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Wonderful Life – Tom Odell in der Olympiahalle (Bericht)

Er ist das Paradebeispiel, wie Social Media und insbesondere TikTok die Karriere nachhaltig und beachtlich ankurbeln kann: Tom Odell. Dem britischen Liedermacher ist bereits mit „Another Love“ 2012 und seinen ersten beiden Alben im Generellen ein ordentlicher Erfolg gelungen, der ihm auch die Möglichkeit gegeben hat, weltweit in mittelgroßen Hallen zu spielen und relativ konstant eine Liebhaberschar an Fans zu halten. Berichtet haben wir u.a. im Januar 2019 aus der TonHalle, doch dann ist gerade sein bereits etablierter Song „Another Love“ in den sozialen Netzwerken explodiert, eine ganze Generation hat den Sänger neu entdeckt und seiner Karriere neue Höhen ermöglicht. Schon mit „Black Friday“ gelang ihm weiterer Hit, damit einhergehend eine riesige Hallentour, die binnen Minuten ausverkauft war. Logisch also, dass es zum neuesten Album „Wonderful Life“ erstmals in die Arenen geht, darunter auch am 14. November 2025 in die Olympiahalle München.

Bereits um 18:30 Uhr beginnt Matilda Mann den Abend. Die junge britische Musikerin bringt, alleine singend mit Gitarre, ihre unaufgeregten, aber emotionalen und durchaus spannenden Songs auf die Bühne. Der folgende David Kushner hat den Vorteil, dass er bereits einige Hits im Gepäck hat, zumindest Hits im Zielgruppen-Publikum von Odell. So kommt es bei seinem rund 40-minütigen Auftritt bereits zu ersten Mitsing-Chören und reichlich Handy-Mitgefilme. Die Stimme des Amerikaners geht tief unter die Haut und findet sich in den Songs zwischen Rock, Pop und Blues bestens aufgehoben. Irgendwo zwischen Hozier und Welshly Arms siedelt sich Kushner musikalisch an, doch spätestens seit seinem Durchbruch mit „Daylight“ braucht es solche Vergleiche sowieso nicht mehr. Kein Wunder, dass genau dieser Song zum Abschluss lautstark bejubelt wird.

Setlist: Darkerside / Dirty Dog / Mr. Forgettable / Dead Man / No High / Burn / Miserable Man / Bittersweet Dreams / Skin And Bones / Daylight

© Darren Gwynn

Überraschend lange Zeit lässt sich Tom Odell, bevor er um 20:40 Uhr an den Flügel tritt, der in einem Spalt des überdimensional langen Vorhangs reingeschoben wurde. Statt eines wuchtigen Beginns setzt er auf ruhige Töne: „Strange House“, „ugly“, „Best Day Of My Life“. Was überrascht: Die Olympiahalle verharrt in absoluter Stille. Das wird auch bis zum Ende nicht abreißen, wenn der Brite immer mal wieder ruhigere Werke stellenweise alleine am Klavier zum Besten gibt, seien es „Heal“ oder das monumental ergreifende „The End“. Zum Lautsein gibt es aber dennoch genug Anlass, denn nach dem entspannten Einstieg öffnet sich der Vorhang und gibt den Blick auf seine sechsköpfige Band aus Gitarre, Bass, Drums und Bläsern frei. Insgesamt ähnelt der Aufbau seiner vergangenen Tour, die im Zenith Halt gemacht hat, nur etwas größer und arenafähiger erscheint das Setting. Auf große Effekte verzichtet er aber: Hier geht’s um die Musik!

An sich wäre das bei einem Ausnahme-Talent wie Tom Odell auch der richtige Ansatz, wäre da nicht der absolut grauenhafte Sound. Während seine solistischen Momente am Klavier noch in Ordnung klingeln, wird es ab dem Einsetzen der Band zu einem matschigen, dumpfen Brei, der das Schlagzeug wie Blechbüchsen klingen lässt und teilweise wirklich in den Ohren schmerzt. Das wird der dargebotenen Performance- und Songqualität natürlich nicht im Geringsten gerecht, im Gegenteil, es sabotiert solch magische Momente wie den Aufbau bei „Black Friday“. Wieso man nach dem Sprung auf Arenen nicht auch ein Soundteam mitnimmt, das sich klanglich in Arenen so gut wie möglich auskennt, bleibt fraglich, besonders, da es noch früher im Jahr als Support von Billie Eilish auch klanglich gelungen ist. Nun gut, der positiven Stimmung und der Euphorie des Sängers tut das alles wenig Abbruch, rund 100 Minuten präsentiert Tom Odell einen Querschnitt aus seinem Songkatalog, bevor es final natürlich bei dem Song münden muss, mit dem alles angefangen hat: „Another Love“.

Setlist: Strange House / ugly / Best Day Of My Life / Grow Old With Me / Can’t Pretend / Spinning / Somebody Else / I Know / Don’t Let Me Go / Don’t Cry, Put Your Head On My Shoulder / The End / Black FridayZugaben: Parties / Can We Just Go Home Now / Answer Phone / Heal / The End Of Suffering / Another Love

Bericht: Ludwig Stadler

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