Es gibt diese Bands in und um München, die man immer wieder auf allerlei Plakaten und Artikeln liest, dass sich der Name irgendwann einbrennt. Stray Colors sind so ein Kandidat – und das hat nicht mit der Überpräsenz zu tun, sondern letztendlich mit purem Können, durch das sich die Münchner Kombo hochgespielt hat. Ihr Mix aus Indie, Folk und Balkan ist manchmal fetzig, manchmal ruhig, aber immer begeisternd. Nun haben sie den wunderbar-verträumten Song „Subway Train“ veröffentlicht und gewinnen damit definitiv die Herzen der Fans. Die liebevolle Melodie schliddert zwar knapp am Kitsch vorbei, aber ist so eingängig, dass diese Kleinigkeit schnell verziehen ist. Wir haben uns mit den Jungs unterhalten über ihre neue Single, Corona und ihren wilden Genre-Crossover.
Kultur in München: Servus zusammen! Was für eine wilde Zeit aktuell. Wie habt ihr die vergangenen Monate erlebt? Welche Einbußen hattet ihr – und welche Chancen habt ihr vielleicht auch daraus mitgenommen?
Das Jahr war definitiv eine Achterbahnfahrt! Nach dem anfänglichen Schock darüber, was da überhaupt gerade auf der Welt los ist, haben wir uns zunächst ganz gut mit der Lage arrangiert. Trotz aller Umstände gelang es uns irgendwie unsere Single “Alles Bleibt Neu” zu produzieren und zu veröffentlichen. Damit blieb uns zumindest zunächst ein mal das Banananbrot-Backen und Yoga erspart. 😉 Im Laufe des Sommers haben wir dann aber doch ganz deutlich gespürt, dass uns die ganzen Festival- und Open Air-Shows sehr abgehen. Das tat schon weh, grade weil ursprünglich eine ziemlich ausgedehnte Deutschlandtour geplant war. Dennoch haben wir das beste draus gemacht und fleißig an neuen Songideen gebastelt.
Kultur in München: Eure neue Single „Subway Train“ klingt verspielt, sanft und auch etwas verträumt. Ein Vibe von Beatles und Owl City spüren wir da – und schier grenzenlosen Optimismus. Wie seid ihr zu dem Song gekommen? Und was möchtet ihr damit aussagen?
Den Song hatten wir live schon eine ganze Weile im Gepäck und haben uns daher ganz besonders gefreut ihn, nun endlich auch digital mit unseren Fans teilen zu dürfen. In “Subway Train” geht es um den Moment, in dem man sich während einer U-Bahn-Fahrt unsterblich in eine/n Mitreisenden verliebt, die/den man eigentlich überhaupt nicht kennt. An der nächsten Station findet die Liebesgeschichte allerdings auch schon ihr Ende, da die Person dort aussteigen muss. Es geht also um Liebe auf den ersten Blick, verpasste Chancen und den Kontrast zwischen verträumter Phantasiewelt und der manchmal doch ganz schön harten Realität.
Kultur in München: Ihr seid dafür bekannt, die Genres zu sprengen und sogar Balkan-Elemente in euren sonst eher poppig-folkigen Sound einzupflegen. Eine wilde Idee – und doch klappt sie, wie euer kleiner Hit „Whiskey Sour“ zeigt. Wollt ihr euch in Zukunft noch an andere Stilrichtungen heranwagen, die ihr schon immer mit eurem Sound kreuzen wolltet?
Möglich ist alles! Bei unseren Stilmixen ist selten ein Plan dahinter, meistens kommt das alles ziemlich spontan und intuitiv. Das war von Anfang an so, daher haben wir uns die Regel gesetzt: was uns gefällt, das kommt auch auf die Platte bzw. ins Live-Set, egal unter welches Genre es fallen sollte. Wir experimentieren momentan u.a. auch mit elektronischen Elementen, daher könnte es gut sein, dass da einige neue Klangverschmelzungen in diese Richtung entstehen. Zudem haben wir einen neuen Trompeter, Nico Weber, welcher an der Musikhochschule Jazztrompete studiert. Vielleicht haben wir also bald einen Balkan-Electro-Indie-Jazz Track im Repertoire, wer weiß. 😉
Kultur in München: Ihr habt im Sommer bereits u.a. in Augsburg und im Werksviertel München gespielt. Wie waren die Eindrücke, unter diesen neuen Bedingungen und der allgemeinen kulturellen Zwangspause wieder auf der Bühne zu stehen? Findet ihr, das Publikum hat sich verändert?
In erster Linie waren wir einfach wahnsinnig froh, diesen Sommer überhaupt nochmal auf einer Bühne stehen zu dürfen. Damit hatte wirklich keiner von uns mehr gerechnet. Die beiden Abende haben wir auch sehr schön in Erinnerung behalten. Natürlich ist alles etwas anders: man merkt, dass die Leute etwas länger zum Auftauen brauchen, und sich manchmal nicht ganz sicher sind ob sie jetzt nun Tanzen dürfen oder nicht etc. Dennoch sind wir unfassbar dankbar an alle Veranstalter, die sich dieses Jahr die Mühe gemacht haben, trotz aller Einschränkungen etwas auf die Beine zu stellen. Komplett ohne Kulturveranstaltungen wäre dieses Jahr noch deutlich trostloser gewesen.
Kultur in München: Ein Blick in die Zukunft. Was steht bei euch an? Welche Planungen, soweit man aktuell überhaupt planen kann, habt ihr?
Wir sind weiterhin fleißig am Schreiben und Vorproduzieren und planen demnächst wieder ins Studio zu gehen. Außerdem arbeiten wir grade am Schnitt für unser Musikvideo zu dem Song “Sunbeams”. Pause machen wir jedenfalls definitiv nicht, die Kreativität findet immer einen Weg, auch in schwierigen Zeiten.
Kultur in München: Danke euch für das kleine Interview und alles erdenklich Gute! Bleibt gesund!