Kühl ist der Abend des 20. April, vor dem Feierwerk grüppchenweise Schwarzbemäntelte: gekommen, Ultha und Unru zu sehen.
Die Wiederkehr des Verdrängten lautet der Titel des jüngsten Werks von Unru. Und als musikalische Manifestation dessen, was unter aufgeräumte, hygienische Oberflächen gedrückt wurde und sich schließlich – verhängnisvoll – geltend macht, leuchtet das, was die Gruppe während knapp einer Stunde auf der Bühne der Kranhalle fabriziert, durchaus ein.
Insbesondere gesanglich sind Unru stark aufgestellt: Keyboarderin E. steuert skandinavisch-ätherischen Gesang zu den Growls von Zentralfigur und Bassist T. bei; Gitarrist Lars Ennsen, der auch bei Ultha tätig ist, lässt sich Quorthon-esk singend/screamend vernehmen. An der zweiten Gitarre hilft Ulthas Ralph Schmidt aus: Krankheitsbedingt, mussten Unru mit reduzierter Besetzung auf Tour gehen.
Die Band beginnt ihr Set mit Songs des erwähnten neuen Albums, welches übrigens auf freiwilliger Spendenbasis hier bezogen werden kann und äußerst gelungen ist. Trotzdem man also Schmidt beipflichten kann, wenn er später Unru als eine der besten gegenwärtigen deutschen Black Metal-Bands loben wird, scheint die Band die Komplexität und Spannkraft ihrer eigenen Stücke live noch nicht vollständig zu beherrschen. Ihre Darbietung, bei leider mittelprächtigem Sound, wirkt während der ersten Hälfte ihres Sets bisweilen fragmentarisch und zu wenig stringent. Stücke ihrer hervorragenden EP Als Tier ist der Mensch nichts, zünden dagegen deutlich besser. Die Band wird von der inzwischen gut gefüllten Kranhalle mit herzlichem Beifall verabschiedet.
Wenig später positionieren sich Ultha; und wer die Band schon einmal erleben durfte, wird sich wundern: Die Kunstnebeldichte ist verhältnismäßig gering, und dann: Gibt es auch noch eine Ansage. Keyboarder Andreas Rosczyk musste zu Beginn der Tour leider ins Krankenhaus, darum müssen Ultha nun ohne ihn auskommen. Man werde, so Schmidt, versuchen eine ›stripped down punk Version‹ der ursprünglichen Setlist zu spielen. Ein Versprechen, das trotz des traurigen Ausfalls geeignet ist, den Speichelfluss anzuregen; und eines, das Ultha zur vollsten Zufriedenheit einlösen. Bei hervorragendem, druckvollen Sound präsentieren die Kölner u.a. Songs von ihrem neuen, für Außenstehende vor wenigen Wochen völlig überraschend veröffentlichten Album All That Never Has Been True. Zwar machen die prominenten Synthesizer-Klänge die Atmosphäre und den besonderen Charakter vielen Ultha-Songs aus. Dessen ungeachtet ist es beeindruckend, wie lebendig und rund die Band auch mit ausschließlich saitenbasierter Instrumentierung klingt. Wie meistens schließt das Set auch heute mit dem ›Hit‹ ›Fear the Light’s Path (Close to Our Hearts)‹ vom Album Converging Sins. Es war eine Freude, beide Bands wieder einmal live hören zu dürfen und ein allen Einschränkungen zum Trotz hervorragendes Konzerterlebnis.
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