Thrill Me – Simply Red in der Olympiahalle (Bericht)
40 Jahre Simply Red! Das ist eine beachtliche und vor allem runde Zahl, die gefeiert werden will. Dachte sich wohl auch Sänger und Mastermind Mick Hucknall und kündigte eine ausgedehnte Tournee durch Europa und somit auch Deutschland. An Hits und Material mangelt es bei 13 Studioalben sowieso nicht, und ebenso wenig an Zugkraft: Die Olympiahalle München, in der Hucknall und seine Band am 21. Oktober 2025 für einen Abend residieren, ist ausverkauft.
Als Tour-Support ist Lùisa dabei, die einen angenehmen Mix aus Florence + The Machine und souligen Pop kombiniert. Mit viel Enthusiasmus und Bewegung performt sie zahlreiche unveröffentlichte Lieder mit ihrer Band, bevor sie unter freundlichem, aber nicht euphorischem Applaus die Bühne verlässt. Deutlich lauter wird es um 21 Uhr, als – nach einigen Minuten völliger Dunkelheit und Stille – anfangs die Band und dann Mick Hucknall selbst die Bühne betritt. Simply Red eröffnen schleichend mit „Sad Old Red“, treiben die Stimmung aber schnell nach oben und bringen die Münchner*innen schon zum dritten Song „Money’s Too Tight (To Mention)“ zum durchgehenden Stehen.

Kontinuierliches Tanzen bleibt dagegen etwas aus: Selbst wenn der Beginn und vor allem das Ende ein Feuerwerk an blues-funkigen Tanzstücken ist, gestaltet sich der Mittelteil doch sehr gemächlich und ruhig. Immerhin unterbrechen immer wieder Hits wie „Stars“ und „If You Don’t Know Me By Now“ die Tanz-Durststrecke, hier lässt sich immerhin fleißig mitsingen. Wobei, Hucknall selbst zuzuhören ist fast die größte Freude an diesem Konzert. Mit 65 Jahren ist es nicht selbstverständlich, überhaupt eine solide Gesangsperformance abzulegen – und Hucknall übertrifft das bei Weitem. Teils glockenklar, selbst in den beachtlichsten Höhen wie bei „You Make Me Feel Brand New“, steuert er stimmlich perfekt durch sein gesanglich durchaus anspruchsvolles Best-of-Programm.
Natürlich – und das strahlt der Frontmann auf der Bühne auch aus – weiß er um seine gesanglichen Qualitäten. Dennoch lässt er seinen Mitmusiker*innen immer wieder Momente zum Scheinen. Ganz besonders beeindruckt Ian Kirkham, der rasend schnelle, zugleich höchst virtuose Soli an Saxophon und Blaswandler hinlegt und dafür völlig zurecht Jubelchöre aus der Olympiahalle erhält. Er gleicht somit auch den etwas schleppenden Mittelteil aus, der mit „Fake“ aber wieder Fahrt aufnimmt und das Publikum zur Bewegung animiert. Großes Highlight zum Beginn der Zugabe: das zeitlos-grandiose „Something Got Me Started“. Knapp zwei Stunden geben Simply Red schlussendlich eine musikalische Audienz in München zum Jubiläum. Viel Nostalgie, natürlich, aber am Ende doch genau das, was sich das Publikum erhofft haben dürfte. They’ve got it!
Setlist: Sad Old Red / Jericho / Money’s Too Tight (To Mention) / The Right Thing / A New Flame / It’s Only Love / You’ve Got It / Enough / If You Don’t Know Me By Now / For Your Babies / Stars / Thrill Me / Say You Love Me / The Air That I Breathe / You Make Me Feel Brand New / Fake / Sunrise / Fairground – Zugaben: Something Got Me Started / Reach Out I’ll Be There / Holding Back The Years
Bericht: Ludwig Stadler


