Man Of The Hour – Frank Carter & The Rattlesnakes im Backstage Werk (Bericht)

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Gerade noch als Frontmann der Sex Pistols in Großbritannien unterwegs, ist Frank Carter mit seinen The Rattlesnakes am 30. Oktober 2024 zu Gast im Münchner Backstage. Es ist das erste Konzert der Band in München seit 5 Jahren, nachdem ihre letzte Show kurzfristig abgesagt werden musste. Gleichzeitig ist es auch die größte und, laut eigener Aussage, vorerst letzte Show der Band in der Landeshauptstadt. Bereits zum Einlass der Veranstaltung gegen 19:00 Uhr ist der Kampf um die Parkplätze vor dem Backstage Areal eröffnet: Trotz Ausbau der Parkanlage stehen die Fahrzeuge kreuz und quer auf dem Gehsteig, der öffentliche Nahverkehr ist derzeit einfach nicht verlässlich genug und mit gleich mehreren gut verkauften Shows auf dem Gelände einfach zu viel Andrang.

© Chris Georghiou

Pünktlich um 20:00 Uhr geht es dann los mit dem musikalischen Abendprogramm. Dem ein oder anderen Gast im Publikum dürften Kid Kapichi bekannt vorkommen, so war die Band bereits auf der letzten Show in München mit Frank Carter unterwegs. Beschwerden gibt es keine, denn die britische Punk- und Alternativerock-Formation hat bereits letztes Mal mehr als überzeugt. Nach Shows mit Liam Gallagher, Nothing But Thieves und auf den größten Festivalbühnen der Welt, hat die Band seit ihrem letzten Gastspiel nur noch an Routine und Erfahrung gewonnen. Mit ihrem neuen Album „There Goes The Neighbourhood“ im Gepäck starten Kid Kapichi zunächst vor einem halbleeren Backstage Werk, das sich allerdings binnen von Minuten füllt. Zurecht, denn mit ihrem kompromisslosen, britischen Charme und ordentlich Wumms im Gepäck spielen sie ihre 35-minütiges Set fast in einem flüssigen Rutsch, ohne irgendetwas anbrennen zu lassen. Musikalisch irgendwo zwischen Arctic Monkeys und einer britischen Fassung von Queens of the Stone Age, passen sie perfekt ins heutige Programm. Frank Carter hatte hier offensichtlich einen guten Riecher. Wenn Kid Kapichi ihren Kurs beibehalten, könnten sie bald selbst die großen Hallen füllen.

Setlist: Artillery / Let’s Get To Work / 999 / Rob The Supermarket / Sardines / New England / Newsnight / Can EU Hear Me? / Get Down / Smash The Gaff

© Brian Rankin

Nun aber zum Man Of the Hour, der nach einer komfortablen Umbaupause mit seiner Band die Bühne betritt. Mit einer stets abweichenden Setlist weiß man im Vorfeld nur teilweise, was der Abend musikalisch bringt. Showtechnisch sind Frank Carter & The Rattlesnakes grundsätzlich immer die Personifikation einer Wundertüte. So nimmt der schmächtige Frontmann das Ankurbeln des Circle Pits zu „Kitty Sucker“ selbst in die Hand und marschiert in die Mitte des Publikums. Dort gefällt es ihm so gut, dass er für die nächste Nummer „Devil Inside Me“ gleich dort bleibt. Die Bewegung bleibt bestehen, auch nach seiner Rückkehr auf die Bühne, generell ist die Stimmung nur schwer zu schlagen. Die Setlist lässt sehr wenig Wünsche offen, von den etwas poppigeren neuen Nummern bis hin zu den fast schon im Hardcore-Punk angesiedelten Songs wie „Juggernaut“ kommen sowohl Fans der Frühwerke als auch der etwas ruhigeren Lieder auf ihre Kosten. Pausen gönnen sich die Musiker nicht, lediglich zum Mittelteil von „Juggernaut“ tauscht die Band die Instrumente mit der Crew, die dann einmal ihr musikalisches Talent zeigen darf. Ein feiner Zug, der den grundsympathischen Charakter der Briten einmal mehr unterstreicht. Nach rund 75 Minuten ist der letzte Ton gespielt, die Zugabe „I Hate You“ wird standesgemäß und natürlich mit einer Prise Humor der Vorgruppe Kid Kapichi gewidmet.

Es grenzt fast schon an Frevel, dass diese innovative und mittlerweile auch mehr als erfolgreiche Gruppierung von Musikern wohl nach dieser Tour auf unbestimmte Zeit pausiert. Einmal mehr beweist nicht nur Frank Carter, sondern auch der Rest der Rattlesnakes, dass sie wahrscheinlich einer der stärksten Live-Acts in diesem Genre sind. Lange wird man zumindest das Energiebündel Frank Carter sowieso nicht von einer Bühne fernhalten können. Einziger Wermutstropfen für viele der anwesenden Fans sind die Merchandise-Preise: Der sonst so Fan-nahe Frank Carter verlangt für ein simpel bedrucktes T-Shirt satte 40€, deutlich mehr als der Ticketpreis. Das ist dann doch fernab von Punkrock.

Setlist: Why A Butterfly Can’t Love A Spider / Honey / Self Love / Kitty Sucker / Devil Inside Me / Wild Flowers / My Town / Paradise / Juggernaut / Brambles / Cupid’s Arrow / Lullaby / Angel WingsZugaben: Can I Take You Home / Crowbar / Man Of The Hour / I Hate You

Bericht: Luka Schwarzlose

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