ist einfach nicht alles, wenn es um live geht.
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Im Anschluss füllt sich die Halle wieder etwas mehr, wirkt mittlerweile enorm voll, nachdem sie zum ungewöhnlich frühen Beginn der Veranstaltung doch noch etwas leer war. Sepultura sind nun an der Reihe und man merkt schnell, dass der heutige Auftritt ganz im Namen ihres letzten Werkes „Machine Messiah“ steht. Mit „I Am The Enemy“ und „Phantom Self“ gehen gleich zwei Songs der Platte an den Start und lassen schon vermuten, wohin der Abend führt. Sepultura präsentieren sich mit enormer Spielfreude und sichtlich guter Laune, die sie zuletzt in ihrem Konkurrenzkampf mit Max Cavalera’s Return to Roots etwas verloren hatten. Nach „Kairos“ kommt auch direkt der erste wirkliche Klassiker: „Territory“. Eine gute Mischung aus kleinen Anekdoten, einem Feuerwerk aus Riffs und dem unvergleichlichen Drum-Sound peitschen das Publikum zur Höchstform an. „Sworn Oath“ entpuppt sich live als echtes Brett und beweist mal wieder, dass Sepultura mit „Machine Messiah“ ein starkes und mehr als solides Album herausgebracht haben, gerade im Hinblick auf die etwas schwächeren Vorgänger. Mit „Against“ erinnert Kisser einmal mehr, dass Green mittlerweile seit über 20 Jahren das Mikrofon bei Sepultura in Händen hält, und auch, wenn er nicht immer als die beste Wahl gesehen wurde, mittlerweile seinen Platz mehr als verdient hat. Mit „Refuse/Resist“ und „Arise“ neigt sich das Set dem Ende zu, nach eineinhalb Stunden schweißtreibender Gymnastik mit Sicherheit für ein paar der springwütigen Hobbyturner eine wohl verdiente Verschnaufpause, denn nach einer kurzen Pause legen sie noch einmal richtig los. Die Zugabe mit „Slave New World“, „Ratamahatta“ und ihrem wohl größten Hit „Roots Bloody Roots“ hält noch einmal wirkliche Brecher bereit. Ein mehr als gelungener Auftritt der ursprünglich brasilianischen Extreme-Metaller.
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Nach vielen Jahren des Mittelmaßes scheinen Sepultura endlich wieder auf einen guten Weg nach oben zu sein, um sich endgültig ihren Platz im Metal-Olymp zu sichern, den sie nach ihren Leistungen für die harte Subkultur redlich verdient haben. Ein phänomenaler Auftritt mit einem gelungenen Album lassen den Cavalera-Konflikt langsam verblassen und schafft Platz, um dem neuen Sepultura endlich den Weg zu ebnen, den sie durch jahrzehntelange Arbeit mehr als verdient haben.
Bericht: Luka Schwarzlose
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