Jules Ahoi präsentierte am Mittwoch, 12. Oktober 2022, unter anderem Songs vom neuen Album, als er im Strom mit seiner Band das Publikum verzauberte. Der Sound wird auf dem neuen Album noch einmal sensibler, er spielt live voller Gefühl seine Songs, die nach Sinn suchen oder in Erinnerungen schwelgen. Das Publikum ist ganz bei ihm. Alle lassen sich auf den Moment ein. Wie sehr Jules die Nähe zu den Fans fehlt, merkt man, als er erklärt, er würde ja sonst immer einen Song in der Menge spielen, traut es sich aber nicht, da er fürchtet, krank zu werden (wobei dieser halbe Meter in einer Location wie dem Strom wohl keinen so großen Unterschied gemacht hätte). Auch dem Zusammenspiel der Musiker*innen merkt man die Erfahrung und das gegenseitige Vertrauen an. All sind ganz ergriffen vom Moment und genießen es, endlich wieder auftreten zu können.
Durch die sehr tiefgründigen und atmosphärischen Songs wie „Feith“ oder „The Past“ kommt natürlich keine Stimmung zum Abtanzen auf. Doch das ist auch nicht die Intention dieses Abends, es geht darum, dass Band und Publikum verschmelzen und einen Abend lang innehalten. Gerade bei Songs vom neuen Album „Melancholic Dream Wave“ funktioniert das unheimlich gut. So lässt sich Jules bei „U Bloom, Still“ viel Zeit beim Intro und geht ganz auf den Vibe ein, den der Track vermitteln soll. Das Publikum schwingt langsam und entspannt mit, eher wie ruhige See als wie das stürmische Meer. Das ist Musik zum Genießen.
Wie sehr sich Jules Ahoi und Band freuen, endlich die so lange geplante Tour spielen zu können, merkt man deutlich an den kleinen Anekdoten über die Zeit, in der das neue Album entstanden ist: die Zwangspause namens Lockdown. Die Bühne umgibt eine Stimmung, die zwischen Konzentration und Meditation schwingt, jeder Ton sitzt. Das Publikum stimmt in diesen Vibe ein, keine lauten Schreie und ekstatischen Fans, nur ab und an fragt Jules, wie es geht und ob alle Spaß haben. Die von der Musik vermittelten Gefühle bereits wenn man auf Spotify rein hört, verstärken sich auf dem Konzert noch. Wer die Musik also auf Platte schon mag, dem sei ein Konzert von Jules Ahoi wärmstens empfohlen. Eine intensive Erfahrung!
Bericht: Jana Taendler