Legenden-Alarm auf dem Tollwood Sommerfestival! Erst am Vortag waren Alphaville mit dem Filmorchester Babelsberg zu Gast, nun kommen die amerikanischen Kult-Rocker Toto in die Musik-Arena. 2019 waren sie bereits zu Gast im restlos ausverkauften Zelt, auch fünf Jahre später darf wieder das Sold Out-Schild herausgeholt werden und die Vorfreude riesig. Neben den großen Hits wie „Africa“ und „Hold The Line“ sind auch allerlei Deep Cuts und außergewöhnliche Songs zu erwarten – Gitarrist Steve Lukather und Sänger Joseph Williams sind mit ihren Mitmusiker*innen spielfreudiger unterwegs als je zuvor. Mit dabei: The Effect, die Band mit u.a. Phil-Collins Sprössling Nic Collins und Trev Lukather, dem Sohn des Toto-Masterminds.
Trotz der sportlichen Temperaturen auf dem gesamten Gelände staut sich in der Musik-Arena überraschend wenig Luft an, auch wenn sich das ausverkaufte Zelt schnell füllt. Passend zum Altersschnitt des Publikums sind die Sitzplätze als erstes belegt, aber die dann doch deutlich heterogenere Mischung als gedacht macht es sich vor der Bühne selbst gemütlich. Pünktlich um 18:45 Uhr starten bereits The Effect, recht unverblümt mit dem Song „Toxic Envy“. Gerade einmal zu dritt, stellt die Gruppe vor allem zwei Namen in den Fokus: Nic Collins an den Drums und Trev Lukather an der Gitarre. Emmett Stang am Gesang geht mit 80er-Gedenkoutfit und passender Glam Rock-Friese optimistisch zur Musik passend hervor und singt sich ordentlich hoch durch die Songs, die Classic Rock, moderne Riffs und reichlich symphonischen Sound kombinieren. So recht zünden will es live leider nicht, der Bass und Chor vom Band erscheinen komisch, das Acting des Frontmanns ist ein paar Nummern drüber und die Kompositionen gehen über unterhaltsamen Rock nicht hinaus. Potenzial ist aber definitiv vorhanden.
Setlist: Toxic Envy / Something Wrong / High Life / World Between Us / It Could Have Been You (Journey cover) / Unwanted
Die ältere Musik-Generation lässt sich dann noch etwas Zeit, bevor Toto um 19:50 Uhr auf die Bühne schreiten und ohne jegliches Intro mit „Girl Goodbye“ in ihr Set starten. Insgesamt zu siebt steht die amerikanische Formation auf der Bühne, natürlich mit absolut gelingendem Ansatz, alles live zu spielen – angefangen mit Keyboard, Percussion, Drums und Bass im Hintergrund, dazu das Hauptdarsteller-Trio etwas weiter vorne: Keyboarder Greg Phillinganes, Sänger Joseph Williams und Gitarrist Steve Lukather. David Paich selbst ist aus gesundheitlichen Gründen seit Pandemie-Restart nicht mehr dabei, aber kuratiert die Gruppe und hält seine musikalische Hand über alles. Dass eine Band mit über 45 Jahren Bandhistorie nicht mehr in Originalbesetzung spielt, verwundert kaum, aber langjährige Mitglieder sind weiterhin dabei und natürlich die Masterminds der Gruppe.
Gerade an der Gitarre lässt sich Lukather nicht lumpen und wirft fast bei jedem Song Soli ins Publikum, die selbst die jüngsten und frischesten Gitarristen noch neidisch werden lassen. Nicht zu Unrecht gilt er bis heute als einer der besten lebenden Musiker*innen der Welt und ist als Session-Musiker auf Hunderten von Alben vertreten. Williams war zuerst in der Filmmusik, wie auch sein Vater, in den 80er-Jahren ist er dann für einige Jahre zu Toto gekommen, bevor Bobby Kimball abermals übernahm. Seit 2010 ist er wieder fest dabei. Nicht nur die beiden Urgesteine, auch jeder einzelne weitere Musiker ist an seinem Instrument (und gesanglich!) so irrsinnig stark, dass es durch das tighte und astreine Zusammenspiel eine absolute Freude wird, dem Septett zuzuhören. Recht exakt zwei Stunden präsentieren Toto einen astreinen Querschnitt ihrer Diskografie, einschließlich der Hits und einiger Deep Cuts. Zu „Africa“ kommen abschließend The Effect mit auf die Bühne – und spätestens da wird klar, dass zumindest bei Toto die alten Herren doch noch die Nase vorn haben. Was für ein musikalisch grandioser Abend!
Setlist: Girl Goodbye / Hold The Line / 99 / Pamela / Jake To The Bone / Burn / I’ll Be Over You / Stop Loving You / Little Wing (Jimi Hendrix cover) / I’ll Supply The Love / A Thousand Years / Georgy Porgy / Dying On My Feet / Home Of The Brave / With A Little Help From My Friends (The Beatles cover) / Rosanna / Africa
Bericht: Ludwig Stadler
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