Tage wie dieser – Juli in der Muffathalle (Bericht)

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Es ist Juli! Gut, nicht ganz, eigentlich haben wir den September schon erreicht, aber das so benannte Debüt-Album von Juli heißt so und wird dieses Jahr bereits 20 Jahre alt. Mit immer noch großen Hits wie „Perfekte Welle“ und „Geile Zeit“ schlug es damals wie eine Bombe in die deutsche Musiklandschaft ein und hat mit dem einerseits unbeschwerten, andererseits reichlich melancholischen Pop-Rock-Stil exakt den Zeitgeist getroffen. Dass weder Band noch Musik irgendwas verlernt haben, beweisen sie nun zu einer Jubiläumstour zu genau diesem Werk, und gastieren dabei am 11. September 2024 in der Muffathalle.

Bereits vergangenes Jahr waren Juli im Muffatwerk zu Gast, dort im Ampere, wie wir berichteten. Damals stand ihr neues Album „Der Sommer ist vorbei“ im Fokus – das erste seit neun Jahren. Da der kleine Club beachtlich schnell einen Ausverkauf vermelden durfte, wandern sie dieses Mal in die deutlich größere Muffathalle. Dort ist es äußerst gut gefüllt, was neben der Musik und der nostalgischen Legacy sicher auch an der Teilnahme von Sängerin Eva Briegel an „Sing meinen Song“ liegt. Den Abend eröffnet aber erst einmal Stanovsky, der um 20 Uhr seine Lieder zum Besten gibt. Gemeinsam mit seinem Gitarristen Flo unterhält er zwar die Menge recht gut, so richtig zünden wollen aber weder die Lieder noch die Texte. Irgendwie kaum hervorstechend, ob gesanglich oder kompositorisch, sind die Werke – und so vergeht die halbe Stunde recht unspektakulär mit wenig Nachhaltigkeit.

Setlist: Arcachon / Leergetanzt / Tatendrang / Optimist / Lungenflügel / Boombox / Plattenbau

© Amelie Siegmund

Schon um 20:50 Uhr verdunkelt sich der Saal abermals und Juli betreten die Bühne. Zu Beginn noch im Dunkeln bei „November“, beleuchtet sich die Bühne passenderweise bei den Ausrufen im C-Part: „Es ist Juli“! Die Stimmung, das zeichnet sich schnell ab, ist entspannt und ausgelassen, durchaus mit Tanzstimmung, die sich im Laufe des Konzerts und natürlich bei den zahlreichen Hits auch entlädt. Besonders zu Beginn gibt es ein paar Schmankerl vom Debüt, beispielsweise „Tränenschwer“ und „Tage wie dieser“, die wohl zuletzt im Rahmen ihrer damaligen Album-Tour auf der Setlist standen. Insgesamt wirken Briegel und die Musiker rund um Gitarrist und Songwriting-Mastermind Simon Triebel bestens gelaunt und größter Spiellaune – dementsprechend sprudelt der Optimismus auch über zu den Münchner*innen, die begeistert mitsingen.

Entgegen zum sonst üblichen Turnus, das Jubiläumsalbum komplett darzubieten und ein Best-Of anzuhängen, spielen Juli lediglich zwei Drittel der Lieder und konzentrieren sich sonst, wild durchmischt, auch auf ihre weitere Diskografie, besonders auch auf ihr vergangenes Jahr erschienenes Album. Störend ist das kaum, denn die Songs sind stark und fügen sich bestens zum Pop-Rock der 00er-Jahre. Briegel erzählt zudem ein paar Anekdoten, erwähnt den Tour-Podcast, den Gitarrist Jonas Pfetzing in jeder Stadt mit Band- und Crew-Mitgliedern aufnimmt, und wird immer wieder nostalgisch, wenn sie zur Anfangszeit in Gießen kommt. So vergeht die Zeit überraschend kurzweilig, denn nach dem Zugabenblock und dem grandiosen „Regen und Meer“ verabschieden sich Juli winkend von der Bühne, während knapp zwei Stunden wie im Flug vergangen sind. Eine wundervolle Zeitreise!

Setlist: November / Elektrisches Gefühl / Insel / Tränenschwer / Tage wie dieser / Fahrrad / Der Sommer ist vorbei / Fette wilde Jahre / Immer wenn es dunkel wird / In unseren Händen / Wolke / Geile Zeit / Irgendwann / Dieses Leben / Anders / Perfekte Welle / Wir beideZugaben: Warum / Zerrissen / Regen und Meer

Bericht: Ludwig Stadler

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