Nicht erst, aber allerspätestens seit der Tour mit Electric Callboy sind Future Palace in aller Münde. Die Berliner Band hat einen modernen und mitreißenden Sound entwickelt, der sowohl Fans von hymnenhafter Rockmusik als auch knüppelharter Core-Musik abholt und sich so schnell in die Herzen der metallischen Fangruppierungen gespielt. Kein Wunder also, dass ihre aktuell laufende Headliner-Tour beachtliche Größen annimmt. In München gastieren sie am 16. November 2023 im Backstage – hochverlegt von Club auf Halle, und dennoch restlos ausverkauft. Sauber!
Dementsprechend voll ist es bereits, als Support ENVYYOU um kurz nach 20 Uhr startet. Die Band aus Schweden hat ein Klangbild erschaffen, dass das rockinteressierte TikTok-Publikum absolut abholen dürfte: eingängige Refrains, leichte, aber wirkungsvolle Rock-Riffs und ein äußerst gutaussehender Bub am Mikro. Während am Anfang offensichtlich noch die ruhigen und radiolastigen Lieder im Programm sind, was auch die arg wenig euphorischen Reaktionen des Publikums bestätigen, brandet mit ein paar unveröffentlichten Liedern auch etwas Bewegung und Jubel in der Backstage Halle auf. Insgesamt ein solider Auftritt, dennoch vielleicht etwas zu sanft und poppig für diese Tour.
Future Palace gehen da schneller in die Vollen, mit „Defeating Gravity“ starten sie den Abend äußerst gitarrenlastig. Da die Band lediglich aus drei Mitgliedern besteht, wird zwangsläufig auf einiges an Backing-Tracks zurückgegriffen – darunter leidet am Ende dann doch auch etwas der Druck des Sounds, besonders in den härteren Stücken wie „Locked“ und „Heads Up“ fehlt doch der letzte Schliff, der finale Druck, um die Menge vollends wegzufegen. So liegt es ziemlich allein in der Hand von Frontfrau Maria Lessing, die ohne jede Unterstützung, dafür mit ordentlich Stimmvolumen den Abend gesanglich alleine bewältigt. Das gelingt ihr im rund 75-minütigen Set aber äußerst gut, sie ist sicher im Clean-Gesang als auch bei den Shouts; definitiv ein ordentlicher Kraftakt, der jeden Tag aufs Neue bevorsteht. Die Passion im Musizieren gleicht das aber allemal aus – das sieht man den Musiker*innen bei jedem Song an. Und auch das Publikum taut im Laufe des Abends immer mehr auf und tanzt sich vor allem durch die härteren Klänge warm. Höhepunkt des Abends dürfte der vorletzte Songs des Abends sein: „Paradise“. Der Hit der Berliner steht sinnbildlich für ihren Sound, der sie völlig zurecht dorthin gebracht hat, wo sie heute sind. Wenn nun vielleicht noch Bass und zweite Gitarre als Live-Musiker dazukämen, um den Songs im Live-Klang mehr gerecht zu werden, sind sie kaum mehr aufzuhalten. Heads Up!
Setlist: Defeating Gravity / Roses / Twisted / Flames / Locked / A World In Tears / Fever / Dead Inside / Lately / Break Free / Maybe / Wounds / Head Up / Malphas / Paradise / Sleep Tight
Bericht: Ludwig Stadler
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