Must-See im Katzengewand – Cats im Deutschen Theater (Kritik)

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Bereits seit den 1980er Jahren begeistert das Musical „Cats“ das Publikum in der ganzen Welt. In London uraufgeführt, wird Cats nun wieder in ganz Deutschland gespielt und beginnt seine Tour in München im Deutschen Theater. Die Liste der prominenten Gäste aus Film-, Fernseh- und Musikbranche ist lang an diesem Donnerstag, dem 2. Juni 2022, zur Premiere. Mittlerweile gilt Cats als eines der erfolgreichsten Musicals aller Zeiten und begeisterte in Laufe der Jahre über 100.000 Menschen. Die Produktion von David Ian hält sich sehr an das Original von Regisseur Trevor Nunn. Schließlich ist dies das Erfolgsrezept der Show: die Kostüme, die Songs sowieso und die großen Massenszenen, für die das Publikum diesen Abend so liebt. Man könnte meinen, man sei in einen Abend von vor 10 Jahres gefallen, so konstant wird bei Cats der Stil beibehalten.

© Petra Schönberger

Die Band begleitet die Katzen an diesem Abend live und die wohl bekannten Songs von Andrew Lloyd Webber berühren das Publikum wie am ersten Tag – ganz vorn dabei natürlich Memory. Doch was begeistert das Publikum so sehr und so lange schon? Bei Cats handelt es sich um ein simples Rezept: Bekannte Musik, die ins Ohr geht, einfache Handlung, eingängige Texte, beeindruckende Kostüme und viele große Momente einzelner Figuren oder des gesamten Ensembles. Dieses Stück vereint alles, wofür Musical steht! Glitzer, Spaß, Drama, Jazzhands, Spannung und die ganz große Show! Das Beeindruckende in dieser Inszenierung: wenngleich schon so oft im Radio, auf CD oder jüngst auf Spotify gehört, jagt Grizabellas ‚Memory‘ in der Performance von Jacinta Whyte heiße und kalte Schauer über den Rücken, weil der Song so ergreifend ist. Ebenso für Begeisterung sorgen die Massenszenen, wie bereits zu Beginn bei der Performance von ‚Jellicle Songs for Jellicle Cats‘. Was schon seit Jahren funktioniert, fesselt auch das Münchner Publikum, wenn reichlich 30 Cats perfekt synchron Ballett tanzen und dazu noch singen, dann reißt das einfach mit!

© Petra Schönberger

Bemerkenswert ist dabei, mit welcher Perfektion alle Darsteller den Habitus der Katzen, die sie ja verkörpern, in jedem Moment durchhalten. Das schauspielerische Handwerk besteht dabei in der Gewissenhaftigkeit der Darsteller, mit der sie mit den Rollen verschmelzen. Was so simpel klingt, ist lange nicht in jedem Musical selbstverständlich – hier jedoch schon. Nimmt man zum Beispiel Ed Wade als Rum Tum Tugger. In seinem ersten Auftritt als Charmeur mit Rockstar-Habitus gibt er in seinem Spiel natürlich alles, doch auch den gesamten restlichen Verlauf der Handlung sieht man dem Darsteller klar an, dass er ganz bewusst immer weiter so spielt wie sich der Rockstar-Charakter in der entsprechenden Situation verhalten würde. Auch wenn 20 Leute auf der Bühne sind: nicht einmal die Katze hinten in der Ecke fällt aus der Rolle. Im Gegenteil, alle spielen, tanzen und singen mit größter Lust und Freud, die sich auf das Publikum einfach übertragen muss!

Die Show von etwa zweieinhalb Stunden verfliegt dadurch und man befindet sich in einem Rausch, ist gefesselt von der magischen Freude, der Anspannung, der Hoffnung, die die Katzen auf der Bühne seit drei Jahrzehnten ausstrahlen. Wen also vor Jahren schon die Begeisterung gepackt hat und der sich heute sagt, man wolle das noch einmal erleben – hier ist es möglich! Und die Begeisterung ist garantiert.

Kritik: Jana Taendler