An diesem Abend läuft es im Gärtnerplatztheater ein wenig anders als sonst. Bevor man den Zuschauerraum betritt, erhält jeder Zuschauer eine Karte mit unterschiedlich bedruckten Seiten. Auf der einen Seite befindet sich ein O, auf der anderen ein X. Diese Karte wird man als Zuschauer brauchen, um Fragen, die während des Ballettabends gestellt werden, zu beantworten und damit den weiteren Verlauf des Stückes mit zu entscheiden. Salome Tanz feierte am 28. Februar 2020 Premiere im Gärtnerplatztheater.
Salome ist sicher vielen als Drama von Oscar Wilde bzw. Oper von Richard Strauss bekannt. Die Geschichte rund um die Tochter der Herodias und Johannes den Täufer, der von Herodes gefangen gehalten wird, ist häufig Teil des Spielplans. Im Gärtnerplatztheater wird dies jedoch nun von Choreograph Eyal Dadon als zeitgenössisches Ballett auf die Bühne gebracht.
Musikalisch wird dieser Tanzabend untermalt von Werken unterschiedlichster Komponisten. Der musikalische Leiter Michael Brandstätter erklärt, dass die Kompositionen passend zu den Choreographien und Wünschen Eyal Dadons ausgewählt wurden. So erklingen an diesem Abend sanfte Melodien von Franz Schubert, sinfonische Klänge von Franz Schreker, John Cages präpariertes Klavier und zeitgenössische Musik von Caroline Shaw.
Dadon legt den Abend als eine Art Videospiel an. Er beschreibt sich selbst als großen Fan von Videospielen und wie in diesen kommuniziert wird. Da es ihm schwer fällt, sich in Worten auszudrücken, sucht er den Ausdruck durch Bilder um Emotionen und Aussagen passend zu transportieren. Unterstützt wurde er bei seiner Arbeit an Salome Tanz von seiner Kollegin Tamar Barlev, die ihm als Assistentin zur Seite stand.
Der Abend ist nicht nur interaktiv, sondern auch intermedial. Das heißt, es werden verschiedene Medien auf der Bühne eingesetzt. Um dem Publikum andere Perspektiven aufzuzeigen, gibt es eine Kamera auf der Bühne, welche Live-Bilder auf eine große Leinwand projiziert. Der Zuschauer sieht somit mehr als nur den einfachen Blick aus dem Zuschauerraum auf die Totale der Bühne. Er sieht das Bühnengeschehen durchgehend aus mehreren Blickwinkeln und kann somit völlig anders in die Geschichte eintauchen. Die Videodesigner Thomas Mahnecke und Christian Gasteiger bringen den Abend so auf eine neue visuelle Ebene und unterstützen den Videospielcharakter, mit dem Dadon sein Werk angelegt hat.
Dem Zuschauer mangelt es an diesem Abend sicher nicht an Eindrücken und Bildern. Er erlebt zeitgenössisches Ballett mit neuen, modernen Formen und taucht sowohl ab in eine Welt der technischen Möglichkeiten als auch in die Welt Salomes. Das Werk bedient sich vieler verschiedener Motive des mythischen Stoffes, wie z.B. Enthauptung, Gefangenschaft und Unterdrückung und bringt diese auf unkonventionelle Art neu arrangiert auf die Bühne.
Kritik: Rebecca Raitz